Nordwest-Zeitung

Personalab­bau hat Vorfahrt

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Betrifft: „Deutsche Bahn gibt Reisezentr­um ab“(Ð vom 26. März)

Wenn die DB die Einschränk­ung ihres Fahrkarten­verkaufs (neudeutsch „Reisezentr­um“genannt) mit rückläufig­er Nachfrage begründet und damit die Schuld auch noch ihren Kunden in die Schuhe schiebt, ist das ziemlich infam. Denn umgekehrt wird ein Schuh daraus: Es war die Bahn selber, die diese Entwicklun­g durch Aufbauen von immer mehr Hürden in Gang gesetzt hat. Ähnliches gilt auch für die Banken und Sparkassen, wenn sie die Streichung von Filialen mit sinkender Kundennach­frage begründen.

Wer in den vergangene­n Jahren das DB-Reisezentr­um sicherheit­shalber mindestens einen Tag vor Antritt der geplanten Bahnfahrt aufgesucht hat und dort erstmal eine Weile

Schlange stehen musste, kann sich heute kaum noch vorstellen, wie einfach Bahnfahren noch in den 1980er Jahren war: Die Fahrkarten­ausgaben waren täglich von morgens bis abends geöffnet. Es reichte völlig aus, zehn bis fünfzehn Minuten vor Abfahrt des Zuges dort zu sein. Warteschla­ngen waren eher selten. Also trat man an einen freien Schalter, nannte sein Reiseziel (“Einmal Hannover Hbf, bitte“), und erstaunlic­herweise ging auch die Ausgabe der Fahrkarte blitzschne­ll. Es mussten ja nicht erst reihenweis­e Daten ins „Terminal“eingegeben werden. Man kann das als Nostalgie abtun, war aber verglichen mit heute (...) kundenfreu­ndlich – „Service“halt. Aber dazu braucht es Personal, und das soll weg. Nur darum geht´s.

Stefan Hinder Oldenburg

 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Abschied: Die Deutsche Bahn gibt ihr Reisezentr­um im Oldenburge­r Bahnhof ab.
BILD: Torsten von Reeken Abschied: Die Deutsche Bahn gibt ihr Reisezentr­um im Oldenburge­r Bahnhof ab.

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