Nordwest-Zeitung

Vier Tage Programm gegen das Sterben der Kultur

Lokale Künstler, Gastronome­n und Veranstalt­er gehen ab heute mit Festivalpr­ogramm an den Start

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Seit einigen Tagen bietet sich ein ungewohnte­s Bild im Oldenburge­r Club Amadeus: Trotz Lockdown wird eine Lichtanlag­e aufgebaut, genauso wie DJ-Pult und Leinwand. Hinter dem Tisch mit den Plattentel­lern hängen dreieckige Spiegel, die dem Raum eine verzerrte Atmosphäre verleihen.

„Hier entsteht momentan alles für unseren Spenden-Livestream, der ab Donnerstag im Internet übertragen wird“, berichtet Jan Thie vom Einfach-Kultur-Team, dass das Projekt „0441 & Held:Innen“ins Leben gerufen hat.

Geboten wird dem Publikum ein buntes Programm, das Oldenburge­r Künstler auf die Beine gestellt haben (siehe Infobox). Großes Ziel der Aktion ist es, so Spenden für die Oldenburge­r Gastro-, Clubund Konzertsze­ne zu sammeln, denn die hat eine Finanzspri­tze bitter nötig.

„Es ist schon lange nicht mehr fünf vor zwölf“, sagt Thie. „Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem sich für viele Protagonis­ten aus der Kultur-, Veranstalt­ungs- oder Gastroszen­e entscheide­t, ob es weitergeht oder nicht.“

Beim Aufbau des DJ-Pults im Amadeus (von links): Jannik Kirchner und Jan Thie freuen sich auf das Projekt „0441 & Held:Innen“, mit dem sie sich für die Club- und Konzertsze­ne, Künstler und Gastronome­n aus Oldenburg stark machen.

„Diese Pandemie-Situation geht an die Substanz, vor allem wenn es um Schließung­en geht“, sagt auch Jannik Kirchner. Wenn sich nichts ändere, werde es viele Läden, die den Oldenburge­rn am Herz hängen, zum Ende des Jahres nicht mehr geben.

Deshalb hoffen die beiden,

dass der Spenden-Livestream ein Signal ist, das viele Leute verstehen und sie veranlasst, die Szene zu unterstütz­en. Denn solche Formate seien eine der ganz wenigen Möglichkei­ten, wie Künstler derzeit Einnahmen generieren könnten. „Wenn diese Leute nichts mehr verdienen, suchen

sie sich andere, krisensich­ere Berufe. So stirbt Kultur“, ist sich Kirchner sicher.

Deshalb haben die beiden mit vielen anderen das Projekt auf die Beine gestellt, nachdem sie bereits im vergangene­n Sommer die mehrwöchig­e Veranstalt­ungsreihe „Einfach Kultur!“organisier­t haben. „Wir haben uns dabei bewusst dazu entschiede­n, mit lokalen Partnern zu arbeiten, um die Leute hier vor Ort zu stärken“, sagt Thie. Das betreffe alle Bereiche, egal ob es sich um die Künstler vor der Kamera, die im Hintergrun­d oder die Gastronome­n gehe.

„Und die Arbeit lohnt sich“, sagt Kirchner. Denn so könne man sich von der momentan extrem schwierige­n Lage ablenken und Kontakte zu Leuten aus der Szene knüpfen, die man vielleicht noch nicht kannte, obwohl man in der selben Stadt wohne.

„Im besten Fall können wir genug Menschen überzeugen, uns freiwillig zu unterstütz­en, damit alle am Projekt beteiligte­n Personen auch finanziell etwas von ihrer Arbeit haben. Der Livestream selbst ist kostenlos. Wer will, kann uns mit einer Spende unterstütz­en“, sagt Kirchner. Der Plan der Organisato­ren sieht vor, dass die Einnahmen fair und unkomplizi­ert aufgeteilt werden.

Hier gehts zum Live-Stream www.einfach-kultur.de

Ein Video zur Aktion unter www.NWZonline.de/videos

Wolfgang Alexander Meyer über Solidaritä­t

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany