Kleinteilig etwas Großes bewegen
Architekt Axel Spellenberg (75) rät von überdimensioniertem Bau an 91er Straße ab
Sonderkanal
13.00 Uhr: Oeins aktuell
13.30 Uhr: Blick ins Sendegebiet 14.00 Uhr: ASCO-Filmclub zeigt Filme und gibt Tipps/Anregungen 15.45 Uhr: Digital Diary: Live-Sessions des experimentellen Musik-Ensembles Blue Screen gemeinsam mit weiteren Musikern/Künstlern 16.00 Uhr: Nachdenken mit Jaspers 17.00 Uhr: bildung@home: Dänische Lebensweisen
18.00 Uhr: Im Land der Friesen – Ein Streifzug durch die Gemeinde Hinte 19.10 Uhr: Bewegte Bilder aus Aurich
19.25 Uhr: Bewegte Bilder aus Leer 19.40 Uhr: Ostfriesen auf der Bank, Comedy
20.00 Uhr: Blaue Stunde: Kultur in Friesland
21.00 Uhr: Jade Hochschule Wilhelmshaven: Enera – Ein Energiewendeprojekt aus Oldenburg
21.30 Uhr: Gulfhof Bengen ab 22.00 Uhr: Programmwiederholung (18.00 bis 22.00 Uhr)
@ www.oeins.de
Oldenburg – Neue Ideen brauchen Mut, weiß Axel Spellenberg. Der 75 Jahre alte Architekt hat 1970/71 in Oldenburg gewohnt und seine Diplomarbeit im Fach Städtebau in Stuttgart über das Bahnhofsquartier gemacht. Das Thema Stadtentwicklung ist ihm also nicht fremd, und deshalb beschäftigt er sich auch mit den Neubauplänen für das ehemalige Finanzamt-Gelände an der 91er Straße/Ecke Heiligengeiststraße.
Man braucht Mut
Mut braucht man seiner Meinung nach für die gesamte Stadtquartiersplanung zwischen Peter-, Heiligengeiststraße und Pferdemarkt. „Und ein behutsam empathisches Gestalten. Klötze haben ausgedient, Einkaufszentren in und nach der Pandemie soundso“, meint der 75 Jahre alte Mann aus Worpswede bei Bremen. Dabei bezieht er sich auch auf den Artikel „Herz der Stadt kämpft gegen Infarkt“. Darin berichtete die NWZ über die drohenden Schließungen von Geschäften in der Innenstadt. „Das Herz jeder Stadt kämpft derzeit gegen den Infarkt. Das kommt nicht alleine von Corona“, meint er. Schuld daran sei auch die bis heute reichende Stadtplanung, die in der Nachkriegszeit einsetzte. Spellenberg: „Oldenburgs schöne historische Altstadt wurde zu einem einzigen Einkaufszentrum umgemodelt, Auslöser war eine der ersten zusammenhängenden Fußgängerzonen Deutschlands.“
Umstrittenes Quartier
Überrascht habe ihn um das Jahr 1970 herum die kleinteilige Gestaltung des Herbart-Gangs. Diese reizvolle Gestaltung sei seitdem nicht mehr erreicht worden. Dabei hätte sie Vorbild für die weitere Entwicklung sein können. Stattdessen verunstalten zahlreiche Klötze die Altstadt, womit Spellenberg auch das ehemalige Finanzamt meint. Dort nun nicht eine städtebauliche Chance zu nutzen und den ungeliebten nach seinem Abriss Hochbau durch einen neuen Klotz zu ersetzen, wäre ein schwerer Fehler.
Daher hat der Architekt das umstrittene Quartier an der 91er Straße wieder in kleinteiligen Maßstäben entwickelt und den heute unwirtlich erscheinenden Pferdemarkt in seine historische Gestalt rückentworfen. Das sei eine machbare Option, auch verkehrstechnisch gesehen. Spellenberg: „Der einst viel größere
Kleinteilig: Das ehemalige Finanzamt-Gelände könnte mit mehreren Häusern bebaut, der Pferdemarkt umgestaltet werden. So sieht der Vorschlag von Axel Spellenberg aus.
Kein schöner Anblick: Das vom Abriss bedrohte klassizistische Haus an der Heiligengeiststraße 24 wurde mit Spanplatten gegen unbefugtes Betreten gesichert.BILD:
Stadtplatz dient nach meiner Vorstellung künftig für vielfältige Anlässe, Märkte, Ausstellungen, Freizeitveranstaltungen und Erholung. Die historischen Baumalleen werden wiederhergestellt, ebenso die ursprüngliche Straßenführung der Heiligengeiststraße. Ein neues urbanes Wohnen in der Altstadt ist mein zentrales Planziel.“In den kleinteiligen Neubauten an der 91er Straße
könnten Wohnungen, kleinere Ladenflächen, Gastronomie und überschaubare Büroflächen entstehen. Wer dort wohne, brauche keinen OnlineHandel mit Rücksendeschein, sondern probiere seine Schuhe und Hose gleich um die Ecke oder im eigenen Haus an. Das Auto können man häufig stehen lassen. Die Stadt der kurzen Wege eben.
Und auch zur
Bevölkerungsstruktur
Freie Fläche: Was wird in welcher Form auf dem ehemaligen Finanzamt-Gelände gebaut? Diese Frage ist noch nicht entschieden.
hat Spellenberg eine Meinung. „Der größte Fehler des Nachkriegsstädtebaus war und ist es bis heute, die Stadtbevölkerung aus der Alt- und Innenstadt in die Außenbezirke zu verbannen“– nach dem Schema der „Charta von Athen“der „autogerechten Stadt“, die noch heute seiner Meinung nach in den Planungsstuben herumgeistert. Solange dies der Fall sei
und großflächige Baustrukturen und Verkehrsanlagen dominierten, werde das Herz der Stadt gegen den Infarkt kämpfen. Um dann eines Tages stillzustehen.
Bauunternehmer Klaus Oetken, der seine Neubaupläne im Bauausschuss vorstellte und damit auf Widerstand und Widerspruch stieß, reagierte auf Nachfragen unserer Redaktion nicht.