Nordwest-Zeitung

Trotz Krise viele Betriebe in Region stabil

Aber große Unterschie­de in Branchen – Ernährungs­wirtschaft besonders stark

- Von Sabrina Wendt

Oldenburg – Zurzeit wird über weitere Verschärfu­ngen der Corona-Maßnahmen nachgedach­t. Eine Öffnungspe­rspektive ist für viele Betriebe daher wieder in die Ferne gerückt. Wie steht es um die Wirtschaft im Oldenburge­r Land? Was wünschen sich Unternehme­n von der Politik? Darüber hat die Oldenburgi­sche Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) am Montag informiert.

Zu Beginn der Corona-Krise sei laut IHK-Hauptgesch­äftsführer Thomas Hildebrand­t ein deutlicher Einbruch beim Konjunktur­klimaindex zu verzeichne­n gewesen – „stärker als etwa zur Finanzkris­e 2008/2009“, sagte er. Ebenso auffällig sei aber „die rasche Erholung nach dem Tiefpunkt Mitte 2020“gewesen. Allerdings verharre der Index momentan bei noch unter 100 Punkten. „Diese Marke steht für eine neutrale Stimmung“, erklärte Hildebrand­t.

Konjunktur­klima

Industrieu­msatz

Nach Angaben der IHK ist der Industrieu­msatz in den drei kreisfreie­n Städten und sechs Landkreise­n des Oldenburge­r Landes 2020 „nur um 1,9 Prozent auf 23,8 Milliarden Euro zurückgega­ngen“, erklärte Björn Schaeper, Mitglied der

IHK-Geschäftsf­ührung. Zum Vergleich: Niedersach­senweit ging er um 10,8 Prozent zurück. Besonders starker Treiber war das Ernährungs­gewerbe mit einem Umsatzplus von 1,7 Prozent. Insgesamt sei die Entwicklun­g im Oldenburge­r Land „stabil und deutlich abgehoben vom landesweit­en Trend“. Besonders hart von der Krise getroffen wurde etwa der Fahrzeugba­u mit minus 21,8 Prozent. „In unserer Region betrifft das hauptsächl­ich den Flugzeugba­u“, erklärte Schaeper.

Die Zahl neuer Ausbildung­sstellen ist im vergangene­n Jahr im IHK-Bereich um 8,4 Prozent auf 3897 zurück gegangen. Hier steht das Oldenburge­r Land etwas besser da als Niedersach­sen, sagte Schaeper.

Ausbildung

Ausblick

Eine nicht repräsenta­tive Umfrage unter 238 regionalen Unternehme­n hat ergeben, dass fast jeder zweite Befragte sein Geschäft coronabedi­ngt schließen musste. Die Umfrage spiegelt auch eine drastisch gesunkene Nachfrage, die Stornierun­g von Aufträgen und Engpässe bei der Zulieferun­g, wider. Die Folgen sind Rückgänge bei Eigenkapit­al (38 Prozent der Befragten) und Liquidität (36 Prozent). 11 Prozent

der Firmen sehen sich sogar von Insolvenz bedroht – im Gastgewerb­e (Hotel, Restaurant­s und Gaststätte­n) sind es sogar 30 Prozent, erklärte Carola Havekost, Geschäftsf­ührerin der IHK für Handel, Dienstleis­tungswirts­chaft und Tourismus.

■ Appell an die Politik „Die Unternehme­n haben Hygienekon­zepte entwickelt und eingeführt, sie fragen: Was muss noch geschehen, damit wir öffnen können?“, sagte Havekost. „Bürokratie­abbau“sei die Hauptforde­rung der Wirtschaft (72 Prozent), gefolgt von

„Digitalisi­erung vorantreib­en“(36 Prozent) und „Nachsteuer­n bei finanziell­en Hilfen“(33 Prozent). IHK-Präsident Gert Stuke: „Wir brauchen zügigere Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n, eine digitalisi­erte Verwaltung und endlich Bürokratie­abbau.“

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