Nach langem Hin und Her nach Eversten
Rudolf Hudalla mit Familie immer wieder zurück nach Groschowitz geschickt
– Die Wege, die für Familie Hudalla nach Eversten führten, waren verschlungen. Vater und Brüder an der Front oder in den USA in Kriegsgefangenschaft, die Mutter mit Tochter und ihrem damals zehnjährigen Sohn Rudolf auf der Flucht – und doch sahen sich 1948 alle in der Baumeisterstraße wieder. „Es war wie ein Wunder“, erzählt Rudolf Hudalla, heute 86 Jahre alt und Gründer des gleichnamigen Sanitär-, Heizungs- und Elektro-Unternehmens an der Edewechter Landstraße.
Heute in Zwischenahn
Der Seniorchef lebt heute in einer Wohnanlage in Bad Zwischenahn gleich neben dem Bahnhof. Wenn er die Züge sieht, wird er an die Zeit erinnert, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und er schließlich mit Vater, Mutter und Schwester in einem Viehwaggon Oldenburg erreichte. Die ersten Jahre seines Lebens hatte er in Groschowitz (Groszowice) an der Oder in der Nähe von Oppeln im Süden Polens verbracht. Es gehörte zu Oberschlesien.
Haus gebaut
Ein Haus hatten sie gerade gebaut, als der Vater, der im Fernmeldebauamt gearbeitet hatte, eingezogen wurde. Er verlor an der Front bald ein Auge und kehrte zurück. Am 20. Januar 1945 musste die Familie ihr Haus verlassen, erreichte am 12. Februar mit einem Holzgasbus Dresden, wo der Bus auf Schneeketten warten musste. Als sie ankamen, wurden sie sofort aufgezogen und die Fahrt ging weiter – wenige Stunden später wurde Dresden bombardiert. Im Feuersturm starben 25 000
Menschen.
Rudolf Hudalla, damals zehn Jahre alt, hat erlebt, wie der Berg, auf dem der Bus stand, durch die Explosionen zitterte. Er sah den Feuerstein der brennenden Stadt und erschauderte. Die Familie kam in Hohenstein im Sudetenland unter, der Vater wurde wieder eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Die Front rückte näher, die deutschen Soldaten flüchteten und ließen ihre Waffen zurück. Die Tschechen kamen und schickten sie heim nach Groschowitz – zu Fuß und in Viehwaggons. Doch in dem Haus lebte mittlerweile eine Familie, die in Hamburg ausgebombt worden war. „Sie musste das Haus verlassen und wir zogen ein“, erzählt Hudalla weiter.
Doch sie wurden erneut hinausgeworfen, mussten über Oppeln nach Lamsdorf in ein Lager, in dem zuvor Kriegsgefangene
unter entsetzlichen Bedingungen inhaftiert waren. Fünf Monate lebten sie dort. Wieder ging es zurück
Rudolf Hudalla
nach Groschowitz. Dann, Ende 1946, begann endlich aber in Viehwaggons die letzte Fahrt – nach Oldenburg.