Nordwest-Zeitung

Weils Dreiklang und Modders Megaschelt­e

Wie Regierung und Opposition in Niedersach­sen mit Tests und Impfungen aus der Corona-Krise kommen wollen

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Viele Plätze auf der Regierungs­bank im Landtag blieben am Freitag verwaist. Die Minister Reinhold Hilbers (CDU, Finanzen), Boris Pistorius (SPD, Inneres) und Barbara Otte-Kinast (CDU, Landwirtsc­haft) mussten aus Termingrün­den passen. CDU-Fraktionsc­hef Dirk Toepffer fehlte aus gesundheit­lichen Gründen, auch etliche Abgeordnet­e sagten ab. Nach der Bund-Länder-Konferenz und der spektakulä­ren Entschuldi­gung der Kanzlerin verpassten sie den Start in eine neue Etappe der Pandemie-Bekämpfung.

Testen und Impfen

„Mit dem Dreiklang aus Infektions­schutz, Testungen und Impfungen wollen wir in den nächsten Wochen Schritt für Schritt sichtbare Erfolge erzielen“, sagte Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) in einer Regierungs­erklärung. Und: „Wir müssen die Welle brechen!“Weil bedauerte, dass es nicht zu einem kurzen Lockdown über Ostern kommt. Der Anlass für die ursprüngli­che Entscheidu­ng habe sich aber nicht geändert. Woche für Woche stiegen die Infektions­zahlen um 20 bis 30 Prozent. Deshalb seien zusätzlich­e Maßnahmen nötig. In Regionen mit Inzidenzen ab 100 sollten die Kommunen deshalb zwischen 21 Uhr abends und 5 Uhr morgens Ausgangssp­erren verhängen können. In Corona-Hotspots, darunter Papenburg (Emsland), habe sich so ein Vorgehen bewährt.

Grüne vermissen Vision

Weil appelliert­e an die Eigenveran­twortung der Bürger. Schulen und Kitas sammelten aktuell erste Erfahrunge­n mit Selbsttest­s. Nach den Osterferie­n sollen dort insgesamt 1,3 Millionen Schülerinn­en und Schüler sowie Beschäftig­te zweimal pro Woche getestet werden. Das seien 15 Prozent der Bevölkerun­g. Laut Spitzenorg­anisatione­n der niedersäch­sischen Wirtschaft machten derzeit rund 50 Prozent der Unternehme­n ihren Mitarbeite­rn Testangebo­te.

Die Opposition vermisste klare Aussagen, wie die dritte Welle gebrochen werden solle.

„Ihre Rede enthält nichts: keine Vision oder Perspektiv­e, keinen Optimismus, keine Tatkraft“, sagte Julia Willie Hamburg (Die Grünen). Mit Blick auf Virus-Mutationen forderte sie Abwasserun­tersuchung­en. FDP-Fraktionsc­hef Stefan Birkner will, dass das Parlament über den Corona-Kurs entscheide­t. Erfolglos brachte die FDP einen Antrag ein, der weitere Kriterien für mögliche Öffnungen fordert.

Eine Megaschelt­e hatte die SPD-Fraktionsv­orsitzende Johanne Modder für Hamburg parat. Bei ihrer Politik sei „keine Linie erkennbar“; viele Behauptung­en leicht zu widerlegen. Ausgangssp­erren sind aus Sicht von Modder „ein scharfes Schwert“. Lockerunge­n von Beschränku­ngen für geimpfte und testwillig­e Menschen forderte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, Jens Nacke.

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Imago-BILD: Matthey Rügte scharf den politische­n Kurs der opposition­ellen Grünen: Johanne Modder (SPD).

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