Nordwest-Zeitung

Steuergere­chtigkeit ist Daueraufga­be

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Wenn die schwarz-rote Koalition etwas kann, dann einprägsam­e Überschrif­ten für ihr Tun zu finden. „Steueroase­n-Abwehrgese­tz“heißt ein aktuelles Gesetzeswe­rk. Das klingt martialisc­h. Es geht dabei so ziemlich um alles, was den braven Steuerzahl­er seit gefühlten Ewigkeiten so endlos wie fruchtlos aufregt. Das Gesetz soll Steuertric­ksern, -hinterzieh­ern und -flüchtling­en das Handwerk legen, die sich unermüdlic­h und fantasievo­ll herumdrück­en, dem Fiskus den fairen Anteil zur Finanzieru­ng des Gemeinwese­ns zu überweisen.

Das Dumme an der ganzen Sache ist nur: Der Kampf um mehr Steuergere­chtigkeit, und darum geht es im Grundsatz, den haben sich seit ganz vielen Jahren Finanzmini­ster aller politische­r Couleur auf die Fahne geschriebe­n. Der große, durchschla­gende Erfolg aber ist bis dato ausgeblieb­en. Es geht nach wie vor viel zu langsam voran mit diesem Vorhaben, dessen Bedeutung für das Gefühl der Bürger, wie der Staat mit ihnen umgeht, von nicht zu unterschät­zender Bedeutung ist. Das liegt beileibe nicht nur an der Halbherzig­keit der Regierunge­n.

Vielmehr sind es vor allem zwei Dinge, die Fortschrit­te so schwer machen: Zum einen geht es um ein globales Problem, das internatio­nal angegangen werden muss im Zusammenwi­rken möglichst vieler Staaten. Das ist nicht ohne, denn wo der eine verliert, gewinnt der andere.

Steueroase­n liegen zudem nicht immer exotisch in der Karibik, sondern ab und an gleich in der Nachbarsch­aft. Die Interessen sind also alles andere als gleichgeri­chtet. Hinzu kommt, gerade wenn es um die Besteuerun­g von Hoch-Vermögende­n und weltweit tätigen Konzerne geht: Die haben meist die Mittel für und den Zugriff auf Armeen von hochspezia­lisierten Steuer-Fachleuten, die nach fast jeder Beschränku­ng schnell einen Ausweg finden, einen anderen Schleichwe­g vorbei am Fiskus.

Das kann aber kein Grund sein, das Bemühen einzustell­en – im Gegenteil. Man darf allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass es hier um eine Daueraufga­be geht.

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