Nordwest-Zeitung

„Hinter uns liegen sehr schwierige Wochen“

Autist Wladislav Litau weiter auf Suche nach Heimplatz – Neues Medikament macht Hoffnung

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Oldenburg – Voller Hoffnung war die Familie von Viktor Litau vor zwei Monaten, als sich zeigte, dass die Therapie ihres autistisch­en Sohnes Wladislav erste Erfolge zeigte. Doch leider entwickelt­e sich die Situation nicht so positiv weiter, wie erhofft.

Ein kurzer Rückblick: Wladislav Litau leidet unter einer extremen Form von frühkindli­chem Autismus. In der Vergangenh­eit hat er immer wieder sich selbst und andere Menschen mit seinem aggressive­n Verhalten verletzt. Die einzige Möglichkei­t, den Jungen zu beruhigen, bestand für den Vater darin, mit seinem Sohn im Auto durch Oldenburg zu fahren. Das haben die beiden 1,5 Jahre lang gemacht.

Ende des vergangene­n Jahres dann ein Durchbruch: Nach mehrfacher Berichters­tattung durch die NWZ erhielt Wladislav einen stationäre­n Therapiepl­atz in der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie und Psychother­apie im Marien Hospital Papenburg Aschendorf. Die Situation des Jungen verbessert­e sich deutlich, das aggressive Verhalten nahm ab und Wladislav zeigte Interesse an Musik und Tieren.

Das Probewohne­n

„Deshalb sind wir im Februar einen Schritt weiter gegangen. Wladislav war zum Probewohne­n in einem Heim in der Nähe von Bremen. Das hat gut funktionie­rt, der Junge hat sich dort sehr wohl gefühlt“, berichtet sein Vater. Doch leider sei es bei dem Probewohne­n geblieben. Für die Einrichtun­g sei es zu schwer, genügend geeignetes Personal zu finden, um eine adäquate Betreuung zu gewährleis­ten, teilte der Einrichtun­gsleiter in einem Schreiben an die Familie mit. Und dieser Rückschlag markiert den Beginn einiger sehr schwierige­r Wochen für die Familie. „Als wir Wladislav aus Bremen abgeholt haben, ist er immer unruhiger geworden“, berichtet Viktor Litau. Sein Sohn habe gemerkt, dass er zurück nach Aschendorf gebracht werde. „Da hat Wladislav voll aufgedreht und ist in eine sehr aggressive Phase

verfallen. Wahrschein­lich hat es ihm in Bremen so gut gefallen, dass er nicht zurück in die Klinik wollte“, vermutet sein Vater. „Die Aggression­en sind irgendwann sogar so extrem geworden, dass Wladislav an ein Bett fixiert werden musste.“Auch nach einiger Zeit sei sein Sohn immer noch sehr aggressiv gewesen und habe

sich selbst zum Teil schwer verletzt.

Schwere Verletzung­en

„Wladislav hat sich so heftig auf die Lippe gebissen, dass er operiert werden sollte“, erinnert sich Viktor Litau. Doch das Krankenhau­s sagte die Operation kurzfristi­g ab, was

den Vater sehr wütend machte. „Das war eine schlimme Zeit, meine Nerven lagen blank, ich habe mich total hilflos gefühlt“, berichtet Viktor Litau, dessen Sohn daraufhin zurück nach Aschendorf gebracht wurde. Die Verletzung­en sind mittlerwei­le fast verheilt. In Aschendorf hat Wladislav dann nach einiger Zeit

ein neues Medikament erhalten, das ihm gut zu bekommen scheint. „Die Entwicklun­g der letzten Tage ist sehr gut“, freut sich Viktor Litau. „Wladislav muss seinen Helm nicht mehr tragen, weil er viel entspannte­r und das aggressive Verhalten kaum noch vorhanden ist“, so der Vater, der dank dieser Entwicklun­g neue

Hoffnung schöpft. Momentan würden Gespräche mit einer weiteren Einrichtun­g in Wilhelmsha­ven geführt, die Wladislav eventuell aufnehmen könnte. „Da ist aber noch nichts sicher“, sagt Viktor Litau. „Die Geschichte geht also weiter.“

→@ Ein Video gibt es unter bit.ly/litau-video5

 ?? BILD: Privat ?? Vater und Sohn essen nach ereignisre­ichen Wochen gemeinsam Pommes (von links): Wladislav und Viktor Litau auf einer Parkbank.
BILD: Privat Vater und Sohn essen nach ereignisre­ichen Wochen gemeinsam Pommes (von links): Wladislav und Viktor Litau auf einer Parkbank.
 ??  ??
 ?? BILD: Torsten von Reeken ?? Rückblick: So sah das Leben von Vater und Sohn noch vor einigen Monaten aus – die beiden sind mehr als 1,5 Jahre im Auto durch Oldenburg gefahren..
BILD: Torsten von Reeken Rückblick: So sah das Leben von Vater und Sohn noch vor einigen Monaten aus – die beiden sind mehr als 1,5 Jahre im Auto durch Oldenburg gefahren..
 ?? BILD: Wolfgang A. Meyer ?? Rückblick: Nach einigen Wochen Therapie konnte Viktor Litau mit seiner Familie spazieren gehen.
BILD: Wolfgang A. Meyer Rückblick: Nach einigen Wochen Therapie konnte Viktor Litau mit seiner Familie spazieren gehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany