Vier Tage Programm gegen das Sterben der Kultur
Lokale Künstler, Gastronomen und Veranstalter gehen ab heute mit Festivalprogramm an den Start
Oldenburg – Seit einigen Tagen bietet sich ein ungewohntes Bild im Oldenburger Club Amadeus: Trotz Lockdown wird eine Lichtanlage aufgebaut, genauso wie DJ-Pult und Leinwand. Hinter dem Tisch mit den Plattentellern hängen dreieckige Spiegel, die dem Raum eine verzerrte Atmosphäre verleihen.
„Hier entsteht momentan alles für unseren Spenden-Livestream, der ab Donnerstag im Internet übertragen wird“, berichtet Jan Thie vom Einfach-Kultur-Team, dass das Projekt „0441 & Held:Innen“ins Leben gerufen hat.
Geboten wird dem Publikum ein buntes Programm, das Oldenburger Künstler auf die Beine gestellt haben (siehe Infobox). Großes Ziel der Aktion ist es, so Spenden für die Oldenburger Gastro-, Clubund Konzertszene zu sammeln, denn die hat eine Finanzspritze bitter nötig.
„Es ist schon lange nicht mehr fünf vor zwölf“, sagt Thie. „Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem sich für viele Protagonisten aus der Kultur-, Veranstaltungs- oder Gastroszene entscheidet, ob es weitergeht oder nicht.“
Beim Aufbau des DJ-Pults im Amadeus (von links): Jannik Kirchner und Jan Thie freuen sich auf das Projekt „0441 & Held:Innen“, mit dem sie sich für die Club- und Konzertszene, Künstler und Gastronomen aus Oldenburg stark machen.
„Diese Pandemie-Situation geht an die Substanz, vor allem wenn es um Schließungen geht“, sagt auch Jannik Kirchner. Wenn sich nichts ändere, werde es viele Läden, die den Oldenburgern am Herz hängen, zum Ende des Jahres nicht mehr geben.
Deshalb hoffen die beiden,
dass der Spenden-Livestream ein Signal ist, das viele Leute verstehen und sie veranlasst, die Szene zu unterstützen. Denn solche Formate seien eine der ganz wenigen Möglichkeiten, wie Künstler derzeit Einnahmen generieren könnten. „Wenn diese Leute nichts mehr verdienen, suchen
sie sich andere, krisensichere Berufe. So stirbt Kultur“, ist sich Kirchner sicher.
Deshalb haben die beiden mit vielen anderen das Projekt auf die Beine gestellt, nachdem sie bereits im vergangenen Sommer die mehrwöchige Veranstaltungsreihe „Einfach Kultur!“organisiert haben. „Wir haben uns dabei bewusst dazu entschieden, mit lokalen Partnern zu arbeiten, um die Leute hier vor Ort zu stärken“, sagt Thie. Das betreffe alle Bereiche, egal ob es sich um die Künstler vor der Kamera, die im Hintergrund oder die Gastronomen gehe.
„Und die Arbeit lohnt sich“, sagt Kirchner. Denn so könne man sich von der momentan extrem schwierigen Lage ablenken und Kontakte zu Leuten aus der Szene knüpfen, die man vielleicht noch nicht kannte, obwohl man in der selben Stadt wohne.
„Im besten Fall können wir genug Menschen überzeugen, uns freiwillig zu unterstützen, damit alle am Projekt beteiligten Personen auch finanziell etwas von ihrer Arbeit haben. Der Livestream selbst ist kostenlos. Wer will, kann uns mit einer Spende unterstützen“, sagt Kirchner. Der Plan der Organisatoren sieht vor, dass die Einnahmen fair und unkompliziert aufgeteilt werden.
Hier gehts zum Live-Stream www.einfach-kultur.de
Ein Video zur Aktion unter www.NWZonline.de/videos
Wolfgang Alexander Meyer über Solidarität