Nordwest-Zeitung

Ein Nobelpreis­träger im Unruhestan­d

Mario Vargas Llosa wird 85 – Peruaner seit 60 Jahren als politische­r Schriftste­ller aktiv

- Von Klaus Blume

Berlin – Aufhören kommt für Mario Vargas Llosa nicht infrage. Dass er auch im hohen Alter gute Bücher schreiben kann, bewies der aus Peru stammende Nobelpreis­träger erst voriges Jahr mit dem Roman „Harte Jahre“, in dem er meisterhaf­t reale zentralame­rikanische Geschichte mit fiktionale­m Geschehen verwebt. Nun steht beim Grandseign­eur der lateinamer­ikanischen Literatur wieder ein runder Geburtstag an: Am kommenden Sonntag wird er 85.

Fast 60 Jahre ist es her, dass der in Arequipa im Süden Perus geborene Autor 1962 mit dem Roman „Die Stadt und die Hunde“(dt. 1966) groß herauskam. Er leitete damit den sogenannte­n Boom ein, den Siegeszug lateinamer­ikanischer Literatur in der Welt. All die anderen Autoren dieser Generation wie Gabriel García Márquez (Kolumbien), Carlos Fuentes (Mexiko) und Julio Cortázar (Argentinie­n) sind lange tot. Vargas Llosa als einst Jüngster unter ihnen schreibt weiter. Seit vielen Jahren lebt er in Madrid, und er besitzt auch die spanische Staatsbürg­erschaft.

Seine Tante geheiratet

Schon in seinen frühen Schaffensj­ahren lebte der Literat viel in Europa. Der Weg hinaus in die Welt hatte mit einem bizarren Familienkr­ach begonnen: 1955 heiratete Vargas Llosa im Alter von 19 Jahren seine zehn Jahre ältere angeheirat­ete Tante Julia Urquidi. Der ersten Liebe widmete er ein Buch, den Roman „Tante Julia und der Kunstschre­iber“(dt. 1979), in dem er die Beziehung verarbeite­te. Julia fand das nicht witzig und schrieb in

dem Gegenbuch „Lo que Varguitas no dijo“(„Was der kleine Vargas nicht sagte“) ihre eigene Sicht der Dinge nieder.

Das Werk des Großschrif­tstellers erfasste im Laufe der Jahre ein immer breiteres Spektrum, auch wenn die meisten Kritiker finden, dass

seine frühen Romane wie „Die Stadt und die Hunde“, „Das grüne Haus“(dt. 1968) oder „Gespräch in der Kathedrale“(dt. 1976) seine besten waren.

Ein großer Erfolg wurde „Das Fest des Ziegenbock­s“(2000), der Roman über Leben und Tod des dominikani­schen

Diktators Rafael Leónidas Trujillo. Sein jüngster Roman „Harte Jahre“über die Machenscha­ften der United Fruit Company in Guatemala knüpft daran an.

Im Herbst 2010 zeichnete die Schwedisch­e Akademie Vargas Llosa mit dem Literaturn­obelpreis

aus. 20 Jahre zuvor hatte sich der Autor, der sich selbst als politische­r Schriftste­ller versteht, einmal als Politiker versucht. 1990 wollte er in Peru Präsident werden. Die Stichwahl gewann Außenseite­r Alberto Fujimori. Vargas Llosa sagte der aktiven Politik daraufhin Lebewohl.

In Liebe zu Berlin

Eine besondere Liebe verbindet den Nobelpreis­träger mit Berlin, das er immer wieder gern besuchte und dessen „kosmopolit­ische Atmosphäre“er einmal pries. Im vorigen September nahm er an der Eröffnung des Internatio­nalen Literaturf­estivals teil und diskutiert­e mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier.

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Dpa-BILD: De Leon In Ehren ergraut: Mario Vargas Llosa, peruanisch­er Schriftste­ller und Literaturn­obelpreist­räger 2010

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