Zur Person
einem attraktiven Zins locken. Und dabei gilt: Je riskanter die Investition, desto höher wird der angebotene Zins sein.
Das bedeutet, ein hoher Zins sollte den Anleger eher vorsichtig machen? Janßen: Exakt. Wenn das Risiko groß ist, dass diese Anleihe möglicherweise nicht komplett oder fristgerecht zurückgezahlt werden kann, wird der Zins ein höherer sein. Und da sind wir bei den Besonderheiten der Branche. Unternehmensanleihen werden oft für eine Laufzeit von fünf Jahren ausgegeben. Im Profifußball sind fünf Jahre aber eine sehr lange Zeit. Weiß der Käufer, ob der ausgebende Verein in fünf Jahren noch in der Bundesliga spielt? Weiß der Käufer, ob in fünf Jahren bestimmte Sponsoren noch da sind? Das alles sind Unsicherheiten. Und die werden im Zins eingepreist.
Wer würde bei einer Anleihe denn als potenzieller Käufer in Frage kommen? Janßen: Man unterscheidet hier zwischen Fan- und Mittelstandsanleihen. Bei Fan-Anleihen gibt es meist eine schicke Urkunde, die sich der Fan ins Wohnzimmer hängen kann. Der ausgebende Verein hofft vielleicht auch, dass die Liebe des Käufers zum Club so groß ist, dass der Fan am Ende der
Laufzeit sein Geld gar nicht wiederhaben will. Er hätte damit ja seinem Herzensverein geholfen. Das ist bei Mittelstandsanleihen ganz anders. Da will der Investor in jedem Fall sein Geld zurück, dazu einen guten Zins. In diesem Fall sind logischerweise ganz andere Summen möglich als bei einer Fan-Anleihe. Einen solchen Investor motiviert man auch damit, wenn man aufzeigt, dass mit der Investition etwas Vielversprechendes passiert.
Wenn also mit dem Geld aus einer Anleihe ein Starstürmer gekauft werden kann, spricht das mehr Investoren an?
Prof. Dr. Stefan Janßen
(Bild) ist Studiengangsleiter Bank- und Versicherungswirtschaft an der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth. Der studierte Betriebswirt ist Fan von Werder Bremen.
Der Hamburger SV
hat bereits zweimal (2012 und 2019) Anleihen über jeweils sieben Jahre herausgegeben. Das aktuell gültige Papier wird mit 6,0 Prozent pro Jahr verzinst. Es wurde aufgelegt, um die Verpflichtungen aus der ersten Anleihe erfüllen zu können. Schalke 04 gab 2016 eine Anleihe (Zinssatz 5,0 Prozent) heraus, der 1. FC Köln tat dies wie der HSV bereits zweimal (2012 und 2016/ aktuell 3,5 Prozent).
Janßen: Möglicherweise. Wenn das Geld aber nur dafür genutzt wird, um andere Verbindlichkeiten zu tilgen, dann ist das psychologisch eben nicht so attraktiv.
Für die Ausgabe einer Anleihe brauchen Fußballclubs viel externen Sachverstand, es entstehen hohe Kosten. Ab welcher Summe rechnet sich das? Janßen: Es müssen schon Anleihen für zehn oder 15 Millionen Euro verkauft werden.
Sie selbst sind Fan von Werder Bremen. Würden Sie eine Anleihe kaufen?
Janßen: Eine Fan-Anleihe würde ich mir kaufen, ja.