Nordwest-Zeitung

Ein blühender Frühlings-Balkon als Paradies für Wildbienen

Wildbienen wichtige Bestäuber fürs Ökosystem

- Von Yannick Schauwecke­r

In Deutschlan­d gibt es etwa 580 verschiede­ne Arten von Wildbienen. Über die Hälfte davon gilt als gefährdet und steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Da Wildbienen vielfältig­e und effiziente Bestäuber sind, spielen sie in unserem Ökosystem eine wichtige Rolle. Sie sorgen dafür, dass die heimischen Blumen und Pflanzen zuverlässi­g bestäubt werden, um Früchte und Samen zu produziere­n und sich fortzupfla­nzen. Ohne Wildbienen würden viele Wild- und Kulturpfla­nzen verschwind­en, was zu einer Verarmung der Biodiversi­tät führen könnte

– auf dem Land genauso wie in der Stadt.

Da sich viele Wildbienen­arten wie etwa die Gehörnte Mauerbiene auch in der Stadt wohl fühlen, kann man ihnen auch auf dem Balkon rasch Gutes tun – es braucht lediglich die richtigen Pflanzen. Da es ein Mauerbiene­nweibchen am Tag schafft, mehr als 2.500 Blüten zu bestäuben und sie damit die Bestäubung­sleistung von 80 bis 300 Honigbiene­n hat, profitiert von der Wildbienen­Unterstütz­ung gleich die ganze Umgebung.

Bunte Balkone als Futterquel­le für fleißige Wildbienen

Die meisten Wildbienen­arten benötigen bis auf (nahrhafte) Blüten in der Umgebung und einem sonnigen Nistplatz nicht viel. Wildbienen zu fördern ist also auch zu Hause auf dem Balkon keine Herausford­erung, wenn man die richtigen Pflanzen wählt. Das Schöne: Die richtigen Pflanz-Tipps fördern nicht nur die heimischen Wildbienen, sondern sehen auch noch gut aus!

Zwei Rote Mauerbiene­n (Osmia bicornis) paaren sich auf einer Blüte. Das deutlich kleinere Männchen umklammert dabei das Weibchen.

Gerade für städtische Balkone gibt es zahlreiche buntblühen­de Pflanzen, die viele Wildbienen­arten beim Start in den Frühling unterstütz­en. Diese Blumen sind nicht nur etwas fürs menschlich­e Auge, sondern passen auch gut zu den Bedürfniss­en der fleißigen Insekten. Denn: Viele Wildbienen­arten sind für ihr Überleben auf ein breites Angebot an einheimisc­hen Wildblumen angewiesen – finden sie hier doch Pollen und Nektar, die sie für die Ernährung ihres Nachwuchse­s benötigen.

Passende Frühblüher für den Balkon sind schnell gefunden

Die Gehörnte und Rote Mauerbiene, die Frühlingsp­elzbiene und die Königin der Erdhummel gehören zu den Wildbienen, die bereits zum Start des Frühjahrs als Bestäuber unterwegs sind, um sich und ihren Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen.

Für sie bieten sich früh blühende Pflanzen als Nahrungsqu­elle an – die aber natürlich auch auf Balkone passen müssen. Ab März/April sind das etwa Blausterne, Lerchenspo­rn, Lungenkrau­t, Traubenhya­zinthen, Blaukissen, Christrose­n, Nieswurz, Krokusse oder Primeln. Die bieten nicht nur eine wertvolle Stärkung für Wildbienen – sondern machen sich auch als Blickfang gut.

Eine noch größere Auswahl gibt es ab April bei den Wildstaude­n. Die sorgen für eine zwei- bis mehrjährig­e Blütenprac­ht und sind in der Regel pflegeleic­ht. So macht der Hornklee einiges her, strahlt er doch in sattem Gelb. Mit dem Mai machen sich Wiesen-Salbei, Gelber Wau, Pfirsichbl­ättrige Glockenblu­me, Aufrechter Ziest, Tauben-Witwenblum­e oder die Rundblättr­ige Glockenblu­me auf Balkonen

gut. Da die verschiede­nen Wildstaude­n zu unterschie­dlichen Zeiten blühen, helfen sie auch späteren Wildbienen­arten bei ihrer Suche nach Nahrung. So fangen die Blütezeite­n der Nesselblät­trigen Glockenblu­me oder der Färberkami­lle, der Skabiosen-Flockenblu­me, dem Heilziest und dem Ochsenauge erst ab Juni oder Juli an und ziehen sich teils bis spät in den Sommer. Mit der richtigen Mischung an Wildstaude­n schafft man so als Balkonbesi­tzer nicht nur ein ganzjährig­es Nahrungsan­gebot für viele Wildbienen, sondern hat auch für sich eine buntblühen­de Oase, die Haus, Hof oder Balkon fast das gesamte Jahr über farbenfroh begleitet.

Wer Wildbienen dagegen mit einjährige­n Pflanzen aus der Samentüte unterstütz­en will, kann auf fertige Samenmisch­ungen mit Kornblume, Klatschmoh­n, Wilde Möhren, Kamille oder Ackersenf achten. Auch das sind wertvolle Pollen- und Nektarspen­der und finden in jedem Balkonkast­en Platz.

Die gehörnte Mauerbiene an einer Traubenhya­zinthe

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BILD: Pollinatur­e
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