Lokale spätestens Pfingsten wieder öffnen
Niedersachsens Dehoga-Chef Balke fordert endlich eine Perspektive für gebeutelte Branche
Herr Balke, der Dehoga hat vor gut einem Monat eindringlich an Ministerpräsident Weil appelliert, eine Öffnungsperspektive für die Gastronomie zu schaffen. Haben Sie schon ein Echo erhalten?
Balke: Ja, wir fühlen uns ernstgenommen und wahrgenommen.
Seit dem 2. November gilt der erneute Lockdown für die Branche. Wie ernst ist die Lage? Balke: Es gab etwas Unterstützung zum Lebensunterhalt durch die November- und Dezemberhilfe. Die Fixkostenhilfe sieht das aber nicht vor. Um zu überleben, müssen immer mehr Betriebe auf die Altersrücklagen zurückgreifen. Das stimmt uns sehr besorgt. Die Situation ist weiterhin dramatisch: Drei Viertel der Betriebe sind in existenziellen Problemen. 20 Prozent der Gastronomen stehen kurz davor, ihre Betriebe zu schließen.
Demnach droht eine Welle von Insolvenzen.
Balke: Das Insolvenzrecht sieht bis zum 30. April Lockerungen für überschuldete Betriebe vor. Diese Regelung wird voraussichtlich nicht verlängert. Doch die meisten Betriebe des Gastgewerbes werden still und heimlich vom Markt verschwinden. Dramaorientieren
tischer als jetzt kann die Lage nicht sein.
Viele Modellkommunen wollen angesichts der unklaren Lage nun doch nicht starten. Wie bewerten Sie das?
Balke: Kein Betrieb könnte durch Teilnahme am Modellprojekt kostendeckend arbeiten. Schließlich dürfte nur die Außengastronomie öffnen. Es geht lediglich darum, am Markt präsent zu sein und den
Mitarbeitern Halt zu geben. Und natürlich gibt es neidische Blicke nach SchleswigHolstein und Sachsen-Anhalt, wo die Außengastronomie unter strengen Auflagen öffnen kann.
Ostern ist vorbei. Besteht die Gefahr, dass die Gastronomie selbst zu Pfingsten noch nicht öffnen darf?
Balke: Wir sind grundsätzlich Optimisten. Spätestens zu
Pfingsten müssen wir eine vollständige Öffnung der Betriebe bekommen. Die Perspektive – wann geht was im Gastgewerbe wieder an den Markt – brauchen wir schon jetzt, um entsprechend planen zu können. Wenn beim Infektionsschutz jetzt mehr Kompetenzen auf den Bund verlagert werden, sehen wir das mit Sorge. Und die wenigsten Leute verstehen, warum wir uns noch so stark am Inzidenzwert
und nicht an den Krankenhaus-Kapazitäten.
Bietet die Luca-App eine Öffnungsperspektive? Balke: Das Land hat sich dafür ausgesprochen; also müssen wir mit dem Instrument klarkommen. Nur für die Kontaktnachverfolgung reicht „Luca“aber nicht aus. Testergebnisse und Covid-19-Impfungen müssen ebenfalls elektronisch ausgewiesen werden.