Krise kann die Studis stärken
Eine Menge Kritik gab es rund um die Jahrtausendwende an der Hochschulreform. Infolge des sogenannten Bologna-Prozesses wurden da Studienabschlüsse in Europa vereinheitlicht. Die Abläufe zu verschult, die Studierenden zu wenig eigenständig, hieß es damals. Seit über einem Jahr ist genau das aber wieder auf den Kopf gestellt. Präsenzzeiten an den Unis gibt es coronabedingt nur noch wenige.
Warum das auch heute kein Nachteil sein muss und Studierende sogar stärken kann, hat Ð-Reporter Christoph Tapke-Jost herausgearbeitet. Seine Analyse und die Situation an den Unis lesen Sie auf
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Schüler, aber auch Studenten sind besorgt. Einige befürchten, dass den jetzigen Abschluss-Jahrgängen künftig ein Corona-Makel anhaftet. Abschlüsse seien minderwertig. Ihr Studium – die Vorbereitung auf das Berufsleben – habe durch das Wirrwarr um Präsenzund Digital-Unterricht Schaden genommen.
Es stimmt: Das Campusleben liegt fast komplett flach: Gelernt, geforscht, diskutiert wird aktuell digital. Doch statt Makel kann die neue Erfahrung auch Chance sein. Denn an den Unis ist die Art und Weise des Lernens nicht vorgegeben. Im Gegenteil: Kreative, technologische Vorschläge sind gefragter denn je, auch wenn nicht alles klappt. Hochschulen versuchen ihr Bestes, digitale Lehre umzusetzen und Studenten ein gehaltvolles Studium anzubieten. Auch wenn gerade vieles aus dem bekannten Uni-Alltag mangels persönlichem Kontakt wegfällt: So einige Absolventen werden bald andere Fertigkeiten in die Arbeitswelt mitbringen als vor der Krise; unter anderem digitales Know-how und Anpassungsfähigkeit.
Die Kritikerthese, jetzige Absolventen haben es in Zukunft schwerer, einen guten Job zu finden, sollten Arbeitgeber schnell vergessen. Vielmehr wäre es sinnvoll, die Chance zu erkennen, die neuen Fähigkeiten der Studenten zu integrieren – auch Firmen müssen sich weiterentwickeln. @ Den Autor erreichen Sie unter tapke-jost@infoautor.de