Meilenstein für den Klimaschutz
Oldenburg soll bis 2035 klimaneutral werden – Verwaltung wird Maßnahmenkatalog erarbeiten
Es braucht offenbar sehr wenig, um Menschen an ihrem eigenen Geisteszustand zweifeln zu lassen. Dies schlussfolgert Theobald nach einer Erzählung seines Kollegen. Der Mann war am Abend nach Hause gekommen und hatte seine Fahrradtasche vor die Haustür gestellt, um noch eben die Mülltonne an die Straße zu rollen. Als er zurückkam, um ins Haus zu gehen, suchte er plötzlich nach der Tasche. Sie stand nicht auf dem Boden, sie hing nicht am Fahrrad, sie lag nicht auf dem Weg zur Straße, wie der Kollege sich vergewisserte. Aber er hatte sie doch vor die Tür gestellt. Oder doch nicht? Hatte der Mann sie an dem Zwischenstopp, den er auf dem Weg von der Arbeit noch eingelegt hatte, doch vergessen? Er zweifelte. Bis er ins Haus trat, dort seine Tasche entdeckte und seine Frau sich ob seiner Verwirrtheit vor Lachen kringelte. Sie hatte ihm einen Streich gespielt, erfuhr
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Oldenburg – Der Klimaschutz braucht eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Darin waren sich in der Sitzung des Umweltausschusses alle einig – allen voran die Professoren Bernd Siebenhüner und Ulrich Scheele von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie Umweltdezernent Sven Uhrhan. Einziges Thema der Sondersitzung am Donnerstagabend war der Weg Oldenburgs hin zur Klimaneutralität, die im Jahr 2035 erreicht werden soll. Der Ausschuss erteilte der Verwaltung den Auftrag, bis Oktober ein Maßnahmenkonzept zu entwickeln.
Oldenburg hat gute Voraussetzungen aufgrund des Fehlens von Groß-Industriebetrieben, eines Flughafens oder Kohlekraftwerks. Da gehe es anderen Städten schlechter. Die Kommunen hätten große Steuerungsmöglichkeiten, um die Energiewirtschaft (Stichworte Solartechnik und Windkraft), den Verkehr (ÖPNV/EMobilität), die Gebäude (energetische Sanierung) und die Landwirtschaft für die CO2-Reduktion zu nutzen. Der Siedlungsdruck führe zu Nachverdichtungen, dem Verlust von Natur, Bodenversiegelungen und damit zu einer erhöhten Anfälligkeit für die Folgen von Extremniederschlägen.
Demonstration: Vor der Umweltausschusssitzung trafen sich Vertreter vom Klimabündnis und von Fridays for Future auf dem Gelände des Technischen Rathauses, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Aber Oldenburg müsse sich nicht verstecken, was den Klimaschutz angeht. In der Stadt sei durch Fridays for Future und die Forschung in der Universität ein hohes Engagement vorhanden, so Scheele. Die Ziele und Ansprüche sollten aber nicht zu hoch gehängt werden, andernfalls drohe Frust. Die IHK und die lokale Wirtschaft müssten zudem eingebunden werden.
Die Hauptlast der Arbeit
trägt allerdings die Stadtverwaltung, die z.B. zur Sondersitzung aufgefordert war, in drei Szenarien Berechnungen vorzulegen, die sämtlich zum Ziel haben, das verbleibende CO2Budget nicht zu überschreiten und dabei eine Klimaneutralität für 2030, 2035 oder 2040 zu erreichen. Mit dem CO2Restbudget wird die Menge Kohlendioxid beschrieben, die statistisch alle Oldenburger noch ausstoßen dürften, um
die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Die beratenden Ausschussmitglieder von Fridays for Future waren unter dem Strich zufrieden. Viviane Michaelis: „Wir hatten uns – gemeinsam mit dem Bündnis ,Oldenburg Klimaneutral 2030‘ – für ein früheres Zieljahr ausgesprochen, da Oldenburg als Stadt ohne Industrie auf jeden Fall vorziehen muss. Trotzdem sind wir sehr froh über den
Schwung, den das Thema in den letzten eineinhalb Jahren in der Stadt bekommen hat.“
Leonie Mazalla, Fossil Free: „Dieser Beschluss ist definitiv ein Meilenstein über den wir nach der ganzen Arbeit um den Leitantrag stolz sein können. Wir blicken gespannt auf die Erstellung eines Konzepts und werden auf jeden Fall dafür sorgen, dass der Druck von Außen zur Einhaltung der Zwischenziele nicht nachlässt.“