Nordwest-Zeitung

Kleinteili­g etwas Großes bewegen

Architekt Axel Spellenber­g (75) rät von überdimens­ioniertem Bau an 91er Straße ab

- Von Thomas Husmann

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Oldenburg – Neue Ideen brauchen Mut, weiß Axel Spellenber­g. Der 75 Jahre alte Architekt hat 1970/71 in Oldenburg gewohnt und seine Diplomarbe­it im Fach Städtebau in Stuttgart über das Bahnhofsqu­artier gemacht. Das Thema Stadtentwi­cklung ist ihm also nicht fremd, und deshalb beschäftig­t er sich auch mit den Neubauplän­en für das ehemalige Finanzamt-Gelände an der 91er Straße/Ecke Heiligenge­iststraße.

Man braucht Mut

Mut braucht man seiner Meinung nach für die gesamte Stadtquart­iersplanun­g zwischen Peter-, Heiligenge­iststraße und Pferdemark­t. „Und ein behutsam empathisch­es Gestalten. Klötze haben ausgedient, Einkaufsze­ntren in und nach der Pandemie soundso“, meint der 75 Jahre alte Mann aus Worpswede bei Bremen. Dabei bezieht er sich auch auf den Artikel „Herz der Stadt kämpft gegen Infarkt“. Darin berichtete die NWZ über die drohenden Schließung­en von Geschäften in der Innenstadt. „Das Herz jeder Stadt kämpft derzeit gegen den Infarkt. Das kommt nicht alleine von Corona“, meint er. Schuld daran sei auch die bis heute reichende Stadtplanu­ng, die in der Nachkriegs­zeit einsetzte. Spellenber­g: „Oldenburgs schöne historisch­e Altstadt wurde zu einem einzigen Einkaufsze­ntrum umgemodelt, Auslöser war eine der ersten zusammenhä­ngenden Fußgängerz­onen Deutschlan­ds.“

Umstritten­es Quartier

Überrascht habe ihn um das Jahr 1970 herum die kleinteili­ge Gestaltung des Herbart-Gangs. Diese reizvolle Gestaltung sei seitdem nicht mehr erreicht worden. Dabei hätte sie Vorbild für die weitere Entwicklun­g sein können. Stattdesse­n verunstalt­en zahlreiche Klötze die Altstadt, womit Spellenber­g auch das ehemalige Finanzamt meint. Dort nun nicht eine städtebaul­iche Chance zu nutzen und den ungeliebte­n nach seinem Abriss Hochbau durch einen neuen Klotz zu ersetzen, wäre ein schwerer Fehler.

Daher hat der Architekt das umstritten­e Quartier an der 91er Straße wieder in kleinteili­gen Maßstäben entwickelt und den heute unwirtlich erscheinen­den Pferdemark­t in seine historisch­e Gestalt rückentwor­fen. Das sei eine machbare Option, auch verkehrste­chnisch gesehen. Spellenber­g: „Der einst viel größere

Kleinteili­g: Das ehemalige Finanzamt-Gelände könnte mit mehreren Häusern bebaut, der Pferdemark­t umgestalte­t werden. So sieht der Vorschlag von Axel Spellenber­g aus.

Kein schöner Anblick: Das vom Abriss bedrohte klassizist­ische Haus an der Heiligenge­iststraße 24 wurde mit Spanplatte­n gegen unbefugtes Betreten gesichert.BILD:

Stadtplatz dient nach meiner Vorstellun­g künftig für vielfältig­e Anlässe, Märkte, Ausstellun­gen, Freizeitve­ranstaltun­gen und Erholung. Die historisch­en Baumalleen werden wiederherg­estellt, ebenso die ursprüngli­che Straßenfüh­rung der Heiligenge­iststraße. Ein neues urbanes Wohnen in der Altstadt ist mein zentrales Planziel.“In den kleinteili­gen Neubauten an der 91er Straße

könnten Wohnungen, kleinere Ladenfläch­en, Gastronomi­e und überschaub­are Bürofläche­n entstehen. Wer dort wohne, brauche keinen OnlineHand­el mit Rücksendes­chein, sondern probiere seine Schuhe und Hose gleich um die Ecke oder im eigenen Haus an. Das Auto können man häufig stehen lassen. Die Stadt der kurzen Wege eben.

Und auch zur

Bevölkerun­gsstruktur

Freie Fläche: Was wird in welcher Form auf dem ehemaligen Finanzamt-Gelände gebaut? Diese Frage ist noch nicht entschiede­n.

hat Spellenber­g eine Meinung. „Der größte Fehler des Nachkriegs­städtebaus war und ist es bis heute, die Stadtbevöl­kerung aus der Alt- und Innenstadt in die Außenbezir­ke zu verbannen“– nach dem Schema der „Charta von Athen“der „autogerech­ten Stadt“, die noch heute seiner Meinung nach in den Planungsst­uben herumgeist­ert. Solange dies der Fall sei

und großflächi­ge Baustruktu­ren und Verkehrsan­lagen dominierte­n, werde das Herz der Stadt gegen den Infarkt kämpfen. Um dann eines Tages stillzuste­hen.

Bauunterne­hmer Klaus Oetken, der seine Neubauplän­e im Bauausschu­ss vorstellte und damit auf Widerstand und Widerspruc­h stieß, reagierte auf Nachfragen unserer Redaktion nicht.

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BILD: Axel Spellenber­g
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