Wie der VfL die Krise finanziell übersteht
Kosten an vielen Stellen gedrückt – Sponsoren halten Oldenburgerinnen die Treue
Oldenburg – Geisterspiele sind für die Handballerinnen des VfL Oldenburg seit Oktober 2020 an der Tagesordnung. Die Corona-Pandemie ließ den Verantwortlichen keine Wahl, nach Lage der Dinge wird die Bundesligasaison 2020/21 ohne Zuschauer zu Ende gespielt. Dass der viermalige deutsche Pokalsieger seit Jahren in wirtschaftlicher Hinsicht jonglieren muss, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass der Club immer wieder schuldenfrei über die Runden kommt. Aber wie schafft die VfL-Bundesliga GmbH das in dieser angespannten Pandemie-Lage? Gründe dafür gibt es mehrere.
■ Die Zuschauerzahlen
Vor der Pandemie lag der Zuschauerschnitt des Clubs bei 1030 Besuchern pro Heimspiel. In dieser Spielzeit kommt der VfL auf 1021 Zuschauer für die gesamte Spielzeit. Denn nur bei den ersten drei Heimspielen gegen Metzingen, Bensheim und Thüringen durfte eine begrenzte Anzahl an Fans in die kleine EWEArena. Alle anderen Partien fanden und finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Im geschätzten Saisonetat von 750 000 Euro machen
die Zuschauereinnahmen einen Anteil von zehn bis 15 Prozent aus. Dieses Geld fehlt.
■ Kosten bei Heimspielen
Der VfL muss bei jedem Heimspiel Kosten im mittleren vierstelligen Bereich stemmen. Das sind u.a. die Ausgaben für den Aufbau des Spielfeldes und der LED-Banden, für das Hygienekonzept, für technische Vorgaben und nicht zuletzt für die Miete für die Are
na. In „normalen“Zeiten decken die Zuschauereinnahmen diese Kosten.
■ Die Corona-Hilfen
Wie alle Clubs hatte sich der VfL im Vorjahr um Bundeshilfen bemüht. Eine erste Rate in fünfstelliger Höhe erhielt jeder Erstligist bei der Erfüllung bestimmter Bedingungen im Dezember 2020. So auch der VfL, der für den Juni eine weitere Auszahlung beantragt hat. „Mit dieser Hilfe kann man beruhigter schlafen“, sagt Andreas Lampe, Geschäftsführer der VfL-Bundesliga GmbH. Sie kommt aber nur zur Auszahlung, wenn ein Club trotz massiver Kostenreduzierungen ein Minus ausweist. „Hierbei werden wir aber nicht tricksen“, betont Lampe.
■ Kosten-Reduzierungen
Schon vor einem Jahr hat der VfL begonnen, alle Kostenstellen kritisch unter die Lupe zu nehmen. So wurde auf die Trainingslager verzichtet, keinerlei Auswärts-Testspiele absolviert und in der laufenden Spielzeit auf jegliche Hotelübernachtung verzichtet. Dazu wurden die Personalkosten gesenkt. „Bei uns gibt es keine
Großverdiener“, sagt Lampe und ist stolz, „dass wir alle Gehälter pünktlich zahlen“.
■ Die Sponsoren
75 Partner zählt Lampe im Sponsorenbereich, sie steuern mehr als 80 Prozent zum Etat bei. Bislang ist nur einer abgesprungen. „Das ist eine überragende Quote. In der Regel geht man davon aus, dass fünf Prozent der Sponsoren ausgewechselt werden.“Diese „unheimliche Unterstützung, die wir erfahren“, hätte mit der großartigen Arbeit des Bundesligateams zu tun. Die Entwicklung der Mannschaft und die Art, wie sie sich präsentiert, würden auf großen Zuspruch sämtlicher Sponsoren stoßen. „Und mit jedem Sieg wächst das Vertrauen in uns“, sagt Lampe.