Nordwest-Zeitung

Musikrefer­endariat steht vor dem Aus

Studiensem­inarort Oldenburg wird aufgegeben – Lehramtsst­udenten protestier­en

- Von Chelsy Haß

Oldenburg – „Die Anfänge der Universitä­t Oldenburg liegen in der Lehrerausb­ildung. Und die wird geschwächt. Das ist für uns nicht nachvollzi­ehbar“, sagt Ciara Tiedemann. Die 24Jährige studiert im zweiten Masterseme­ster Grundschul­lehramt an der Carl von Ossietzky Universitä­t und ist Mitglied im Fachschaft­srat. Sie möchte Musiklehre­rin werden. Doch ihr Referendar­iat wird die Studentin vermutlich nicht im Studiensem­inar Oldenburg absolviere­n können.

Im August geht der Leiter des Studiensem­inars Musik (für Grund, Haupt- und Realschule­n, GHR), Thomas Schubert, in Pension. Seine Stelle soll nicht neu besetzt werden. „Die Stelle habe ich seit 2004 inne. Dass es sie in Oldenburg nicht mehr geben soll, macht mich traurig“, sagt Schubert. Umso mehr erfülle es ihn mit Stolz, dass sich die angehenden Lehrerinne­n und Lehrer für den Erhalt des GHR-MusikRefer­endariats einsetzen.

Die HIntergrün­de

Im Bereich des Regionalen Landesamts für Schule und Bildung (RLSB) Osnabrück, zu dem 17 Landkreise und 1034 Grundschul­en gehören, gab es ursprüngli­ch fünf StudienseV­iele

Setzen sich für den Erhalt des Fachsemina­rs Musik ein: Studiensem­inarleiter Thomas Schubert und Musik-Fachschaft­srat-Mitglied und Studentin Ciara Tiedemann

minar-Standorte (für GHR Musik): Oldenburg, Osnabrück, Vechta, Nordhorn und Aurich. „Der Standort in Osnabrück ist bereits vor drei Jahren weggefalle­n und in Vechta bin ich kommissari­scher Leiter“, sagt Schubert. Der Standort Vechta werde also ebenfalls zum Sommer wegfallen.

Grund für den Wegfall sei eine angestrebt­e Stärkung der

ländlichen Ränder und der Studiensem­inare Aurich und Nordhorn.

Kritik am Vorhaben

„Bald gibt es in keiner der drei Universitä­tsstädte mehr ein Musik-Fachsemina­r. Wir sind der Meinung, dass das ein Nachteil für die Uni Oldenburg ist“, sagt Tiedemann. Ohnehin

gebe es schon wenig GHR-Musik-Lehramtsst­udenten. Man müsse dem Lehrkräfte­mangel entgegenwi­rken und die Ausbildung stärken, statt sie zu schwächen. „Das ist ein Armutszeug­nis für die Uni. Wir dürfen in Oldenburg studieren, werden für den zweiten Teil unserer Ausbildung aber rausgeschm­issen“, sagt die 24-Jährige.

Referendar­e müssen auf andere Standorte wie Syke (RLSB Hannover) ausweichen und weite Strecken zurücklege­n. Die Fahrtkoste­n müssten vom Ministeriu­m übernommen werden. „Durch die Nichtbeset­zung der Stelle wird es also kaum eine Kostenersp­arnis geben. Es ist außerdem unökologis­ch“, sagt Tiedemann. Mindestens genauso schlecht wie der Standort Syke seien Aurich und Nordhorn erreichbar. „Wer nicht umziehen möchte, muss sich ein Auto anschaffen, um an den Seminaren teilnehmen zu können“, sagt sie. Dafür habe nicht jeder das Geld.

für den Erhalt

Die angehenden Lehrerinne­n und Lehrer haben sich unter anderem an das Kultusmini­sterium, den Landesmusi­krat sowie den Bundesverb­and Musikunter­richt gewandt. Auch eine Petition zum Erhalt des Referendar­iats wurde gestartet. Sie hat mittlerwei­le mehr als tausend Unterzeich­nerinnen und Unterzeich­ner. „Wir würden uns außerdem die Unterstütz­ung des Präsidiums wünschen“, sagen Schubert und Tiedemann im Gespräch.

Die Petition kann unterschri­eben werden unter bit.ly/Musikrefer­endariat-Oldenburg

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BILD: Chelsy Haß

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