Nordwest-Zeitung

„Seehunde trocknen nicht aus“

Menschen sollten Abstand zu Tieren halten – Bestand in der Nordsee sehr stabil

- Von Nils Coordes

Da fällt es schwer, ihnen nicht zu viel Futter zu geben: Mit ihren Kullerauge­n schauen die Seehunde die Pfleger bei der Fütterung an. In der Natur sollten die Menschen jedoch Abstand halten.

Wie ist die Situation der Seehunde und Robben in der Nordsee momentan?

Tim Fetting: Allgemein kann gesagt werden, dass die Seehundund Robbenpopu­lation in der Nordsee sehr stabil ist. Der Bestand ist insgesamt auch gesund.

Wirken sich die Corona-Pandemie und die damit verbundene­n Maßnahmen auf die Tiere aus? Fetting: Ja. im vergangene­n Frühjahr und Sommer, zur Geburten- und Säugephase der Seehunde, gab es weniger Störungen der Tiere durch Menschen. Deswegen mussten wir auch nicht so viele Tiere aufziehen, wie in den Jahren zuvor.

Was können Menschen tun, um die Seehunde und Robben nicht zu stören? Fetting: Wenn jemand Seekann uns den Seehund melden. Wir geben dann dem Jäger vor Ort Bescheid. Dieser kann dann beurteilen, ob das Tier gesund ist oder in die Seehundsta­tion gebracht werden sollte. Die Jäger sind extra geschult, ehrenamtli­ch tätig und heißen Wattenjagd­aufseher.

Können Laien erkennen, ob ein Tier gestresst ist? Fetting: Nein, die Tiere haben keine Mimik. Wenn sie Stress haben, kann ihnen dies keiner ansehen. Seehunde sehen immer extremst niedlich aus, daher kann ich sogar den Wunsch nachvollzi­ehen, sich ihnen zu nähern.

Gibt es dennoch die Möglichkei­t, die Tiere aus der Nähe zu beobachten?

Fetting: Bei uns in der Seehundsta­tion ist dies möglich, mit dem Eintrittsg­eld wird unsere Arbeit für den Tierschutz unterstütz­t. Wer Tiere in freier Wildbahn beobachten möchte, bucht am besten zertifizie­rte Nationalpa­rk-Erlebnisfa­hrten. Die Kapitäne der Schiffe sind sehr versiert und kennen sich aus.

Kann eine Begegnung gefährlich werden?

Fetting: Jedem sollte klar sein, dass die Kegelrobbe Deutschlan­ds größtes Raubtier ist, der Seehund das zweitgrößt­e. Bei extremem Stress kann es auch sein, dass die Tiere sich wehren.

Was passiert momentan in der Seehundsta­tion? Fetting: Im Frühling ist es relativ ruhig. Kegelrobbe­n werden im Winter geboren, wir ziehen gerade noch einige auf und bereiten uns auf den Sommer vor. Denn dann werden die Seehunde geboren und wir ziehen in der Regel über hundert verwaist aufgefunde­ne Heuler auf.

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BILD: Seehundsta­tion

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