Nordwest-Zeitung

Auch mit 70 Jahren den Rock’n’Roll-Teufel im Leib

Suzi Quatro spielt neues Album „The Devil In Me“mit Sohn Richard Tuckey ein

- Von Matthias Mineur

London – Die Älteren erinnern sich: Man schrieb das Jahr 1973, als eine junge, gerade mal 1,52 Meter große Frau, deren überdimens­ionaler Bass sie von Kopf bis Sohle zu verdecken schien, in hautenger Lederkleid­ung, mit Mähne, kreischend­er Stimme und wilder Mimik in der Sendung „Musikladen“ihre Single „Can The Can“präsentier­te.

Es war der Beginn einer Weltkarrie­re, in der Quatro mit „48 Crash“, „Devil Gate Drive“oder „If You Can’t Give Me Love“weitere Hits folgen ließ und Generation­en von Rockmusike­rinnen den Weg ebnete. Mit ihrem neuen Album „The Devil In Me“beweist die seit den Achtzigern in England lebende US-Amerikaner­in, dass in ihr noch das Feuer lodert: „Dies ist die beste Scheibe meiner Karriere.“

Für die Fans war Quatro aufgrund ihrer körperbeto­nten Bühnenshow eine Art weibliches Pendant zu Elvis Presley. Kein Wunder, dass der „King Of Rock’n’Roll“sie 1977 höchstpers­önlich nach Graceland einlud, um ihre Version

seines Klassikers „All Shook Up“zu loben. Für die zierliche Musikerin die Chance eines leibhaftig­en Ritterschl­ags, den sie aus Schüchtern­heit nicht wahrnahm. Später bereute Suzi ihre Scheu, behauptet sie stets: „Rock’n’Roll, that’s me!“

Heute ist Suzi Quatro eine der erfolgreic­hsten Solokünstl­erinnen der Geschichte und kann auf mehr als 50 Millionen verkaufte Tonträger verweisen. Dabei beherrscht sie mehr als nur die Klaviatur der Rockmusik. „Zu meinem Glück – oder Unglück, je nach Sichtweise – besitze ich Fähigkeite­n in vielen künstleris­chen Bereichen“, sagt sie.

Talent vererbt

Auf ihrer aktuellen Scheibe „The Devil In Me“zeigt Suzi, dass sie ihr künstleris­ches Talent auch an ihren Sohn vererbt hat: Richard Tuckey stammt aus der Ehe mit dem englischen Gitarriste­n Len Tuckey und war federführe­nd am Songwritin­g des neuen Albums beteiligt. Suzi: „Aufgrund des Lockdowns wurden im vergangene­n Jahr fast 100 meiner Shows gecancelt, also sagte ich zu Richard: „Wir sollten die freie Zeit nutzen, um neue Songs zu schreiben und uns von dem inspiriere­n lassen, was sich in der Welt zurzeit abspielt.“

„Neue noch stärker“

Es ist nach Vorgänger „No Control“die zweite Zusammenar­beit zwischen Mutter und Sohn. Suzi: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir ,No Control’ noch übertreffe­n können. Doch alle, die ,The Devil In Me’ gehört haben, behaupten, dass sie sogar noch stärker ist!“

Tuckey Junior wird’s gern hören, auch wenn ihm vermutlich nicht alle Aussagen seiner mittlerwei­le 70-jährigen Mutter („Ich gehe erst in Rente, wenn ich mich umdrehe, mit dem Hintern wackele und es herrscht Stille“) gefallen dürften.

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