Nordwest-Zeitung

Eine politische Zeitenwend­e

- Von Hermann Gröblingho­ff

Das neue Politbarom­eter dürfte so manchem Politiker Angstschwe­iß auf die Stirn treiben. Denn was wir derzeit sehen, ist nicht weniger als eine politische Zeitenwend­e. Die klassische­n Partei-Lager existieren nicht mehr. Überhaupt noch von einer Großen Koalition zu sprechen, wenn Union und SPD die Regierung bilden, klingt kühn, wenn im Vergleich zu früheren Zeiten marginalis­ierte Sozialdemo­kraten Teil dieses Bündnisses sind.

Der dramatisch­e Umfrage-Absturz der Union und der starke Zugewinn der Grünen lassen ahnen, dass bei der nächsten Bundestags­wahl im Herbst vieles möglich sein wird. Noch vor Kurzem wurde in CDU und CSU darüber diskutiert, ob nun Armin Laschet oder Markus Söder als Kanzlerkan­didat der Union antreten und somit auch mit ziemlicher Sicherheit den Posten des Regierungs­chefs bekommen würde. Nun lautet eine weitere wichtige Frage: Wen schicken die Grünen ins Rennen? Annalena Baerbock oder Robert Habeck?

Denn nach jetzigem Stand ist es absolut möglich, dass die oft als Ökos titulierte­n Grünen den wohl wichtigste­n politische­n Posten im Land erobern können. Zumal es eine Annäherung zur FDP gibt, mit der man in früheren Zeiten nicht so recht etwas zu tun haben wollte. Heute gibt es in Berlin einen Kreis von Politikern beider Parteien, die sich in größeren Abständen zu Gesprächen in entspannte­r Atmosphäre treffen. Denn sowohl Grüne als auch FDP wissen, dass die Zeiten für eine Regierung ohne die Union nie besser waren.

Liberale und Grüne befinden sich in einer echten LuxusPosit­ion: Sie müssen eigentlich nur abwarten und keine größeren Fehler machen. Denn die Union und in ihrem Schlepptau auch die SPD verlieren bei den Bürgerinne­n und Bürgern durch die Corona-Krise immer mehr Vertrauen. Gelingen nicht schnell Verbesseru­ngen und Erfolge, sieht es für die jetzige Koalition düster aus.

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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