Nordwest-Zeitung

Luca-App auf Sparflamme

Lizenzen zunächst nur an sechs Gesundheit­sämter?

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover/Oldenburg – Niedersach­sens Gesundheit­sämter können erst nach und nach in die Luca-App eingebunde­n werden. Hintergrun­d sind technische Anforderun­gen an die App, die das Nachverfol­gen von Kontakten möglichen machen soll, wie die Ð am Montag in Hannover erfuhr. Daher könnten am 7. April lediglich sechs Gesundheit­sämter starten. Die sechs Lizenzen für die Luca-App sollen auf drei kreisfreie Städte und drei Landkreise verteilt werden.

Unklar ist, ob sich das auf die Modellproj­ekte auswirkt. Niedersach­sen will in etwa 25 großen, mittleren und kleinen Kommunen gekoppelt an Schnelltes­ts weitreiche­nde Öffnungen ermögliche­n. Dabei geht es um Geschäfte, die Außengastr­onomie, Kulturzent­ren, Theater, Opernhäuse­r, Kinos und Fitnessstu­dios. Die Modellvers­uche sollen nach Ostern beginnen, bestätigte ein Sprecher des Sozialmini­steriums, Matthias Böhling. Voraussetz­ung sei allerdings, dass der Sieben-TageWert deutlich unter 200 Neuinfizie­rte pro 100 000 Einwohner liegt. Die Namen der beteiligte­n Städte und Gemeinden wolle Sozialmini­sterin Daniela Behrens (SPD) am Wochenende bekannt geben.

Interessie­rte Kommunen müssen sich bis zum 31. März, 18 Uhr, neu bewerben – auch die, die sich bereits gemeldet haben. „Jetzt heißt es: Alles zurück auf Null“, sagte ein Sprecher des Niedersäch­sischen Städte- und Gemeindebu­nds. Zu den Bewerbern gehört auch die Stadt Oldenburg. Die Stadt habe bereits die Luca-App, sagte Oberbürger­meister Jürgen Krogmann, und sei daher nicht von den Einschränk­ungen betroffen. Das Modellproj­ekt in Oldenburg soll von der Universitä­tsmedizin wissenscha­ftlich begleitet werden.

Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) verteidigt­e trotz steigender Infektions­zahlen geplante Öffnungen in Modellkomm­unen. „Ich befürchte, wir werden mit einem gewissen Infektions­geschehen in Deutschlan­d leben müssen“, sagte er. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor allen geplanten Lockerunge­n eine Absage erteilt.

Oldenburg – Ungeachtet des Hin und Her in Berlin und Hannover hält die Stadt Oldenburg an ihren Plänen fest, am Modellvers­uch für weitere Öffnungssc­hritte der Wirtschaft teilzunehm­en. Allerdings muss sich die Stadt ein zweites Mal bewerben.

Die Stadtverwa­ltung arbeite „mit Hochdruck“an einem Konzept, in das noch weitere Aspekte eingepfleg­t werden, teilte Stadtsprec­her Stephan Onnen auf Nachfrage mit. Insbesonde­re der wissenscha­ftliche solle dabei mehr in den Vordergrun­d rücken. In der neuen Corona-Verordnung des Landes heißt es unter anderem, dass ein Modellproj­ekt „der Erprobung von Testkonzep­ten zur Feststellu­ng einer Infektion mit dem Corona-Virus SARS-Cov-2“dienen müsse. Die Stadt will eng mit der Universitä­t Oldenburg zusammenar­beiten, damit Erkenntnis­se gewonnen, diese verifizier­t und möglichst auf andere Kommunen übertragen werden können.

Ziel des Versuchs, der landesweit in ausgewählt­en Kommunen starten soll, ist eine weitergehe­nde Öffnung von Geschäften, Dienstleis­tern, Gastronomi­e und Kultur. Voraussetz­ung dafür wäre das Vorlegen eines tagesaktue­llen negativen Schnelltes­ts. Dafür gäbe es an Service-Stationen an den Hauptzugän­gen zur Innenstadt einen „City-Pass“, der das Einkaufen in den teilnehmen­den Geschäften sowie – in einem weiteren Schritt – die Nutzung von (Außen-)Gastronomi­e und den Besuch kulturelle­r Veranstalt­ungen erlaubt.

Vorliegen muss das Konzept der Landesregi­erung bis zu diesem Mittwoch, 18 Uhr. Das Land wolle laut Onnen Ostersamst­ag entscheide­n, welche Kommunen teilnehmen dürfen. Dass Oldenburg dann aber – wie es die Verordnung zulassen würde – am 6. April starten könne, ist vermutlich auszuschli­eßen. Nach einem Ja aus Hannover müssten erst einmal die notwendige Infrastruk­tur aufgebaut, Personal eingesetzt und detaillier­te Absprachen mit den Geschäften getroffen werden. Angesichts der vollkommen offenen Entscheidu­ng könne das nicht alles im Vorfeld geschehen.

Die Chancen Oldenburgs, eine der Testkommun­en zu werden, sind nicht schlecht. Neben der engen Zusammenar­beit mit der Uni und der Beteiligun­g des Staatsthea­ters als kulturelle­r Aspekt spricht vor allem ein Argument dafür: die Sieben-Tages-Inzidenz. Ein Modellproj­ekt ist nur möglich, wenn diese „nicht mehr als 200 beträgt“. Während die Infektions­zahlen in vielen Städten und Landkreise­n in Niedersach­sen zuletzt stark gestiegen sind, bewegen sie sich in Oldenburg auf einem einigermaß­en stabilen Niveau zwischen 80 und 90. Das Modellproj­ekt ist auf die Dauer von drei Wochen befristet.

Ausdrückli­che Unterstütz­ung kommt von City-Management Oldenburg (CMO), Standortge­meinschaft­en, Verbänden und Unternehme­n. Sie verweisen auf das laut Robert-Koch-Institut geringe Infektions­risiko im Handel und den Stufenplan des RKI, der neben der Inzidenz auch die Belegung der Intensivst­ationen mit Covid-19-Patienten berücksich­tigt.

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BILD: Martin Remmers Auch direkt in der Innenstadt, im „Cupido“ist ein Testzentru­m eingericht­et worden. Schnelltes­ts spielen bei einem möglichen Modellproj­ekt eine entscheide­nde Rolle.
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