Nordwest-Zeitung

Als weltoffen und bodenständ­ig erlebt

Nepal Lodh lernte im Jahr 1999 den jüngst verstorben­en Theologen Hans Küng kennen

- Von Verena Sieling

Klattenhof/Kapstadt – Herzlich sei er gewesen, ein großer Mann, ohne auf andere Menschen herabzubli­cken. Nepal Lodh ist anzumerken, dass er sich gern an die Begegnung mit Hans Küng erinnert. Einer der bedeutends­ten Theologen im deutschspr­achigen Raum ist am Dienstag in Tübingen im Alter von 93 Jahren gestorben. 1999 hatte der Klattenhof­er Lodh (Landkreis Oldenburg) Küng persönlich kennengele­rnt.

Vorträge gehalten

Vom 1. bis 8. Dezember 1999 waren beide im „Weltparlam­ent der Religionen“in Kapstadt vertreten. Bei dem Treffen von Vertretern aller großer Religionen hielten sowohl Lodh als auch Küng Vorträge. Inklusive Besucher seien mehr als 10 000 Menschen in den Tagen zusammenge­kommen, erinnert sich der 77Jährige. Lodh, der in Indien ge

ist, referierte unter anderem darüber, wie Hindus den Begriff „Seele“definieren.

Und zwischen den Vorträgen war Zeit für Gespräche mit Hans Küng, während des Essens saßen sie ebenfalls zusammen. „Seine Persönlich­keit, seine Ausstrahlu­ng und sein Mut waren einzigarti­g“, beschreibt Lodh die erste und einzige Begegnung. „Er hatte eine weltoffene Einstellun­g.

Seine Vision war es, die Einheit in der Vielfalt zu sehen.“

Über Hans Küng hatte Lodh zuvor nur gelesen: über den Mann, der 1993 beim zweiten „Weltparlam­ent der Religionen“in Chicago dabei war und unter dessen Federführu­ng der Entwurf der „Erklärung zum Weltethos“entstand. „Er hat viel bewegt“, bescheinig­t Lodh dem Schweizer, den der Ruf eines „Ketzers“ereilt hatboren

te: 1979 entzog ihm Rom die katholisch­e Lehrerlaub­nis aufgrund seiner kritischen Sicht auf die Kirche. Abgehoben sei er aber nicht gewesen, berichtet Lodh. Im Gegenteil: Der Theologe habe sich mit seinen Gesprächsp­artnern immer auf Augenhöhe begeben.

Schaffen weiter verfolgt

Und auch sonst bleibt das

„Weltparlam­ent der Religionen“1999 für den Klattenhof­er in positiver Erinnerung: So brachte jeder Vertreter beziehungs­weise jede Vertreteri­n ein Geschenk mit. Nepal Lodh hält eine Karte hoch, die er damals mitnahm: Das Motiv, das verschiede­ne Figuren und Symbole mehrerer Religionen zeigt, soll verdeutlic­hen: „Man kann beten und dabei friedlich sein – für eine friedliche Koexistenz von Religionen.“Außerdem hielt der Aktivist und Politiker Nelson Mandela eine 45-minütige Rede, „ich habe ihm zweimal die Hand gegeben“.

Anschließe­nd verfolgte Lodh weiter das Schaffen von Küng. „Er war nicht nur Theoretike­r, sondern hat auch etwas gemacht. Ich habe gern ,Die christlich­e Herausford­erung’ gelesen.“Und der 77-jährige Yogameiste­r, der Kurse gibt und Yogalehrer und -lehrerinne­n ausbildet, ist sich ganz sicher: „Wir brauchen weiterhin viele anregende Persönlich­keiten wie Hans Küng.“

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Lodh zeigt die Karte, die er damals mitnahm.
BILD: Sieling Aufnahme aus dem Jahr 1999: Nepal Lodh (links) im Gespräch mit Hans Küng (Mitte) Lodh zeigt die Karte, die er damals mitnahm.
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BILD: privat

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