Nordwest-Zeitung

„Wie Facebook“für den Amateurfuß­ball

Wie Spieler des TSV Havelse neue Plattform für Amateure entwickelt hat

- Von Thomas Eßer

Garbsen – Gesperrte Sportplätz­e und Spielverbo­t hielten Yannik Jaeschke nicht auf. Als der Sport vor rund einem Jahr coronabedi­ngt ruhte, nutzten der Regionalli­gaspieler und drei Kollegen die Zeit, um ihr Fußball-Projekt voranzutre­iben. Die Plattform „Poacher“soll Spielern und Clubs abseits des Profi-Transferma­rktes helfen, zueinander zu finden. Vereine suchen, Kontakte knüpfen, Fußballspi­elen: So könnte man das Motto beschreibe­n. „Es soll ein bisschen funktionie­ren, wie man es bei Social Media kennt“, sagt Jaeschke: „Beispielsw­eise wie Facebook nur auf Fußball gemünzt.“

Spieler legen Profil an

Die Idee ist einfach. Fußballer legen sich ein Profil an, laden Bilder und Videos hoch, listen

Yannik Jaeschke

Stärken und bisherige Clubs auf. Vereine können gezielt nach Spielern suchen. Das Angebot richtet sich an Fußballer von der Kreisklass­e bis zur vierten Liga. Die Basisvaria­nte ist kostenlos, eine PremiumVer­sion gibt es für Spieler ab 3,95 Euro monatlich.

Win-Win-Situation?

Die Grundidee stammt vom Mitgründer und viertligae­rfahrenen Noél Below. Dem 27Jährigen habe bei der Clubsuche eine Anlaufstel­le gefehlt, erzählt Jaeschke. Nach einem Umzug in eine neue Stadt wisse man ohne persönlich­e Kontakte oft nicht, „wo man sich überhaupt melden soll und hat nicht die Möglichkei­ten, sich bei anderen Vereinen zu präsentier­en“. Auf der anderen Seite wüssten Amateurver­eine mangels Zeit und einer Scouting-Abteilung oft nicht, welche Spieler verfügbar seien. Ist „Poacher“, was übersetzt unter anderem Wilderer bedeutet, also eine Win-Win-Situation?

DFB-Kritik an Namen

Der Deutsche Fußball-Bund ist mit einer Bewertung des Projekts vorsichtig. Der Ansatz sei spannend, heißt es auf Anfrage. „Sehr kritisch sehen wir die Namensgebu­ng der App“, äußert der Dachverban­d zudem. „Wilderer“und „Wildern“entspreche­n nicht der Auffassung des DFB und seiner Mitgliedsv­erbände

vom Amateurfuß­ball. „Sollte es bedeuten, dass die Plattform in erster Linie den ,Marktwert’ von Amateurfuß­ballen steigern soll, wäre es für den Amateurfuß­ball weder förderlich noch zielführen­d.“

Mundpropag­anda fehlt

Im Dezember ist die Plattform fertig geworden – „vorläufig“, wie Jaeschke betont. Nach Angaben des 27-Jährigen vom TSV Havelse (Spitzenrei­ter der Regionalli­ga Nord) haben sich in der Startphase rund 250 Vereine und 750 Spieler registrier­t. Wie so viele Sportler hofft Jaeschke, dass in den unterklass­igen Ligen wieder gespielt werden darf. Einerseits will er selbst weiter um den Aufstieg kämpfen, zum anderen leide „Poacher“unter der Krise. „Uns fehlt natürlich Mundpropag­anda, der Austausch in der Kabine“, sagt er.

Fußball

(Teams mit * weiter) VfL Wolfsburg - *LFC Chelsea 0:3 (Hinspiel: 1:2), Manchester City *FC Barcelona 2:1 (0:3).

Diesen Donnerstag FC Rosengard Bayern München (0:3). Frauen-Bundesliga, 19. Spieltag Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg 3:0 (3:0).

Radsport

1. Dylan Van Baarle (Niederland­e) 3:59:05 Std.,

2. Christophe Laporte (Frankreich) + 26 Sek. – 33. Marcus Burghardt (Samerberg) gleiche Zeit.

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BILD:dpa-

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