Regionales Rindfleisch für Nachhaltigkeit
Kunden können Bio-Ware online bestellen und abholen – Züchter liegt Tierwohl am Herzen
Westerscheps – Fleischkonsum ist ein großer Bestandteil der Nachhaltigkeitsdebatte. Viele Verbraucher stellen sich immer mehr Fragen. Wo kommt das Fleisch her? Wie wird es erzeugt und wie gut ist die Qualität? Rinderzüchter Klaus Hinrichs beantwortet diese Fragen. Der 54-Jährige erzeugt Biorindfleisch und verkauft es über seinen Hofladen in Westerscheps (Gemeinde Edewecht, Ammerland). Dafür bietet er seit Dezember 2020 eine ganz bestimmte Art des Fleischverkaufs an. Er vermarktet sein Biorindfleisch durch „Cow-Sharing“.
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„Beim ursprünglichen Prinzip des Cow-Sharings wird die Kuh erst vollständig verkauft und dann geschlachtet“, erklärt Hinrichs. So soll das gesamte Fleisch eines geschlachteten Tieres verkauft werden. Seine Rinder verkauft der Züchter über zwei Personen aus dem Raum Verden, die die Ware von interessierten Biohöfen auf ihrer Internetseite „Friedhold“online anbieten. Die Vermarktung übernehmen sie ebenfalls. Dafür erhalten sie fünf Prozent des Verkaufsumsatzes.
Hinrichs lässt das jeweilige Rind vor dem Verkauf allerdings schlachten und weicht damit leicht vom Ursprungsprinzip ab: „So kann ich erst sicher sehen, wie viel Fleisch wir am Ende wirklich anbieten können.“Geschlachtet werden die Rinder der Rasse „Limousin“15 Kilometer vom Hof entfernt. Die Zerlegung durch einen Schlachtermeister erfolgt jedoch bei Hinrichs.
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Prinzip Cow-Sharing
Im Internet bestellen
Online können dann 37 verschiedene Rinderprodukte bestellt werden, so Hinrichs, der pro Cow-Sharing mehr als 50
Züchter Klaus Hinrichs aus Westerscheps bietet seinen rund 100 Bio-Rindern ein schönes Leben: Dafür muss er für ihr Fleisch aber auch einen angemessenen Preis erhalten. Das Cow-Sharing hilft dabei.
verschiedene Kunden hat. Auf der Internetseite des Hofladens wird zudem angezeigt, wie hoch der aktuell verkaufte Anteil der Kuh pro Aktion ist. Die Kunden können sich in einen Newsletter eintragen, um über die nächste Aktion informiert zu werden. Dies ist
auch dringend notwendig, denn die Resonanz ist positiv: „Die Filetstücke sind innerhalb von 1-2 Stunden ausverkauft. Manche Kunden haben in allen fünf Runden etwas bestellt“, berichtet Hinrichs, der seit Dezember bereits fünf Tiere vollständig verkauft hat.
Rund einmal pro Monat startet der 54-Jährige eine Cow-Sharing-Aktion, die nächste voraussichtlich am 24. April. „An einem bestimmten Abholtag verteilen wir dann Termine, an denen das bestellte Fleisch auf unserem Hof abgeholt werden kann.“
■ Tierwohl im Fokus
Dem Züchter liegt das Tierwohl seiner rund 100 Rinder sehr am Herzen: „Die Tiere können ganzjährig frei entscheiden, ob sie auf der Weide oder im Stall sind. Außerdem bekommen sie nur betriebseigenes, unbehandeltes Futter.“Das Cow-Sharing bringt ihm zudem den Vorteil der Vermarktung, für das Biofleisch einen angemessenen Preis zu erhalten und Planungssicherheit zu haben.
Doch auch der Kunde profitiert: „Acht von zehn Kunden erzählen uns, dass sie weniger Fleisch essen wollen, dafür aber wissen möchten, wo das Fleisch herkommt. Das ist durch Cow-Sharing möglich. Auch das Tierwohl ist den Kunden wichtig“, schildert Hinrichs und ergänzt: „Warum muss das Fleisch aus anderen Ländern kommen, wenn man es hier vor der eigenen Haustür hat? Das ist in Sachen Umwelt ein großer Faktor.“