Nordwest-Zeitung

Vom „Boot“zum Millionenp­ublikum

Der „Pop-Poet aus dem Ruhrgebiet“Herbert Grönemeyer wird heute 65 Jahre alt

- Von Yuriko Wahl-Immel

Bochum – Herbert Grönemeyer ist Musiker, Texter, Sänger, Produzent und Schauspiel­er. Als junger Mensch hatte er eigentlich von einer Fußballkar­riere geträumt. Es ist bekanntlic­h anders gekommen. Herbert Grönemeyer wird an diesem Montag 65 Jahre alt, gehört zu den Top-Stars des deutschen Rock, gilt vielen gar als Stimme der Nation und findet auch mit seinem sozialpoli­tischen Engagement immer wieder Gehör. Sein großer Erfolg als vielseitig­er Künstler sei schon ungewöhnli­ch und außerorden­tlich, sagt Musikexper­te Heiko Maus zum „Phänomen Grönemeyer“.

Als Leutnant im Kinoepos

Ein Rückblick: Vor 40 Jahren schlüpft Grönemeyer im Kinoepos „Das Boot“von Wolfgang Petersen in die Rolle des Kriegsberi­chterstatt­ers Leutnant Werner – ein Millionenp­ublikum wird auf ihn aufmerksam. Als Sänger will es zwar weiter eine Weile nicht klappen. Dann aber wird „4630 Bochum“zum erfolgreic­hstem Album des Jahres 1984 in Deutschlan­d – darauf sind Hits wie „Männer“, „Flugzeuge im Bauch“oder „Bochum“. Songs, die wohl bis heute fast jeder kennt.

Seitdem sind seine millionenf­ach verkauften Alben auf Platz eins der Charts gelandet. Das aktuellste – „Tumult“– ist von 2018. Und im vergangene­n Jahr widmete er Ärzten, Pflegerinn­en, Kassiereri­nnen und Wissenscha­ftlern in der Pandemie den Song „Helden dieser Zeiten“.

Ein „Bochumer Junge“

Im Ruhrgebiet wird Grönemeyer­s „Bochum“auch nach Jahrzehnte­n noch als Hymne gefeiert. Für die Stadt gratuliert Oberbürger­meister Thomas Eiskirch (SPD) dem „Bochumer Jungen“herzlich, wünscht „unserem Herbert“,

dass er trotz Corona „bald wieder auf der Bühne stehen und auf Tour gehen kann“. Grönemeyer kommt gebürtig zwar aus Göttingen, ist aber in Bochum aufgewachs­en, war dort nach der Schule musikalisc­her Leiter am Schauspiel­haus.

Das Ruhrgebiet habe ihn geprägt, sagte Grönemeyer Ende 2018 im „Zeit“-Interviewp­odcast. Er habe dort eine schöne Kindheit verbracht, mit seinen Brüdern, einer Clique, beim Fußball, im Kirchencho­r.

„Grönemeyer gilt als der gebildete Liedermach­er aus dem einfachen Volk“, beschreibt Musikberat­er Maus. Er lasse sich „geradezu klischeeha­ft für die Rolle des deutschen Vorzeigema­nn vereinnahm­en, der den Aufstieg von ganz unten schaffte“.

Und wie steht der Besungene wohl zum Altern? Man kann vermuten, dass er es mit

Gelassenhe­it und Humor nimmt. Der Wochenzeit­ung „Die Zeit“verriet er 2018 augenzwink­ernd, dass er mit 89 Jahren sein letztes Konzert geben

wolle. Und vor zwei Jahren sagte er im NDR: „Wenn ich morgens in den Spiegel gucke, dann denke ich auch: War schon mal schöner.“

 ?? Dpa-BILD: Kirchner ?? Herbert Grönemeyer träumte als junger Mensch von einer Karriere als Fußballspi­eler. Jahrzehnte später stand er tatsächlic­h im Stadion – aber nicht als Sportler: 2019 sang er vor einem Spiel des VfL Bochum den Song „Bochum“.
Dpa-BILD: Kirchner Herbert Grönemeyer träumte als junger Mensch von einer Karriere als Fußballspi­eler. Jahrzehnte später stand er tatsächlic­h im Stadion – aber nicht als Sportler: 2019 sang er vor einem Spiel des VfL Bochum den Song „Bochum“.
 ?? Dpa-BILD: Ossinger ?? Herbert Grönemeyer 1982 – ein Jahr zuvor hatte er die Rolle des Leutnant in „Das Boot“übernommen.
Dpa-BILD: Ossinger Herbert Grönemeyer 1982 – ein Jahr zuvor hatte er die Rolle des Leutnant in „Das Boot“übernommen.

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