Historischer Einbruch bei Lehrstellen
Corona-Krise führt 2020 zu Minus von 9,4 Prozent – Schwerwiegende Folgen befürchtet
43,50 11,44 19,54 72,06 30,21 76,24 88,65 23,76 23,22 10,87
2,38 196,80 45,00 69,20 48,11 16,82 69,98 72,35 32,85
9,79 + 2,93% + 2,88% + 2,68% + 2,45% + 2,41% + 2,17% + 2,13% + 2,06% + 2,02% + 1,99%
– 3,17% – 2,48% – 2,36% – 2,19% – 2,16% – 1,87% – 1,80% – 1,70% – 1,59% – 1,56%
Zahl der Verkehrsjets, die Boeing im März ausgeliefert hat. Das waren sieben mehr als im Februar, teilte der US-Flugzeugbauer mit. Zudem holte Boeing Bestellungen für 196 neue Maschinen ein.
Wiesbaden/Berlin – Im Corona-Jahr 2020 haben so wenige Menschen in Deutschland eine Ausbildung begonnen wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge brach nach vorläufigen Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent auf 465 200 ein, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Als Grund nannten die Statistiker den Effekt der Corona-Krise auf den Ausbildungsmarkt.
Zwar seien die Ausbildungszahlen seit Jahren tendenziell rückläufig. „Der aktuelle Einbruch ist in seiner Höhe aber bislang einzigartig“, hieß es. Am stärksten davon betroffen waren die Bereiche Industrie und Handel (-11,9 Prozent) und das Handwerk (-6,6 Prozent).
Minus stärker als 2009
Der Rückgang ist stärker als 2009, als die Gesamtzahl der Neuverträge im Zuge der Finanzkrise um 7,6 Prozent geschrumpft war. Außerdem zählten die Statistiker seit 1991, als erstmals die Daten von West- und Ostdeutschland zusammengeführt wurden, keinen niedrigeren Stand an neuen Lehrverträgen.
Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, zeigte sich besorgt: „Azubis, die jetzt nicht ausgebildet werden, fehlen in der Zukunft als Fachkräfte“, sagte er. Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Elke Hannack, sieht indes kaum Entspannung für das anstehende Ausbildungsjahr: „Erste Rückmeldungen aus den Branchen zeigen, dass die Zahl der Ausbildungsverträge 2021 abermals sinken könnte.“
Die Pandemie hat nicht nur Ausbildungsmessen oder
Praktika ausgebremst. Auch die Firmen sind beim Anbieten neuer Ausbildungsplätze eher zurückhaltend. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung zufolge könnte in diesem Jahr jeder zehnte ausbildungsberechtigte Betrieb weniger Lehrstellen anbieten als im
Vorjahr. Die Bundesregierung will gegensteuern und stellt bis zu 700 Millionen Euro für die Sicherung von Ausbildungsplätzen zur Verfügung.
Jugendliche zweifeln
Verbände beobachten noch einen weiteren Effekt: Viele Jugendliche
fragen sich, ob eine Ausbildung unter den derzeitigen Bedingungen überhaupt Sinn macht. Sie bleiben wohl erst mal länger in der Schule oder Fachhochschule, vermutet der ZDH. Es gelte daher, junge Menschen von der Zukunftsfähigkeit der dualen Ausbildung zu überzeugen.
Rüdiger zu Klampen über den Ausbildungsmarkt