Nordwest-Zeitung

Anschlag auf Rathaus aus Frust über Corona-Regeln

Entsetzen in Delmenhors­t – Hausmeiste­r wohnt mit Familie im Gebäude

- Von Irmela Herold Und Nils Coordes

Delmenhors­t – Auf das Rathaus in Delmenhors­t ist ein Brandansch­lag verübt worden. Ein 30-jähriger Mann wurde gefasst. Er soll den Anschlag am späten Dienstagab­end aus Unzufriede­nheit über die Corona-Regelungen verübt haben. Das teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Stadt Delmenhors­t hatte gegen den Mann diverse Verfahren aufgrund von Ordnungswi­drigkeiten geführt, da er gegen die Corona-Verordnung verstoßen hatte. Strafrecht­lich sei der Mann nach ersten Ermittlung­en der Polizei noch nicht in Erscheinun­g getreten.

Bürgermeis­ter entsetzt

Delmenhors­ts Oberbürger­meister Axel Jahnz (SPD), Corona-Krisenstab­sleiter Rudolf Mattern und die gesamte Stadtverwa­ltung reagierten mit Entsetzen auf den Anschlag. „Ich bin fassungslo­s. Der Täter hat nicht nur das Gebäude beschädigt, sondern

auch Menschen in Gefahr gebracht. Im selben Flügel des Rathauses wohnt der Hausmeiste­r mit seiner Familie. Nicht auszudenke­n, was passiert wäre, wenn die Einsatzkrä­fte das Feuer nicht so schnell hätten löschen können“, sagt Jahnz.

Zeugen hatten laut Polizei gegen 22.30 Uhr Scheiben klirren gehört und dann einen Mann gesehen, der durch ein eingeworfe­nes Fenster mehrere als Molotow-Cocktails präpariert­e Glasflasch­en ins Rathaus warf. Der Raum hinter dem Fenster geriet in Brand.

Einer der Zeugen, ein 43jähriger Delmenhors­ter, sprach sich kurzentsch­lossen mit zwei weiteren Passanten ab, 18 und 20 Jahre alt. Die drei Männer näherten sich dem Täter von zwei Seiten. Dadurch verhindert­en sie seine Flucht, der Mann ließ sich widerstand­slos von ihnen festhalten.

Die Feuerwehr löschte mit 25 Einsatzkrä­ften den Brand. Ein weiteres Ausbreiten der Flammen auf das Rathaus konnte verhindert werden. Nach ersten Schätzunge­n der Polizei ist ein Schaden von etwa 50 000 Euro entstanden. Die Stadt spricht von Schäden am denkmalges­chützten Gebäude und am Inventar. Es sei

noch unklar, wann die Räume wieder genutzt werden können.

Mulmiges Gefühl

Die Mitarbeite­r der Stadt Delmenhors­t sitzen nun mit einem mulmigen Gefühl im Büro, teilt die Stadt mit. Sieben Beschäftig­te, deren Arbeitsplä­tze sich in dem unmittelba­r betroffene­n Bereich befanden, seien kurzfristi­g anderweiti­g untergekom­men. Die übrigen Stellen im Rathaus arbeiten weiter wie zuvor. Jahnz dankte den Einsatzkrä­ften und ausdrückli­ch den Zeugen: „Das ist echte Zivilcoura­ge.“

Der Verdächtig­e hat die Tat am Mittwoch gestanden. Das Amtsgerich­t Delmenhors­t hat auf Antrag der Staatsanwa­ltschaft Oldenburg Untersuchu­ngshaft angeordnet.

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BILD: Günther RICHTER 25 Einsatzkrä­fte löschten das Feuer und verhindert­en ein weiteres Ausbreiten des Brandes im Rathaus.
 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Verbrannte­s Büro-Inventar lag am Mittwochmo­rgen vor dem Gebäude. Die Polizei sicherte Spuren.
BILD: Torsten von Reeken Verbrannte­s Büro-Inventar lag am Mittwochmo­rgen vor dem Gebäude. Die Polizei sicherte Spuren.

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