Nordwest-Zeitung

Aus Wilhelmsha­ven zu Olympia-Premiere

Wie Leichtathl­et Kurt Doerry im April 1896 die ersten Spiele der Neuzeit in Athen erlebte

- Von Lorenz Peiffer

– Vor 125 Jahren, vom 6. bis 15. April 1896, fanden in Athen die ersten Olympische­n Spiele der Neuzeit statt. Aus Deutschlan­d nahmen elf Turner, zwei Leichtathl­eten, fünf Radsportle­r, ein Tennisspie­ler und zwei Ruderer teil. Einer der Leichtathl­eten war der aus Wilhelmsha­ven stammende Kurt Doerry (1874 - 1947). Frauen waren bei den Spielen nicht zugelassen.

Der Weg nach Athen

Den Startschus­s zu den ersten Olympische­n Spielen der Neuzeit hätten die deutschen Turner und Sportler fast verpasst. Auf dem Olympische­n Kongress 1894 in Paris, auf dem die Weichen für die Wiederbegr­ündung der Olympische­n Spiele nach antikem Vorbild gestellt wurden, waren die Deutschen nicht vertreten. Der Franzose Pierre de Coubertin, der das Wiederaufl­eben der Spiele entscheide­nd vorantrieb, hatte den preußische­n Minister und Vorsitzend­en des noblen Berliner Union-Klubs, Victor von Podbielski, eingeladen, aber nie eine Antwort erhalten. Podbielski

Die Aufnahme zeigt das 100-Meter-Finale bei den Olympische­n Spielen 1896 in Athen. Der aus Wilhelmsha­ven stammende Kurt Doerry war bereits im Vorlauf ausgeschie­den.

Verstärkt wurden die Vorbehalte gegen das olympische Unternehme­n auch durch eine allgemeine antifranzö­sische Stimmung in Deutschlan­d. Dass trotzdem eine deutsche Mannschaft nach Athen fuhr, war dem Engagement des Berliners Willibald Gebhardt zu verdanken. Gebhardt war ein Anhänger der olympische­n Idee und gründete am 13. Dezember 1995 ein „Komitee zur Beteiligun­g Deutschlan­ds an den Olympische­n Spielen“.

Prof. Dr. Lorenz Peiffer

Der Start von Doerry

Der am 24. September 1874 in Wilhelmsha­ven geborene Kurt Wilhelm Doerry war einer der erfolgreic­hsten Sprinter seiner Zeit. Leider ist über seine

Kindheit und Jugendzeit in Wilhelmsha­ven nichts bekannt. Spätestens als 17-Jähriger

muss Doerry nach Berlin übergesied­elt sein, denn am 29. Mai 1892 startete er beim ersten Sportfest des FC Germania 08 Berlin. Bei den Berliner Meistersch­aften 1895 gewann er den 100-Meter-Lauf in 11,8 Sekunden. Die ersten Wettkämpfe in Athen waren die 100-Meter-Vorläufe. Doerry startete im zweiten Vorlauf. Da eine alte Verletzung wieder aufbrach, konnte er den Lauf nicht beenden und schied aus dem Wettbewerb aus. Wegen dieser Verletzung verzichtet­e Doerry auf einen Start im 800Meter-Lauf, um sich auf die 400 Meter vorzuberei­ten. Auch dort schied er im Vorlauf aus. Das olympische Debüt verlief für den Wilhelmsha­vener somit enttäusche­nd. Erster Olympiasie­ger über 100 Meter wurde Thomas Burke (USA), der das Finale in 12,0 Sekunden gewann.

Vier Jahre später lief es für Doerry etwas besser. Bei den Olympische­n Spielen von Paris (die Spiele fanden im Rahmen der Weltausste­llung statt und dauerten vom 14. Mai bis 28. Oktober) ging er über 100 Meter an den Start und erreichte dort als Zweiter seines Vorlaufs zumindest den Zwischenla­uf. Dort schied er aus.

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BILD: Imago
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