„Das Schlimmste war die Ungewissheit“
Polnischer Journalist Robert Bociaga spricht über Festnahme und 13 Tage Haft in Myanmar
Warschau – Sieben Mitgefangene in der Zelle. Ein Loch im Boden als Toilette, ein Eimer kaltes Wasser zum Waschen. 13 lange Tage harrte der polnische Journalist Robert Bociaga unter diesen Bedingungen im Polizeiarrest in Myanmar aus. „Das Schlimmste war die Ungewissheit“, erzählt der Fotoreporter, der auch für die Deutsche Presse-Agentur arbeitet, nach seiner Freilassung. In den ersten Tagen der Haft sei er so deprimiert gewesen, dass er kaum habe essen können, sagt der schmächtige Mann mit dem Stoppelbart.
Nun ist Robert Bociaga wieder in Sicherheit und zu Hause: Am Freitag landete der 29Jährige auf dem Chopin-Flughafen in Warschau, wo ihn sein Vater und sein Onkel in Empfang nahmen.
Zunehmende Härte
Am 11. März ist der Journalist in der Stadt Taunggyi unterwegs. Gegen Mittag soll hierein Protest gegenden Militärputsch indem süd ostasiatischen Land starten. Das will er dokumentieren. Nicht ungefährlich: Im früheren Birma gehen Militär und Polizei seit dem Umsturz von Anfang Februar mit zunehmender
Härte gegen Demonstranten, aber auch Politiker, Aktivisten und Journalisten vor. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP wurden bisher knapp 3000 Menschen festgenommen. Mindestens 320 wurden laut AAPP getötet.
Beim Versuch, über den Protest zu berichten, wird Bociaga von Soldaten festgesetzt. Ein Foto der Festnahme zeigt ihn mit dem Rücken an einer Mauer, umzingelt von einem Dutzend Uniformierter in Kampfanzügen. Er hält seine Hände schützend über sich. „In diesem Moment wollte ich mich nur verteidigen, ich war viel zu gestresst, um nachzudenken“, erinnert er sich. Die Soldaten schlagen mit Gummiknüppeln nach ihm, treffen ihn am Arm und am Kopf. Sie zerstören auch seinen neuen Motorroller.
Als die Soldaten merken, dass Bociaga kein Einheimischer ist, lassen sie von ihm ab und holen die Polizei. Diese löscht die Bilder in seiner Kamera, nimmt ihn mit auf die Wache und sperrt ihn in eine Arrestzelle. Der Grund: Sein Visum ist abgelaufen. Es werde zwei bis drei Tage dauern, bis die Formalitäten geklärt seien.
Gefährlicher Vorwurf
Doch dann ein weiterer, gefährlicherer Vorwurf: Er habe für Medien gearbeitet. „Meine größte Angst war, dass sie mich wegen Arbeit für Medien anklagen würden, das hätte mir mehrere Monate im Gefängnis eingebracht“, sagt der Reporter und studierte Jurist. Sein Fall sorgt international für Aufsehen. Auch „Reporter ohne Grenzen“schaltet sich ein, verlangt die Freilassung.
Die Polizei hätte ihn besser behandelt als die anderen Inhaftierten, so Bociaga. Wegen Visavergehens wird er zu einer Geldstrafe verurteilt und aus dem Land abgeschoben.
In diesem Moment wollte ich mich nur verteidigen, ich war viel zu gestresst, um nachzudenken.
Robert Bociaga, polnischer Journalist, zum Moment seiner Festsetzung durch Soldaten in Myanmar