Ein schwerer Fehler der Union
Nun ist es raus. CDU-Chef Armin Laschet und sein CSUKollege Markus Söder konnten dem Druck aus den eigenen Reihen nicht mehr standhalten. Sie haben nun beide endlich offiziell ihre Bereitschaft erklärt, sich als Kanzlerkandidaten der Union zu bewerben.
Eine souveräne Entscheidung im Gefühl der eigenen Stärke war das aber nicht – ganz im Gegenteil. Vielmehr hat die Union sich viel zu lange im falschen Gefühl gesonnt, als seien ihre glänzenden Umfragewerte über Monate das Indiz, dass ihr bei der Bundestagswahl im Herbst fast automatisch der Erfolg zufallen müsste und sie sich daher Zeit lassen kann. Eine glatte Fehleinschätzung.
Zudem haben CDU und CSU in den Umfragen die Schattenseite dessen erlebt, was sie noch vor Kurzem als Bonus einstreichen konnten: Nämlich als führende Kraft in der schwarz-roten Regierungskoalition vorrangig für das verantwortlich gemacht zu werden, was in der Corona-Politik geschieht. Solange die relativ gut lief, war das schön. Mit jedem Fehler, jedem Anflug von Chaos, sackte dann aber das Vertrauen in die Fähigkeiten der Union zum Regieren – eines ihrer größten Guthaben – in sich zusammen. Dass zudem die CDU noch durch die Wirren eines langen Wettbewerbs um das Amt des Parteichefs gelähmt war und mit Armin Laschet einen Mann an die Spitze wählte, der bislang alles andere als eine glückliche Figur machte, kommt hinzu.
Am Ende war die Strategie, die Kandidatenfrage (im Gegensatz zur SPD) ewig lange offen zu lassen, ein schwerer Fehler. Und wenn man trotzdem so verfahren wollte, ohne Schaden zu nehmen, dann hätte man es wohl so machen müssen, wie die in solchen Dingen eigentlich unerfahrenen Grünen: Keine monatelangen Spekulationen und internen Debatten, einen klaren Termin und dann die Entscheidung. Soweit ist die Union auch heute noch nicht. Wenn die Schwestern CDU und CSU also nicht noch tiefer in die Malaise abrutschen wollen, müssen sie Klarheit schaffen – in wenigen Tagen.
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