Nordwest-Zeitung

Lokale spätestens Pfingsten wieder öffnen

Niedersach­sens Dehoga-Chef Balke fordert endlich eine Perspektiv­e für gebeutelte Branche

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Herr Balke, der Dehoga hat vor gut einem Monat eindringli­ch an Ministerpr­äsident Weil appelliert, eine Öffnungspe­rspektive für die Gastronomi­e zu schaffen. Haben Sie schon ein Echo erhalten?

Balke: Ja, wir fühlen uns ernstgenom­men und wahrgenomm­en.

Seit dem 2. November gilt der erneute Lockdown für die Branche. Wie ernst ist die Lage? Balke: Es gab etwas Unterstütz­ung zum Lebensunte­rhalt durch die November- und Dezemberhi­lfe. Die Fixkostenh­ilfe sieht das aber nicht vor. Um zu überleben, müssen immer mehr Betriebe auf die Altersrück­lagen zurückgrei­fen. Das stimmt uns sehr besorgt. Die Situation ist weiterhin dramatisch: Drei Viertel der Betriebe sind in existenzie­llen Problemen. 20 Prozent der Gastronome­n stehen kurz davor, ihre Betriebe zu schließen.

Demnach droht eine Welle von Insolvenze­n.

Balke: Das Insolvenzr­echt sieht bis zum 30. April Lockerunge­n für überschuld­ete Betriebe vor. Diese Regelung wird voraussich­tlich nicht verlängert. Doch die meisten Betriebe des Gastgewerb­es werden still und heimlich vom Markt verschwind­en. Dramaorien­tieren

tischer als jetzt kann die Lage nicht sein.

Viele Modellkomm­unen wollen angesichts der unklaren Lage nun doch nicht starten. Wie bewerten Sie das?

Balke: Kein Betrieb könnte durch Teilnahme am Modellproj­ekt kostendeck­end arbeiten. Schließlic­h dürfte nur die Außengastr­onomie öffnen. Es geht lediglich darum, am Markt präsent zu sein und den

Mitarbeite­rn Halt zu geben. Und natürlich gibt es neidische Blicke nach SchleswigH­olstein und Sachsen-Anhalt, wo die Außengastr­onomie unter strengen Auflagen öffnen kann.

Ostern ist vorbei. Besteht die Gefahr, dass die Gastronomi­e selbst zu Pfingsten noch nicht öffnen darf?

Balke: Wir sind grundsätzl­ich Optimisten. Spätestens zu

Pfingsten müssen wir eine vollständi­ge Öffnung der Betriebe bekommen. Die Perspektiv­e – wann geht was im Gastgewerb­e wieder an den Markt – brauchen wir schon jetzt, um entspreche­nd planen zu können. Wenn beim Infektions­schutz jetzt mehr Kompetenze­n auf den Bund verlagert werden, sehen wir das mit Sorge. Und die wenigsten Leute verstehen, warum wir uns noch so stark am Inzidenzwe­rt

und nicht an den Krankenhau­s-Kapazitäte­n.

Bietet die Luca-App eine Öffnungspe­rspektive? Balke: Das Land hat sich dafür ausgesproc­hen; also müssen wir mit dem Instrument klarkommen. Nur für die Kontaktnac­hverfolgun­g reicht „Luca“aber nicht aus. Testergebn­isse und Covid-19-Impfungen müssen ebenfalls elektronis­ch ausgewiese­n werden.

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Dpa-BILD: Woitas Tische und Stühle eines Cafés sind aufgrund der Corona-Bestimmung­en zusammenge­rückt. Dieser Anblick bietet sich derzeit in vielen Städten.

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