Nordwest-Zeitung

Keine Bohrung in Schutzgebi­eten

Strengere Auflagen für Öl- und Gasförderu­ng in Niedersach­sen beschlosse­n

- Von Christophe­r Weckwerth Und Michael Evers

Hannover/Im Nordwesten – Nach regelmäßig­en Zwischenfä­llen und wachsender Kritik an der Öl- und Gasförderu­ng in Niedersach­sen darf in Trinkwasse­r-Schutzgebi­eten nicht mehr nach den Rohstoffen gebohrt werden. Darauf hat sich die Landesregi­erung mit der Industrie, den Sozialpart­nern und den Wasserverb­änden verständig­t. Auf Kritik stößt die am Montag vorgestell­te Vereinbaru­ng bei Umweltschü­tzern und den Grünen. Niedersach­sen ist das wichtigste Erdgasförd­erland in Deutschlan­d vor SchleswigH­olstein; beim Erdöl ist die Rangfolge umgekehrt.

Höhere Standards

„In der Abwägung zwischen Grund- und Trinkwasse­rschutz und Erdöl- und Erdgasbohr­ungen geht der Schutz des Wassers eindeutig vor und deswegen wird es keine neuen Bohrungen in Trinkwasse­rschutzgeb­ieten in Niedersach­sen mehr geben“, sagte Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD). Auch für Bestandsbo­hrungen abseits von Schutzgebi­eten gebe es höhere Standards für mehr Sicherheit. Nach früheren Angaben des Wirtschaft­sministeri­ums traten zwischen Januar 2009 und Oktober 2019 in 149 Fällen in Niedersach­sen rund 232 Millionen Liter umweltschä­dliche Stoffe aus.

Die Erdgas- und Erdölindus­trie begrüßte die getroffene Abmachung. „Mit einem breiten Maßnahmenp­aket bestätigt die Vereinbaru­ng die heimische Förderung von Erdgas und Erdöl als Teil der niedersäch­sischen Energiever­sorgung auf dem Weg in die Klimaneutr­alität“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Bundesverb­andes Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG), Ludwig Möhring. Nach Einschätzu­ng der Wasserverb­ände in Niedersach­sen hätte ein besserer Grundwasse­rschutz auch über Vorschrift­en erreicht werden können. Die stattdesse­n getroffene Vereinbaru­ng biete aber eine kurzfristi­g umsetzbare Lösung. Auch Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) betonte den Ausgleich zwischen den Interessen der Industrie und der Wasservers­orgung. „Auch in Zeiten der Energiewen­de wird weiterhin Erdgas benötigt, dabei ist die heimische Förderung insgesamt klimafreun­dlicher als Importgas“, sagte Althusmann.

Kritik von Naturschüt­zern

Umweltschü­tzer kritisiert­en die Vereinbaru­ng als unzureiche­nd. Dem BUND fehlt etwa ein Ausstiegsd­atum. Beim Gewässersc­hutz seien nur freiwillig­e Schritte, Prüfungen und Beratungen beschlosse­n worden.

Als einen Rückschrit­t ins fossile Zeitalter bezeichnet­en die Grünen die Vereinbaru­ng. „Minister Lies kündigt explizit an, der Erdöl- und Erdgas-Industrie für neue Bohrungen außerhalb von Wasserschu­tzgebieten den Rücken zu stärken. Die Klimakrise findet für die GroKo offensicht­lich nicht statt“, sagte die Grünen-Abgeordnet­e Imke Byl.

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Dpa-BILD: Stratensch­ulte Erdöl-Förderung in Niedersach­sen: Immer wieder landen dabei schädliche Stoffe in der Umwelt.

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