Flick weiß um Stärke
Uli Hoeneß setzte zuletzt zur Lobhudelei an. „Der Trainer hat eine klare Handschrift gezeigt. Man sieht, der Trainer kann sehr hart sein, aber auch herzlich. Der passt zu uns wunderbar. Wenn ich die Verantwortung tragen würde, würde ich alles tun, um ihn zu halten“, sagte der Clubpatriarch von Bayern München. Der Clou: Damit meinte Hoeneß nicht Hansi Flick, Trainer der Münchner Sechs-Titel-Fußballer. Sondern Andrea Trinchieri, den Coach seiner Basketballer.
Dass Hansi Flick „wunderbar“zu seinem Club passt, würde Hoeneß aktuell kaum sagen. Zu heftig wirkt sich der Machtkampf des Erfolgscoaches mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic auf den Verein aus. Zu tief sind die Risse zwischen den Streithähnen, dass Hoeneß ihr Verhalten goutieren könnte. Nicht mal ein Jahr nachdem Flicks Titelsammler alles gewonnen haben, was man gewinnen kann, ist damit Ernüchterung eingekehrt. Nicht sportlich, die Bayern stehen (natürlich) in der Liga vorn, haben in der Champions League auch noch alle Chancen. Menschlich aber hat es irgendwo einen klaren Bruch gegeben.
Flick weiß, dass seine Position nicht stärker sein könnte. Binnen eines Jahres ist der frühere, unauffällige Löw-Assistent zum gefragtesten deutschen Trainer geworden. Weil Jürgen Klopp längst abgelehnt hat und seine nahe Zukunft in England sieht, gilt der 56-Jährige als großer Favorit auf den Bundestrainerposten. Ein klares Bekenntnis zum FC Bayern vermeidet er deswegen seit Wochen. Stattdessen tritt er kompromisslos und selbstbewusst auf. Bemerkenswert ehrlich sagte er, dass er als Trainer auch mal „Schauspieler“sein müsse. Erstaunlich offen machte er deutlich, dass er verärgert über einige Personalentscheidungen ist. Und so wird es eine Zukunft von Flick in München wohl nur ohne Salihamidzic geben. Bleibt der Kaderchef hingegen, geht der Trainer. Die Alternative beim DFB ist ja auch ganz attraktiv. @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de