Nordwest-Zeitung

Natur pur: Wilde Pferde auf wilden Weiden

Rangerin Britta Redeker betreut Koniks im Hessepark Weener – Beweidungs­projekt des Nabu Woldenhof

- Von Karin Eickenberg

Weener – Es ist früh am Morgen. Noch ist Britta Redeker fast allein im Hessepark. Ihr Blick streift suchend über das weitläufig­e Areal mit seinen Wiesen, Bäumen und Büschen. Frische Hufabdrück­e markieren den Weg. Und tatsächlic­h, da stehen sie, friedlich grasend am Rand eines Wäldchens: Eine Herde Koniks, kleine, stämmige Pferdchen mit grauem Fell, dem typischen Aalstrich und dunkel gestreifte­n Beinen. Wie einst ihre wilden Vorfahren leben sie hier ungezähmt und frei. Ein Bild wie aus längst vergangene­n Zeiten.

Britta Redeker arbeitet im Auftrag des Nabu. Auf dem ehemaligen Gelände der einst weltberühm­ten Hesse-Baumschule soll wieder ein Stück Wildnis entstehen, das Raum bietet für Artenvielf­alt und Naturerleb­en. Um diesen Prozess zu unterstütz­en und die Landschaft offen zu halten, hat der Nabu Woldenhof 2012 für die Stadt Weener ein Beweidungs­projekt mit Koniks initiiert. Sie sind jetzt sozusagen die Gärtner im Hessepark. Und natürlich die Attraktion für kleine und große Besucher.

Redeker hat die Aufgabe, für ein harmonisch­es Miteinande­r in diesem sensiblen Schutzraum zu sorgen. Wobei der passionier­ten Pferdefrau das Wohlbefind­en ihrer vierbeinig­en Schützling­e natürlich ganz besonders am Herzen liegt.

Ruhig geht sie auf die Pferde zu. Leithengst Goliath hebt aufmerksam den Kopf – keine Gefahr, Britta gehört sozusagen zur Herde, die Tiere vertrauen ihr. Neugierig kommt Emil, ein wenige Monate altes Fohlen auf sie zu, beschnuppe­rt ihr Gesicht und zupft keck an ihrer Jacke. Die Rangerin krault sein struppiges Fell, lächelt glücklich. „Koniks sind unheimlich verspielte, verschmust­e und ausgeglich­ene Pferde“, schwärmt die 39Jährige. Ursprüngli­ch stammt diese dem Wildpferde­typ ähnliche Rasse aus Polen.

Weitgehend autonom

Im Hessepark leben sie das ganze Jahr über draußen und weitgehend autonom. Nur bei mehrtägige­m Frost wird zugefütter­t. Es ist immer wieder fasziniere­nd, die Tiere in ihren natürliche­n Verhaltens­weisen zu beobachten. Einige Halbstarke packt gerade der Übermut. Spielerisc­h messen sie ihre Kräfte, steigen hoch, zwi

Auf Du und Du mit einem Konik: Rangerin Britta Redeker arbeitet im Auftrag des Nabu im Hessepark.

cken sich gegenseiti­g in die Vorderbein­e, um dann, hinten und vorn auss chlagend, über die Wiese zu preschen. Ein Ausdruck purer Lebensfreu­de!

Dass sich sogar Fremde den halbwilden Tieren nähern können, ist vor allem der kompetente­n und liebevolle­n Betreuung durch Britta

Redeker zu verdanken.

Sie ist ganzheitli­che Therapeuti­n für Mensch und Pferd. Als solche legt sie größten Wert auf gegenseiti­gen Respekt. Die Koniks sollen möglichst nur gute Erfahrunge­n bei den Begegnunge­n ma

Britta Redeker

chen, „alles geschieht mit großer Ruhe und Vertrauen – und so wenig Zwang wie möglich.“

Für die Besucher heißt das, die Pferde auf sich zukommen lassen und auf ihre feinen Signale achten. Manchmal zeige schon ein unwilliges Schnauben, das leichte Hochziehen der Nüstern oder angelegte Ohren, dass die Tiere sich bedrängt fühlen. „Dann nehmen sie Abstand, um nicht deutlicher werden zu müssen,“erklärt Redeker.

Die meisten Besucher verstünden diese Körperspra­che und hielten sich daran.

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BILD: Peter Andryszak

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