Wie lebt es sich im Passivhaus?
Ehepaar aus Varel teilt Erfahrungen über sein umweltfreundliches Zuhause
Varel – Eben zehn Minuten an der offenen Haustür mit den Nachbarn schnacken – das geht bei Jens Janßen (55) und seiner Frau Dagmar MehmelJanßen (54) nicht. Denn dann wird ihr Haus in Varel (Landkreis Friesland) kalt. Sie leben in einem sogenannten Passivhaus – ohne Heizung, ohne Gasleitungen. Hier ist alles ein bisschen anders. Erfrieren muss hier aber auch keiner.
„Richtig grün waren wir nie“, sagt Jens Janßen. Aber als der Hausarzt und seine Frau, die als Frauenärztin arbeitet, im Jahr 2002 etwas Eigenes bauen wollten, „da mussten wir uns schon entscheiden, wofür wir stehen“, sagt Dagmar Mehmel-Janßen. Und da wollten sie etwas Umweltschonendes.
A und O ist die Dämmung
40 Zentimeter dicke Wände hat das 180 QuadratmeterHaus – doppelt so dick wie üblich. In diesen Wänden liegt der Grund, warum das Haus effizient Energie sparen kann – wortwörtlich: „Im Inneren gibt es eine Mischung aus Papierbrösel und Hohlraum.“Die Dämmung hält einiges fern. Inklusive Geräusche. „Leider auch das Vogelzwitschern“, sagt die dreifache Mutter. In Decke und Fußboden ist ein Be- und Entlüftungssystem installiert, das rund um die Uhr läuft. „Alle zwei Stunden ist die Luft komplett ausgetauscht“, sagt Janßen.
Ein wasserführender Kaminofen erhitzt zugleich die Räume und speichert Wärme für später – zum Duschen zum Beispiel. Wenn die Eheleute mal keine Lust haben, den Ofen anzuschmeißen, dann steht eine Wärmepumpe im Keller parat.
„Gäste finden ungewohnt, dass die Fenster zum Lüften nicht aufgemacht werden“, sagt die Frauenärztin. Schon öfter mussten sie das offene Fenster im Gäste-WG rechtzeitig wieder schließen. „Man merkt schnell im Haus, wenn irgendwo ein Fenster offen ist.“Denn so schnell ein kleiner Ofen das ganze Haus warm macht, macht ein kleines geöffnetes Fenster im Winter alles wieder kalt.
Das Paar weiß, wie schnell allein menschliche Körperwärme oder auch die Wärme, die die beiden Hunde Jamie und Cakao abgeben, das Haus aufheizen kann – ab zehn Menschen im Haus muss kein Ofen mehr laufen, dann sei es hier warm, auch im Winter, sagen sie.
Dazu nutzen sie die Wärme der elektronischen Geräte. Denn so paradox es auch
klingt, auch eine Gefriertruhe gibt nach außen Wärme ab.
Nicht gerade billig
„Ansonsten ist das ein ganz normales Haus“, betont das
Ehepaar. Die normalen Instandhaltungskosten kommen auf sie auch zu. Billig sei das Ganze aber auch heute noch nicht. „Die Mehrkosten kommen durch die Heizeinsparungen nicht wieder rein“, sagt Mehmel-Janßen.
Auch wenn sie mal in den Urlaub fahren, müssen sie nichts Besonderes beachten. „Das Haus hält von alleine eine Wärme von 18 Grad“, sagt Janßen.