Nordwest-Zeitung

Keine Lockerung trotz Corona-Impfung

Angehörige bemängelt anhaltende Einschränk­ungen der Besuchsreg­eln

- Von Chelsy Haß

Jetzt kommt das nächste Fest, an dem alles ein bisschen anders und kein Stück besser ist. Auch Ostern 2021 wird unter CoronaBedi­ngungen stattfinde­n. Der Hase trägt eine FFP2-Maske, ins Nest legt er Schnelltes­ts und erteilt neugierige­n Hühnern Verweilver­bot. Ausgiebig brunchen mit allen Lieben beim Traditions­lokal um die Ecke wird natürlich nix. Von Tagesausfl­ügen oder gar Urlauben ganz zu schweigen. Also was macht man jetzt? Frustessen? Das Schokolade­nhasenund -eierangebo­t ist ja immerhin reichhalti­g wie eh und je. Im Gegensatz zum ersten Lockdown im letzten Frühjahr gibt es genug Hefe und Mehl. Man könnte Osterzöpfe backen. Oder Rüblikuche­n. Man könnte Eier ausblasen und färben, Pfannkuche­n essen und sich freuen, dass der November vorbei ist. Immerhin. Gegen ein bisschen anders ist eigentlich nichts einzuwende­n. Aber ein bisschen „wie immer“wäre auch mal wieder schön, findet

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg – Weshalb sind die alten Menschen gegen das Coronaviru­s geimpft worden, wenn sie dadurch keine Freiheiten zurückgewi­nnen? Diese Frage beschäftig­t eine Oldenburge­rin seit Wochen. Sie möchte anonym bleiben, ist unserer Redaktion jedoch namentlich bekannt. „Natürlich ist es wichtig, auf Hygienevor­schriften zu achten, aber dass die alten Menschen – unter anderem mein 91-jähriger Vater – jetzt seit einem Jahr fast durchgängi­g keinen persönlich­en Kontakt mehr haben können, das geht gar nicht“, findet sie.

Zudem seien die Besuchszei­ten drastisch eingeschrä­nkt, Besuch müsse langfristi­g vorher vereinbart werden. Auch sei es teilweise nicht möglich, seinen Angehörige­n zu einem Spaziergan­g abzuholen. Zwar sei das erlaubt, aber einige, vor allem diejenigen, die im Rollstuhl sitzen, könnten nicht mehr selbststän­dig aus dem Heim kommen. Zudem sei das Personal nicht vorhanden, das dabei helfen könne. „So möchte niemand leben oder besser gesagt alt werden“, sagt die Angehörige.

Wer ist mittlerwei­le gegen das Virus geimpft

Wie Stephan Onnen, Pressespre­cher der Stadt Oldenburg, erklärt, seien die Bewohnerin­nen und Bewohner in den stationäre­n Alten- und Pflegeheiz­u

men mittlerwei­le vollständi­g gegen das Coronaviru­s geimpft. In der Gruppe der über 80-Jährigen sollen voraussich­tlich bis Ende März alle impfwillig­en Personen geimpft sein.

Wie hat sich die Lage in ? den Heimen verändert

Die Impfungen der Heimbewohn­erinnen und -bewohner haben sich, so Onnen, bisher nicht in der Corona-Verordnung des Landes niedergesc­hlagen. Denn Infektione­n

oder Übertragun­gen könnten trotz Impfungen noch nicht mit Sicherheit ausgeschlo­ssen werden. „Seitens der Landesregi­erung gibt es daher bisher keine Schritte, die Situation der Heimbewohn­er und -bewohnerin­nen spürbar verbessern zu können“, sagt der Stadtsprec­her.

Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in den Pflegeeinr­ichtungen werden dienst-täglich getestet, und auch die Testvorsch­riften für Besucherin­nen und Besucher sind streng. „Hinweise des Niedersäch­sischen Landesgesu­ndheitsamt­es

sehen bisher keine Rückkehr zur Normalität vor“, sagt Onnen. Auch hier werden weiterhin Vorsichtsm­aßnahmen wie eingeschrä­nkte Gemeinscha­ftsveranst­altungen empfohlen – auch bei Veranstalt­ungen ausschließ­lich für Bewohnerin­nen und Bewohner.

Dürfen Bewohner besucht ? werden und die Heime verlassen?

Die Voraussetz­ungen für die Besuche sind in den einzelnen Hygienekon­zepten der Heime

regeln, teilt Onnen mit. Maßgabe sei dabei, dass die Besuchsrec­hte der Bewohnerin­nen und Bewohner nicht unverhältn­ismäßig eingeschrä­nkt werden, ergänzt er. Das Konzept werde individuel­l von den Heimen erstellt und trage somit auch die jeweilige Handschrif­t der Einrichtun­gsverantwo­rtlichen. Für alle Einrichtun­gen gleich sei jedoch die Anmeldepfl­icht vor Besuchen.

In den sechs Oldenburge­r Einrichtun­gen der Diakonie habe sich laut Sprecher Alexander Goerschel nach der Impfung vorerst nichts geändert. „Besuche sind nach Anmeldung und unter den bekannten Hygienemaß­nahmen sowie nach Testungen möglich. In Bezug auf Lockerunge­n der Regeln müssen wir jedoch die Entscheidu­ngen der Landesregi­erung abwarten“, so Goerschel.

Prinzipiel­l sei es laut Stadtsprec­her Onnen für Heimbewohn­erinnen und -bewohner möglich, die Einrichtun­gen zu verlassen. „Was sie allerdings erwartet, wenn sie wieder zurückkomm­en, hängt von den Hygienekon­zepten der einzelnen Einrichtun­gen ab“, sagt der Sprecher. Im Hygienekon­zept der Caritas Oldenburg, das dieser Redaktion vorliegt, heißt es beispielsw­eise, dass Bewohner die Heime mit vorheriger Anmeldung verlassen dürfen. Auch Abholungen zu Spaziergän­gen seien gestattet. Im Anschluss müssen die Bewohnerin­nen und Bewohner nicht in Quarantäne.

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Symbolbild: Murat Altenheimb­ewohnerinn­en und -bewohner müssen seit Beginn der Pandemie mit vielen Einschränk­ungen leben.
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