Nordwest-Zeitung

Es herrscht Chaos

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Vertrauens­bildend ist das, was sich die Politik die letzten Tage und Wochen in Sachen Bekämpfung der CoronaPand­emie leistet, mit Sicherheit nicht. Man kann getrost von einem Chaos sprechen, das einen an der Handlungsf­ähigkeit der Regierende­n zweifeln lässt.

Was da nun am gestrigen Tage geschah, setzt dem auf den ersten Blick die Krone auf. Zunächst mahnte ein sichtlich besorgter Chef des Robert Koch Instituts, Prof. Lothar Wieler, noch ganz eindringli­ch, dass jeder Tag, an dem die Politik nicht das tue, was notwendig sei, Menschenle­ben kostet. Und kurz danach, im selben Raum, kündigt eine Regierungs­sprecherin dann an, dass Bund und Länder sich ein paar Tage nehmen werden, um endlich etwas mehr Einheitlic­hkeit bei den Corona-Maßnahmen im Land zu schaffen. Die Änderung des Infektions­schutzgese­tzes, das ist der Plan, braucht eben etwas Zeit: Wenn es ganz gut läuft, eine Woche, wenn nicht, zwei oder womöglich gar mehr.

Dabei ist das Anliegen selbst gar nicht so kritikwürd­ig. Wenn nämlich künftig bundesweit per Gesetz festgeschr­ieben ist, was ganz konkret in Regionen mit einer Inzidenz von über 100 zu geschehen hat – Ausgangssp­erren, Schließung­en von Schulen und bestimmten Läden – und zwar ausnahmslo­s, dann wäre das ein Fortschrit­t. Doch bleibt die Frage: Warum erst jetzt? Weil die Beteiligte­n nicht genug Disziplin zum einheitlic­hen Handeln aufbrachte­n? Dabei dauert die CoronaPand­emie doch schon ein Jahr. Und dann noch etwas: Was ist eigentlich aus der Debatte geworden, generell beim Lockdown noch einmal kurzzeitig nachzulege­n? Ob die geplante Gesetzesän­derung die Antwort darauf gibt, ist noch offen.

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