Nordwest-Zeitung

„Klar gegen Rechtsextr­emismus Stellung beziehen“

KZ Bergen-Belsen vor 76 Jahren befreit – Krude Widerstand­s-Vergleiche auf Corona-Demos

- Von Christina Sticht

Bergen – Die Leiterin der Gedenkstät­te Bergen-Belsen, Elke Gryglewski, hat die Politik dazu aufgeforde­rt, deutlicher gegen Rechtsextr­emismus und Antisemiti­smus Stellung zu beziehen. Es sei besorgnise­rregend, dass es Teilnehmer­n von Protesten gegen staatliche Corona-Maßnahmen nichts ausmache, dass auch rechtsextr­eme Gruppen diese Demonstrat­ionen begleitete­n. „Das ist etwas, was man mit großer Aufmerksam­keit verfolgen muss, um zu sehen, wohin sich das entwickelt“, sagte die Politologi­n, die seit Januar auch neue Geschäftsf­ührerin der Stiftung niedersäch­sische Gedenkstät­ten ist.

Die 55-Jährige beunruhige­n krude Vergleiche der CoronaBesc­hränkungen mit der Judenverfo­lgung im Nationalso­zialismus. Vor Kurzem sei in Dachau ein Plakat mit einem Sophie-Scholl-Zitat getragen worden. „Da sprechen wir von einem Ort mit einer KZ-Gedenkstät­te, der sich permanent mit dem Nationalso­zialismus auseinande­rsetzt. Dies zeigt, dass die Hemmschwel­le sehr weit gesunken ist.“Scholl wurde wegen ihres Widerstand­es gegen den Nationalso­zialismus hingericht­et.

Judenfeind­liches und rechtsextr­emes Gedankengu­t sei schon immer präsent gewesen, sagte Gryglewski. Seit die AfD im Bundestag sitze, werde es aber zunehmend auch von Menschen geäußert, die für sich in Anspruch nehmen, aus der Mitte der Gesellscha­ft zu kommen.

An diesem Donnerstag jährt sich die Befreiung des Konzentrat­ionslagers BergenBels­en zum 76. Mal.

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