Terror bremst Erdgasprojekt in Mosambik
Militante Islamisten wüten tagelang in Küstenstadt – Dutzende Zivilisten sollen getötet worden sein
Maputo – Das Gemetzel in der nordmosambikanischen Küstenstadt Palma muss fürchterlich gewesen sein. Von enthaupteten Leichen in den Straßen berichteten Anwohner der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Dutzende Zivilisten sollen getötet worden sein.
Hunderte ausländischer Facharbeiter – darunter diverse Europäer – flohen zunächst in nahegelegene Hotelanlagen. Bei einem verzweifelten Ausbruchversuch mit 17 Fahrzeugen geriet der Konvoi unter starken Beschuss, mindestens ein Südafrikaner starb im Kugelhagel. Offiziell drang von den tagelangen Kämpfen zunächst aber kaum etwas durch: Die Angreifer hatten vorsorglich alle Kommunikationsverbindungen gekappt.
Tagelang wüteten etwa 100 Angreifer, die einer Gruppierung mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischen Staat (IS) angehören, in der Kleinstadt.
Gut bewaffnet
Die US-Regierung bezeichnet die Organisation als ISMosambik, nennt aber auch die Namen Ansar Al-Sunnna und Al-Shabaab. Doch der jüngste Angriff gilt als Zäsur. „Wir können klar erkennen, dass sich Taktik und Planung der Gruppe deutlich verbessert haben“, sagt die südafrikanische Sicherheitsexpertin Jasmine Opperman. Auch die Bewaffnung sei beeindruckend gewesen.
Die USA äußern sich ebenfalls besorgt und sagten der Regierung in Maputo Unterstützung im Kampf gegen die
Mutmaßliche Kämpfer, die in der nordmosambikanische Küstenstadt Palma wüteten, sitzen an einer Straße (Bildschirmaufnahme).
Extremisten zu. Bisher erstreckt sie sich jedoch in erster Linie auf einige wenige Berater. Der Konflikt drohe von Mosambik auch auf Nachbarländer überzugreifen, hatte
der HRW bereits zum Jahresbeginn gewarnt. Doch bisher sah der regionale Staatenbund SADC eher tatenlos zu.
Die jüngste Attacke gilt zudem als Schlag ins Gesicht der
Regierung in Maputo, die zuvor dem französischen Energiekonzern Total die Sicherung einer der größten Einzelinvestitionen in Afrika zugesichert hatte. Immerhin befindet sich Palma in direkter Nähe zur Halbinsel Afungi, auf der Total an einem knapp 17 Milliarden Euro teuren Flüssiggasprojekt beteiligt ist. In die Einkünfte aus der Förderung setzt der Staat große Hoffnung.
Anlage evakuiert
Wegen der Sicherheitslage in der Provinz hatte Total allerdings im Januar die Anzahl seiner Mitarbeiter reduziert. Nur wenige Stunden vor der Attacke hatte der Konzern noch bekanntgegeben, dass er wieder seine Kapazitäten hochfahren werde. Das ist jetzt Vergangenheit: In einer verzweifelten Rettungsaktion wurden knapp 1000 Mitarbeiter in Sicherheit gebracht – ins südlich gelegene Pemba, wie Staatsminister Armindo Ngunga bekanntgab.