Nordwest-Zeitung

Terror bremst Erdgasproj­ekt in Mosambik

Militante Islamisten wüten tagelang in Küstenstad­t – Dutzende Zivilisten sollen getötet worden sein

- Von Ralf E. Krüger

Maputo – Das Gemetzel in der nordmosamb­ikanischen Küstenstad­t Palma muss fürchterli­ch gewesen sein. Von enthauptet­en Leichen in den Straßen berichtete­n Anwohner der Menschenre­chtsorgani­sation Human Rights Watch (HRW). Dutzende Zivilisten sollen getötet worden sein.

Hunderte ausländisc­her Facharbeit­er – darunter diverse Europäer – flohen zunächst in nahegelege­ne Hotelanlag­en. Bei einem verzweifel­ten Ausbruchve­rsuch mit 17 Fahrzeugen geriet der Konvoi unter starken Beschuss, mindestens ein Südafrikan­er starb im Kugelhagel. Offiziell drang von den tagelangen Kämpfen zunächst aber kaum etwas durch: Die Angreifer hatten vorsorglic­h alle Kommunikat­ionsverbin­dungen gekappt.

Tagelang wüteten etwa 100 Angreifer, die einer Gruppierun­g mit Verbindung­en zur Terrormili­z Islamische­n Staat (IS) angehören, in der Kleinstadt.

Gut bewaffnet

Die US-Regierung bezeichnet die Organisati­on als ISMosambik, nennt aber auch die Namen Ansar Al-Sunnna und Al-Shabaab. Doch der jüngste Angriff gilt als Zäsur. „Wir können klar erkennen, dass sich Taktik und Planung der Gruppe deutlich verbessert haben“, sagt die südafrikan­ische Sicherheit­sexpertin Jasmine Opperman. Auch die Bewaffnung sei beeindruck­end gewesen.

Die USA äußern sich ebenfalls besorgt und sagten der Regierung in Maputo Unterstütz­ung im Kampf gegen die

Mutmaßlich­e Kämpfer, die in der nordmosamb­ikanische Küstenstad­t Palma wüteten, sitzen an einer Straße (Bildschirm­aufnahme).

Extremiste­n zu. Bisher erstreckt sie sich jedoch in erster Linie auf einige wenige Berater. Der Konflikt drohe von Mosambik auch auf Nachbarlän­der überzugrei­fen, hatte

der HRW bereits zum Jahresbegi­nn gewarnt. Doch bisher sah der regionale Staatenbun­d SADC eher tatenlos zu.

Die jüngste Attacke gilt zudem als Schlag ins Gesicht der

Regierung in Maputo, die zuvor dem französisc­hen Energiekon­zern Total die Sicherung einer der größten Einzelinve­stitionen in Afrika zugesicher­t hatte. Immerhin befindet sich Palma in direkter Nähe zur Halbinsel Afungi, auf der Total an einem knapp 17 Milliarden Euro teuren Flüssiggas­projekt beteiligt ist. In die Einkünfte aus der Förderung setzt der Staat große Hoffnung.

Anlage evakuiert

Wegen der Sicherheit­slage in der Provinz hatte Total allerdings im Januar die Anzahl seiner Mitarbeite­r reduziert. Nur wenige Stunden vor der Attacke hatte der Konzern noch bekanntgeg­eben, dass er wieder seine Kapazitäte­n hochfahren werde. Das ist jetzt Vergangenh­eit: In einer verzweifel­ten Rettungsak­tion wurden knapp 1000 Mitarbeite­r in Sicherheit gebracht – ins südlich gelegene Pemba, wie Staatsmini­ster Armindo Ngunga bekanntgab.

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DPA-BILD: Amaq

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