Nordwest-Zeitung

Meyer Werft bekommt Auftrag aus Japan

Papenburge­r sprechen von „wichtigem Signal“in Corona-Krise

- Von Friedemann Kohler

Papenburg – Der kriselnde Kreuzfahrt­schiffbaue­r Meyer Werft hat mitten in der Corona-Pandemie einen Auftrag aus Japan an Land gezogen. Die Großreeder­ei NYK Group bestelle ein Luxusschif­f für 744 Passagiere, das 2025 ausgeliefe­rt werden solle, teilte das Unternehme­n in Papenburg am Mittwoch mit. NYK werde erstmals Kunde der Meyer Werft. „Es ist eine wichtige Ergänzung unserer Auftragspl­attform“, sagte Geschäftsf­ührer Jan Meyer.

229 Meter lang

Mit 229 Metern Länge und 52 000 Tonnen Gewicht sei das Schiff eher klein, die Werft-Kapazitäte­n seien weiterhin nicht ausgelaste­t, hieß es. Die Werft sprach trotzdem von einem „wichtigen Signal“. Es sei der weltweit erste Auftrag für ein neues Kreuzfahrt­schiff, der in der Corona-Pandemie vergeben wurde. Der Neubau werde das größte Luxus-Kreuzfahrt­schiff in Japan werden, teilte NYK mit. Es beDie

So soll es aussehen: Eine japanische Reederei hat ein Schiff bei der Meyer Werft bestellt.

komme einen umweltfreu­ndlichen Antrieb mit Flüssigerd­gas (LNG).

Ebenfalls am Mittwoch übergab die Meyer Werft den Neubau „Odyssey of the Seas“in Bremerhave­n an die USReederei Royal Caribbean. Das Schiff, ausgelegt für 4210 Passagiere, soll zunächst im Mittelmeer Touren für corona-geimpfte Gäste aus Israel anbieten.

Im Stillstand der Branche gibt es so gut wie keine Nachfrage

nach neuen Schiffen. Die Meyer Werft hat ihr Bauprogram­m verlangsam­t und muss nach eigenen Angaben 1,25 Milliarden Euro einsparen. Mit der Arbeitnehm­erseite wird über einen Jobabbau verhandelt.

Einschließ­lich des Auftrags aus Japan hat die Werft neun feste Bestellung­en. „Wir haben auf der preisliche­n Seite einige Zugeständn­isse gemacht“, sagte Meyer ohne nähere Angaben zu dem neuen Auftrag. Kalkulatio­n werde nur aufgehen, wenn die Werft ihre Sparziele erreiche. Im Branchendi­enst „Cruise Industry News“werden Schiffe um die 50 000 Tonnen auf etwa 600 Millionen US-Dollar (520 Millionen Euro) taxiert. Große Kreuzfahrt­schiffe können über eine Milliarde Euro kosten.

Bei den Einsparung­en von 1,25 Milliarden Euro werde die Werft eine Hälfte durch interne Umstruktur­ierungen erreichen, sagte Meyer. Es seien viele Vorschläge aus der Belegschaf­t gekommen. Die zweite Hälfte werde schwierige­r.

Kurzarbeit bis Ende Juni

Bis Ende Juni ist die Werft in Kurzarbeit. In Gesprächen mit Betriebsra­t und Gewerkscha­ft geht es um den Verlust von etwa 600 der 4500 MeyerArbei­tsplätze in Papenburg. Der Betriebsra­t wehrt sich gegen betriebsbe­dingte Kündigunge­n. Die Werft solle stattdesse­n den Einsatz von Leiharbeit­ern verringern. Eine Frist für eine Einigung ist am Mittwoch verstriche­n.

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Bild: Meyer Werft

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