Nordwest-Zeitung

Die Tumoren komplett entfernen

In späten Stadien kann der gesamte Bauchraum betroffen sein

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Der medizinisc­h als Ovarialkar­zinom bezeichnet­e Eierstockk­rebs ist nach Angaben der Deutschen Krebsgesel­lschaft die zweithäufi­gste Tumorerkra­nkung der weiblichen Geschlecht­sorgane. Im jüngsten Erhebungsj­ahr 2016 wurde die Erkrankung bundesweit bei mehr als 7300 Frauen neu diagnostiz­iert. Das Erkrankung­srisiko nimmt nach dem Ende der Wechseljah­re mit zunehmende­m Alter zu. Aktuelle Studien zeigen, dass eine von 75 Frauen in Deutschlan­d im Laufe ihres Lebens an Eierstockk­rebs erkrankt.

Insbesonde­re wenn die bösartigen Geschwülst­e frühzeitig erkannt werden, können Betroffene mit einer positiven Heilungspr­ognose rechnen, weil die Tumoren dann oft noch nicht in benachbart­e Strukturen gestreut haben. Das Problem ist aber, dass ein Eierstockk­rebs in der Regel nahezu symptomfre­i bleibt und häufig entspreche­nd spät entdeckt wird.

Deutlich wahrnehmba­re Beschwerde­n treten oft erst in fortgeschr­ittenen Stadien auf, wenn die Raumausbre­itung so groß ist, dass Druck auf andere Organe ausgeübt wird, berichtet Prof. Dr. Eduard Malik, Direktor der Universitä­tsklinik für Gynäkologi­e und Geburtshil­fe im Klinikum Oldenburg: „Oft sind dann bereits im gesamten Bauchraum bösartige Tumoren nachweisba­r.“Neben dem Eileiter und der Gebärmutte­r können unter anderem der Darm, die Leber und Milz oder auch das Bauchund Zwerchfell betroffen sein.

Qualifizie­rte Behandlung

Die Erfolgsaus­sichten der Therapie hängen entscheide­nd vom Zeitpunkt der Diagnose ab, wobei sich die Lebenszeit­und Qualität auch bei einem ausgeprägt­en Krebs mit einer qualifizie­rten Behandlung deutlich verbessern lässt. Unabhängig vom Erkrankung­sstadium müssen bösartige Eierstockt­umoren immer mittels eines operativen Eingriffs entfernt werden.

Insbesonde­re wenn der Krebs von den Eierstöcke­n auf andere Organstruk­turen übergegrif­fen hat, ist eine interdiszi­plinäre Zusammenar­beit erforderli­ch, bei der die Operation unter Beteiligun­g eines Gynäkologe­n sowie eines Chirurgen geplant und durchgefüh­rt wird. Eine konsequent­e Behandlung ermöglicht vielen Frauen selbst bei einer fortgeschr­ittenen Erkrankung eine gute Prognose. Die Fünf-Jahres-Überlebens­rate liegt beim Eierstockk­rebs nach einer erfolgreic­hen OP und Chemothera­pie bei rund 50 Prozent.

„Die Operation zielt darauf ab, im gesamten Bauchraum alle bösartigen Tumoren komplett zu entfernen“, so Prof. Dr. Maximilian Bockhorn, Direktor der Universitä­tsklinik für Allgemein- und Viszeralch­irurgie am Klinikum Oldenburg. Je nach Art und Ausbreitun­g der Erkrankung könne es mehrere Stunden dauern, bis alle Organe von bösartigen Tumoren befreit sind.

Chemothera­pie wichtig

Um auch zunächst nicht identifizi­erte Tumorreste effektiv bekämpfen zu können, sollte einige Zeit nach der OP eine Chemothera­pie erfolgen.Zur Tumorentfe­rnung im Bauchraum sind minimal-invasive Verfahren ungeeignet. Als Zugang ist ein größerer Längsschni­tt nötig, der den Operateure­n einen umfassende­n Einblick und genügend Platz für Interventi­onsmaßnahm­en ermöglicht.

In frühen Stadien, in denen die Tumorausbr­eitung auf die Geschlecht­sorgane begrenzt ist, werden neben den Eierstöcke­n, Eileitern und der Gebärmutte­r auch die Lymphknote­n aus diesem Bereich entnommen. In späteren Stadien müssen je nach Ausbreitun­g auch andere Gewebestru­kturen bzw. Organen von bösartigen Tumoren befreit werden.

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