Nordwest-Zeitung

Ein Stück aus dem Tollhaus

- Von Alexander Will

Zunächst: Gut, dass der Oster-Arrest nicht stattfinde­t. Sodann: Einen solchen absurden, zutiefst chaotische­n Vorgang dürfte es in der jüngeren deutschen Geschichte noch nicht gegeben haben. Eine Regierung, die ihrem Volk eine solche Schmierenk­omödie zumutet, sollte die Bühne verlassen.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da beschließt eine im Grundgeset­z an keiner Stelle vorgesehen­e Runde aus Kanzlerin und Ministerpr­äsidenten nach stundenlan­gen Verhandlun­gen eine „Ruhetags“-Regelung. Die erweist sich nach kurzer Zeit als absurdes Konstrukt, das sich überhaupt nicht umsetzen lässt. Zudem bricht ein Protest-Sturm aus. Wirtschaft und Wahlvolk haben die Dysfunktio­nalität der Politiker-Idee innerhalb kürzester Zeit erfasst. Da darf man sich fragen: Wer, bitte sehr, berät eigentlich die Runde der Entscheide­r? Warum war diese hochbezahl­te Elite nicht in der Lage, die Folgen ihres Tuns zu erkennen?

Neben der Kanzlerin hängen ja sämtliche Ministerpr­äsidenten drin. Sie haben diese Entscheidu­ng mitgetrage­n. Das gilt übrigens auch für den Mann der vermeintli­chen Heilsbring­er von den Grünen in Baden-Württember­g. Der Höhenflug der

Grünen in den Umfragen ist in dieser Hinsicht ein Irrtum.

Schließlic­h der Akt der Rücknahme des Beschlusse­s an sich: Was wir da erlebt haben, war quasi ein monarchisc­her Akt. Die Kaiserin tritt vor das Volk, personalis­iert ihren „Fehler“und bittet um Verzeihung. Soll sie gewährt werden?

Im Parlamenta­rismus stellt sich diese Frage nach persönlich­er Vergebung nicht. Im Parlamenta­rismus müssen die parlamenta­rischen Institutio­nen selbstrein­igend arbeiten. Für Deutschlan­d bedeutet das zuallerers­t: den Parlamenta­rismus wiederhers­tellen! Jetzt könnte seine Sternstund­e kommen, ermannten sich die Abgeordnet­en und nähmen die Entscheidu­ngen über Maßnahmen zur Seuchenbek­ämpfung wieder in ihre Hände. Die Parlamente müssen endlich ihrer Pflicht nachkommen, diese Entscheidu­ngen zu treffen. Die Parlamenta­rier müssen sie von der Exekutive zurückford­ern – und zwar jetzt. Sofort.

Das gilt zum Beispiel auch für die Bundestags­abgeordnet­e Elisabeth Motschmann (Bremen, CDU), die sich am Mittwoch in ihrer Funktion als Abgeordnet­e auf Twitter beschwerte: „Wir haben keinerlei Möglichkei­ten, im Vorfeld auf die MPK einzuwirke­n.“Man möchte sagen: Dann sorgt halt dafür! Dafür haben wir Euch gewählt! Dafür bezahlen wir Euch!

Und nun? Die Politik kann sich im Grunde nur rehabiliti­eren, wenn sie jetzt dafür sorgt, dass die „Impfkampag­ne“wirklich zu einer Kampagne wird – und die Menschen endlich ihre Freiheiten zurückbeko­mmen.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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