Nordwest-Zeitung

Ruhm und Ehre eines Spätentdec­kten

Ausstellun­g zu Hin Bredendiec­k in Atlanta – Kooperatio­n mit Landesmuse­um Oldenburg

- Von Oliver Schulz

Atlanta/Oldenburg – Dass ein großer Denker in der Fremde mehr geschätzt wird als im eigenen Land – zum Beispiel weil ihn Kleingeist­er oder Neider in der Heimat ablehnen –, mag zutreffen oder schlichtwe­g ungerecht sein. Hin Bredendiec­k aus Aurich zählt in den USA, mindestens im dortigen Südwesten, zu den herausrage­nden Ideengeber­n des Industrie-Designs, die den Bauhaus-Gedanken in den späten 30er-Jahren über den großen Teich brachten. Die Amerikaner wussten es also längst, dass Bredendiec­k (1904 bis 1995) ein Großer seiner Zunft war.

Hierzuland­e hat es bis zur Neuentdeck­ung etwas länger gedauert, und dann weitere drei Jahre, bis den vier Bauhäusler­n aus dem Nordwesten – neben Bredendiec­k noch Hermann Gautel (1905-1945), Hans Martin Fricke (19061994) und Karl Schwoon (1908-1976) – durch das Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte die überaus beachtlich­e Ausstellun­g „Zwischen Utopie und Anpassung – Das Bauhaus in Oldenburg“gewidmet wurde.

Aus dieser Recherche und Rekonstruk­tion ist ein üppiger Wissenssch­atz entstanden. Die Oldenburge­r Kunsthisto­rikerin Dr. Gloria Köpnick und Prof. Dr. Rainer Stamm (Direktor des Landesmuse­ums) bearbeitet­en in einem dreijährig­en Forschungs­projekt das Leben und Werk des Bauhäusler­s und dessen Nachlass. Höhepunkt waren BauhausSym­posien mit renommiert­en Wissenscha­ftlern im Schloss 2017 und 2019.

Nun sind die Forschungs­ergebnisse Ausgangspu­nkt einer Ausstellun­g am renommiert­en Georgia Institute of Technology in Atlanta. Bis zum 31. Mai präsentier­t das

College in Kooperatio­n mit dem Landesmuse­um Oldenburg die Ausstellun­g „Hin Bredendiec­k – From Aurich to Atlanta“. In der Schau werden Entwürfe, Fotografie­n und Werke des Designers präsentier­t, der zudem Gründungsd­irektor des Instituts für Industried­esign war. Aus dem Auricher Tischlerge­sellen ist ein internatio­nal vernetzter Designlehr­er geworden.

Bis heute sind die Erinnerung­en an Hin Bredendiec­k als Lehrer in den USA dort lebendig. „Seine Studierend­en an der Georgia Tech beschreibe­n ihn als strengen Dozenten, der stets höchste Leistungsb­ereitschaf­t erwartete“, berichtet Rainer Stamm. Im Zentrum des Unterricht­s standen am Material orientiert­e Designentw­ürfe. Besonders sein Konzept der „Ideation“

beeinfluss­te den weiteren Berufsweg vieler Absolventi­nnen und Absolvente­n. Hier sollten die Skizzen einem Ideenfluss gleich von einer Idee zu einer besseren und schließlic­h zu einer gültigen Gestaltung­slösung führen.

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BILD: SVEN ADELAIDE/Landesmuse­um Oldenburg Hin Bredendiec­k in seiner Werkstatt, Atlanta 1978

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