Autobahn-Anwohner klagen über Lärm und Dreck
Die Familien Janssen und Kern aus dem Kreis Friesland leben im Moment zwischen zwei Baustellen
Blauhand – So richtig ruhig war es bei Janssens und Kerns in Blauhand (Gemeinde Zetel, Kreis Friesland) noch nie. Nicht nur, dass sie an der vielbefahrenen Blauhander Straße leben, nur etwas mehr als 100 Meter weiter verläuft die Autobahn 29. Die letzten Monate waren aber selbst für ihre kracherprobten Ohren zuviel.
Denn an der Autobahnbrücke über die Blauhander Straße wird seit mehr als einem Jahr gearbeitet. Die beiden Brückenbauwerke sind marode und mussten deshalb abgerissen werden. Der erste Abriss erfolgte im März 2020, für die zweite Brücke rollten letztes Wochenende die Abrissbagger an. Nach dem Abriss folgt der Bau der neuen Brücke.
Aber nicht nur von der Autobahn kommt Lärm. Fast direkt gegenüber der Häuser von Kerns und Janssens laufen die Arbeiten für den Autohof Ellens. Da das Gelände für den Bau erst einmal angehoben werden soll, rollen dort Tag ein Tag aus die Laster vorbei.
Und es geht nicht nur um Lärm. „Es kann sich keiner vorstellen, was wir hier für Dreck haben“, sagt Heidi Janssen. Wäsche draußen aufzuhängen sei unmöglich, auf den Autos liege immer eine dicke Staubschicht. Mehrfach täglich werde die verschmutzte Fahrbahn mit einem Bürstenfahrzeug gereinigt, der Dreck dadurch aber hauptsächlich aufgewirbelt und in der Gegend verteilt. „Im Moment können wir nicht einmal in unsere Gärten gehen“, sagt Galiena Kern, die nebenan wohnt.
Im Hotel übernachtet
Immerhin: Als im März 2020 die erste der beiden Autobahnbrücken abgerissen wurde, bekamen sie eine Entschädigung in Höhe von 300 Euro. Denn es wurde auch nachts gearbeitet. Mit dem Geld konnten sie für ein paar Nächte ins Hotel gehen, um dem Abrisslärm zu entfliehen.
Dazu hatten sie eine Vereinbarung mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV) getroffen. Festgelegt wurde da auch: Wenn die zweite Brücke fällt, gibt es noch einmal 300 Euro. Dann wurde die neue Autobahn GmbH gegründet. Alle mit der NLSTBV getroffenen Verträge und Vereinbarungen gingen auf die neue GmbH über.
Missverständnis
Aber: „Dieses Mal haben wir keine Entschädigung bekommen“, sagt Torsten Janssen. Eine Begründung habe es nicht gegeben. Auf Nachfrage bei der Autobahn GmbH heißt es, es handele sich um ein Missverständnis. Natürlich werde man die mit der NLSTBV getroffenen Vereinbarungen einhalten. Die Entschädigungszahlung solle nachgeholt werden.