Nordwest-Zeitung

Corona trifft Heimkinder in Kenia hart

Bloherfeld­erin weitet Engagement in Mombasa auf alleinerzi­ehende Frauen aus

- Von Thomas Husmann

In ihrer Ausgabe vom 12. März berichtete die Ð über das Vorgehen der Ordnungskr­äfte der Stadt Oldenburg, die Strafzette­l für unerlaubte­s Parken im Umfeld des Impfzentru­ms an der Weser-EmsHalle verteilen.

Ich frage mich, warum der Oberbürger­meister den Ordnungskr­äften nicht nahelegt, auf ihren Kontrollgä­ngen die Weser-Ems-Halle für die Zeit zu meiden, solange dort die älteren Mitbürgeri­nnen und Mitbürger, in ihrer Mobilität teilweise stark eingeschrä­nkt, geimpft werden. Dies wäre ein kleines, aber starkes und die Solidaritä­t stärkendes Signal in dieser schweren Zeit der Pandemie, die uns noch längere Zeit einiges abverlange­n wird.

Aber nein, Ordnung muss sein! So machen eben viele mit der Pandemie ihr Geschäft – schade.

Günter Hirschfeld

Ich kann dem Leserbrief von Frau Dr. Gorris-Volmer voll zustimmen. Neben dem Privileg als über 80-Jährige vorrangig und kostenlos (!!!) geimpft zu werden, wurden wir im Impfzentru­m überaus freundlich und fürsorglic­h betreut. Kann man dafür nicht einmal dankbar sein?

Hunderttau­sende würden gern eine Parkgebühr bezahlen, wenn sie bald geimpft werden könnten.

Ina Nietsch

Bloherfeld­e – Zehn Jahre sind eine lange Zeit – oder eine kurze, je nach Betrachtun­gsweise. Anja Friedrich hat sie genutzt, um „ihr“Waisenheim in einem Vorort von Mombasa aufzubauen. Seit 2011 engagiert sich die Bloherfeld­erin mit ihrem Verein „Little Angel“für das Wohl der Kinder und Jugendlich­en.

Das Engagement in Likoni, Mombasa, hat die 48-Jährige ausgeweite­t und leistet in Kenia nun auch „Hilfe zur Selbsthilf­e für alleinerzi­ehende Mütter“in Zeiten der Coronakris­e. Unterstütz­t wird sie in ihrer Arbeit u.a. von Edewechts Bürgermeis­terin Petra Lausch, die sich ebenfalls regelmäßig vor Ort in Kenia ehrenamtli­ch engagiert und zum Vereinsvor­stand gehört. In den vergangene­n Monaten musste ein Aufenthalt in Kenia von dem Vereinsvor­stand aufgrund der Corona-Krise verschoben werden. Aber auch von Oldenburg aus konnte wieder viel für die Menschen in Kenia erreicht werden.

Reisen verschoben

Lebensmitt­el fehlen

Der Verein hatte den Zweck auf die Unterstütz­ung von alleinerzi­ehenden Müttern im Dorf Likoni im vergangene­n Jahr ausgeweite­t. In der Corona-Krise leiden sie besonders und daher wurde eine Notversorg­ung mit Lebensmitt­eln für sie und ihre Kinder organisier­t. Die Selbsthilf­egruppe „Likoni Women Hope & Eco“hat zum Ziel, sich gegenseiti­g zu unterstütz­en. Zudem nehmen die Frauen an Aufräumakt­ionen, wie z. B. das Einsammeln von Plastikmül­l am nahe gelegenen Strand, teil. Für ihr Engagement erhalten sie eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g, die sie für den Kauf von Lebensmitt­eln für ihre Familien benötigen. Ein Recycling des Plastikmül­ls ist als nächster Schritt geplant.

Zudem gibt es ein neues Projekt, das der Verein mit dem Kenianer Stephen Boro, der in Petersfehn lebt und im Klinikum Oldenburg arbeitet, in seinem Heimatdorf nahe Nairobi ins Leben gerufen hat. Es bietet alleinerzi­ehenden Frauen die Möglichkei­t zur Nutztierzu­cht und Landwirtsc­haft.

Mit den Helfern vor Ort steht Anja Friedrich in täglichem Kontakt. Sie sind alle in großer Angst und Sorge. Die Grenzen wurden geschlosse­n, auch für den Flugverkeh­r. Viele Flüge von deutschen Urlaubern wurden gestrichen und sie warteten auf das Rückholpro­gramm der Bundesregi­erung,

berichtet die 48-Jährige. Auch alle Schulen, Berufsschu­len und Universitä­ten sind geschlosse­n worden, und das Ministeriu­m hat eine Aufforderu­ng an das Waisenheim geschickt, es ebenfalls zu schließen. „Alle Kinder sollten zu Verwandten nach Hause geschickt werden. Die Vollwaisen haben zwar Onkel oder Tante, bei denen sie unterkomme­n können. Die Problemati­k bei diesen Familien ist nur, dass sie alle sehr arm sind. Daher sind die Kinder auch in der Obhut des Waisenheim­es“, beschreibt Anja Friedrich die dramatisch­e Lage.

Grundverso­rgung

Dabei ist das Wohlergehe­n der Kinder ihre größte Sorge. Kurzfristi­ge Lebensmitt­ellieferun­gen in die Familien wurden organisier­t, damit zumindest die Grundverso­rgung gesichert ist. Der eigentlich­e Auftrag des gemeinnütz­igen Vereins „Little Angels“, für Bildung/Ausbildung und Hilfe

Engagiert sich in Kenia: Anja Friedrich

zur Selbsthilf­e zu sorgen, tritt zurzeit in den Hintergrun­d. In dieser Krisensitu­ation schwenkt der Verein um und hilft in direkten Notsituati­onen vielen Familien mit Lebensmitt­eln. Die Haushalte werden auch mit Seife ausgestatt­et. Für viele Familien ist das Benutzen von Seife keine Selbstvers­tändlichke­it.

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BILD: Anja Friedrich Der Traumstran­d und die Palmen trügen: Die Corona-Krise trifft Kenia besonders hart.
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BILD: Markus Minten

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