„Wie Facebook“für den Amateurfußball
Wie Spieler des TSV Havelse neue Plattform für Amateure entwickelt hat
Garbsen – Gesperrte Sportplätze und Spielverbot hielten Yannik Jaeschke nicht auf. Als der Sport vor rund einem Jahr coronabedingt ruhte, nutzten der Regionalligaspieler und drei Kollegen die Zeit, um ihr Fußball-Projekt voranzutreiben. Die Plattform „Poacher“soll Spielern und Clubs abseits des Profi-Transfermarktes helfen, zueinander zu finden. Vereine suchen, Kontakte knüpfen, Fußballspielen: So könnte man das Motto beschreiben. „Es soll ein bisschen funktionieren, wie man es bei Social Media kennt“, sagt Jaeschke: „Beispielsweise wie Facebook nur auf Fußball gemünzt.“
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Spieler legen Profil an
Die Idee ist einfach. Fußballer legen sich ein Profil an, laden Bilder und Videos hoch, listen
Yannik Jaeschke
Stärken und bisherige Clubs auf. Vereine können gezielt nach Spielern suchen. Das Angebot richtet sich an Fußballer von der Kreisklasse bis zur vierten Liga. Die Basisvariante ist kostenlos, eine PremiumVersion gibt es für Spieler ab 3,95 Euro monatlich.
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Win-Win-Situation?
Die Grundidee stammt vom Mitgründer und viertligaerfahrenen Noél Below. Dem 27Jährigen habe bei der Clubsuche eine Anlaufstelle gefehlt, erzählt Jaeschke. Nach einem Umzug in eine neue Stadt wisse man ohne persönliche Kontakte oft nicht, „wo man sich überhaupt melden soll und hat nicht die Möglichkeiten, sich bei anderen Vereinen zu präsentieren“. Auf der anderen Seite wüssten Amateurvereine mangels Zeit und einer Scouting-Abteilung oft nicht, welche Spieler verfügbar seien. Ist „Poacher“, was übersetzt unter anderem Wilderer bedeutet, also eine Win-Win-Situation?
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DFB-Kritik an Namen
Der Deutsche Fußball-Bund ist mit einer Bewertung des Projekts vorsichtig. Der Ansatz sei spannend, heißt es auf Anfrage. „Sehr kritisch sehen wir die Namensgebung der App“, äußert der Dachverband zudem. „Wilderer“und „Wildern“entsprechen nicht der Auffassung des DFB und seiner Mitgliedsverbände
vom Amateurfußball. „Sollte es bedeuten, dass die Plattform in erster Linie den ,Marktwert’ von Amateurfußballen steigern soll, wäre es für den Amateurfußball weder förderlich noch zielführend.“
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Mundpropaganda fehlt
Im Dezember ist die Plattform fertig geworden – „vorläufig“, wie Jaeschke betont. Nach Angaben des 27-Jährigen vom TSV Havelse (Spitzenreiter der Regionalliga Nord) haben sich in der Startphase rund 250 Vereine und 750 Spieler registriert. Wie so viele Sportler hofft Jaeschke, dass in den unterklassigen Ligen wieder gespielt werden darf. Einerseits will er selbst weiter um den Aufstieg kämpfen, zum anderen leide „Poacher“unter der Krise. „Uns fehlt natürlich Mundpropaganda, der Austausch in der Kabine“, sagt er.
Fußball
(Teams mit * weiter) VfL Wolfsburg - *LFC Chelsea 0:3 (Hinspiel: 1:2), Manchester City *FC Barcelona 2:1 (0:3).
Diesen Donnerstag FC Rosengard Bayern München (0:3). Frauen-Bundesliga, 19. Spieltag Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg 3:0 (3:0).
Radsport
1. Dylan Van Baarle (Niederlande) 3:59:05 Std.,
2. Christophe Laporte (Frankreich) + 26 Sek. – 33. Marcus Burghardt (Samerberg) gleiche Zeit.