Verfahren der Superlative gegen Getreidediebe
7 Angeklagte, 14 Anwälte, 510 Vorwürfe und 1,7 Millionen Euro Schaden
Friesoythe/Essen/Garrel/Oldenburg – Im Großen Festsaal der Oldenburger Weser-EmsHalle hat am Mittwoch das Mammutverfahren um den Diebstahl von Getreide begonnen. Der besondere Verhandlungsort war notwendig geworden, weil selbst der größte Sitzungssaal im Oldenburger Landgerichtsgebäude in der Coronazeit für die vielen Prozessbeteiligten zu beengt war.
Das Verfahren bietet gleich mehrere Superlative. Angeklagt sind sieben Männer im Alter zwischen 26 und 73 Jahren, vertreten werden sie von vierzehn Rechtsanwälten. Die 4. Große Strafkammer des Oldenburger Landgerichtes unter Vorsitz von Richterin Judith Blohm tagt mit insgesamt sieben Richtern: Drei Berufsrichter und vier Schöffen und Ergänzungsschöffen – falls mal einer krank wird. Die
In diesem Werk in Essen (Oldenburg) wurde Getreide in großem Stil unterschlagen. Nachts fuhren die Lkw vor und wurden beladen.
ist vertreten durch eine Erste Staatsanwältin und durch einen Oberstaatsanwalt.
Dicke Anklageschrift
Die Anklageschrift umfasst 183 Seiten und listet sage und schreibe 510 Vorwürfe wegen
Bandendiebstahls auf. Die Verlesung dauerte über zwei Stunden, die Anklagevertreter wechselten sich beim Lesen ab. Geschädigt ist eine Futtermittelfirma in Garrel. Der Schaden beträgt 1,7 Millionen Euro. Unter den sieben Angeklagten befinden sich vier Mitarbeiter der GarStaatsanwaltschaft
reler Firma. Sie steckten laut Anklage mit den drei Mitangeklagten unter einer Decke.
Bei den drei Mitangeklagten handelt es sich um Mitglieder einer Zirkusfamilie aus Friesoythe, darunter der 73jährige Chef des Zirkus. Während sich die mittlerweile ehemaligen Mitarbeiter des Garschweren reler Unternehmens auf freiem Fuß befinden, sind die drei Mitglieder der Zirkusfamilie in Haft. In der Zeit zwischen Januar 2018 und August 2020 sollen die sieben Angeklagten fast in jeder Nacht in der Zweigstelle des Garreler Unternehmens Fleming+Wendeln in Essen (Oldenburg) Tausende von Tonnen Getreide gestohlen haben.
Nachts in die Halle
Die Mitglieder der Zirkusfamilie fuhren nachts die Lkw in die Entladehalle, wo sie von den Mitarbeitern der Futtermittel-Firma beladen wurden. Pro Lkw soll es für die Mitarbeiter des Unternehmens 225 Euro gegeben haben. Die voll geladenen Lkw wurden in Bakum zwischengeparkt, um das Getreide am anderen Tag schwarz und in bar an Landhandelsunternehmen zu verkaufen.