Untreue Füchse und dichtende Kanzlerin
Kuriose Mythen im Check zum Welt-Tag des Faktenchecks an diesem Freitag
Der Regisseur Leander Haußmann
hat in der Debatte zur Kontrolle der Macht von Theaterintendanten einige Vorschläge gemacht. „Ich fände eine rotierende Konfliktkommission gut. Und ich würde diese jährlich kündbaren Verträge als sittenwidrig einstufen, es sei denn, der Schauspieler will sich nicht länger binden“, sagte Haußmann der „Berliner Zeitung“(Mittwochausgabe). Unter drei Jahren sollten Schauspieler seiner Meinung nach nicht fest an einem Theater arbeiten. Auf die Frage, ob es Zeit für einen Generationswechsel sei, sagte er: „Viele Dinge würden sich von selbst lösen, wenn man junge Leute auf die Leitungsposten setzen würde. In Berlin zum Beispiel ist ein Generationswechsel längst fällig.“
Berlin – Ob Wunderbetten oder Impfung: Faktenchecker decken jeden Tag Mythen auf, die sich tausendfach im Internet verbreiten. Teils sind sie gefährlich, manche vor allem skurril. Zum Internationalen Tag des Faktenchecks an diesem Freitag, 2. April, sechs Falschinformationen aus Sozialen Medien im Check.
■ Behauptung: Füchse bleiben lebenslang einem Partner treu.
■ Fakten: Die Wahrheit ist weniger romantisch. „Es gibt keinerlei wissenschaftliche Hinweise, dass diese Behauptung zutrifft. Männliche Füchse paaren sich, wann immer sich die Möglichkeit ergibt“, sagte der Naturschutzbiologe Stephan M. Funk. Füchse leben zwar gelegentlich monogam mit einem Partner in ihrem Revier und bekommen regelmäßig gemeinsamen Nachwuchs. Doch viele der Tiere gehen auch fremd.
■ Behauptung: An Paprikaschoten kann man deren Geschlecht erkennen.
■ Fakten: Hat die Schote drei Beulen an der Unterseite? Dann soll es eine männliche Paprika sein, bei vier eine weibliche. Diese Behauptung ist aber komplett falsch. Die
Ganz so romantisch läuft es nicht ab – Füchse bleiben nicht ihr Leben lang einem Partner treu, sondern paaren sich, wenn sich die Möglichkeit ergibt.
Paprikapflanze hat nämlich zwittrige Blüten, die sowohl ein männliches als auch ein weibliches Fortpflanzungsorgan enthalten. Die Form der Frucht kann also kein Geschlecht bestimmen.
■ Behauptung: Der Bundesgerichtshof (BGH) sieht die Existenz von Masern-Viren wissenschaftlich nicht belegt.
■ Fakten: Stimmt nicht. Der BGH hat sich aber tatsächlich mal in einem kuriosen Fall mit Masern beschäftigt: 2011 hatte ein Biologe ein Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro ausgeschrieben für denjenigen, der durch eine wissenschaftliche Publikation die Existenz des Masern-Virus beweist. Ein Medizinstudent reichte gleich sechs Publikationen ein – und seine Kontonummer. Der Biologe
überwies das Geld nicht. Der Streit ging durch mehrere Rechtsinstanzen. Am Ende bekam der Biologe recht. Der Student habe zu viele Publikationen eingereicht und damit die Anforderungen nicht erfüllt. Die Frage nach der Existenz von Masern-Viren spielte vor Gericht keine Rolle.
■ Behauptung: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat als Jugendliche in einer DDRKinderzeitung ein sozialistisches Gedicht veröffentlicht. ■ Fakten: „Ich werd Chef der BRD, / der Klassenfeind wird’s hassen! / und folg’ dem Plan der SED, / sie pleitegeh’n zu lassen!“Diese Zeilen hat Merkel natürlich nicht 1967 in der „Frösi“geschrieben, sondern 2012 ein Autor der SatireZeitschrift „Eulenspiegel“.
■ Behauptung: Es gibt Wunderbetten, die nahezu alle Krankheiten heilen.
■ Fakten: Knochenbrüche? Krebs? Bandscheibenvorfall? Diese Krankheiten lassen sich nicht allein durch das Liegen in speziellen Betten heilen. Angebliche Beweisfotos im Netz zeigen nur eine Requisite aus dem Horror-Film „Prometheus – Dunkle Zeichen“.
■ Behauptung: CoronaImpfstoff leuchtet im Dunkeln und ist radioaktiv.
■ Fakten: Als Ursprung der These wird eine vermeintliche Mitarbeiterin des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) genannt. Sie soll eine Ampulle aus dem Institut geschmuggelt und festgestellt haben, dass der Stoff grün leuchte und leicht radioaktiv sei. Das ist aber falsch. Im BfArM werden nämlich gar keine Impfstoffe gelagert.