Warum Real-Markt nicht an Edeka ging
Bundeskartellamt erläutert Entscheidung zum Standort in Kreyenbrück
Oldenburg – Lange Zeit sah es so aus, als ob Edeka den zum Verkauf stehenden Real-Markt in Kreyenbrück übernehmen würde. Doch im März machte das Bundeskartellamt diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung und untersagte Edeka wegen wettbewerblicher Bedenken die Übernahme von bundesweit 21 Standorten – darunter auch dem am Alten Postweg in Oldenburg.
In dieser Woche nun hat das Kartellamt auf stolzen 441 Seiten seinen Beschluss inklusive Begründungen veröffentlicht. Allein zehn Seiten widmen die Wettbewerbshüter dem Markt in Kreyenbrück.
Wie ist das Kartellamt vorgegangen
Bei Fusionskontrollverfahren schaut sich das Bundeskartellamt sowohl die wettbewerblichen Auswirkungen auf Lebensmittelhersteller und Lieferanten (Beschaffungsseite) als auch gegenüber konkurrieVerbraucher
Nichts wird's mit einem Edeka-Markt am Real-Standort in Kreyenbrück
renden Händlern sowie Verbrauchern (Absatzseite) an. Aus Kundensicht ist vor allem letzteres interessant.
Wie wird der regionale Markt ermittelt
Entscheidend ist, aus welchem tatsächlichen regionalen Einzugsgebiet die Kunden eines Marktes kommen. Das Kartellamt orientiert sich dabei nicht starr an Stadt- oder Stadtteilgrenzen,
sondern an sogenannten Markträumen. Im konkreten Fall hat das Amt anhand von Daten der PaybackKundenkarten ermittelt, aus welchem Gebiet 90 Prozent aller Kunden des jeweiligen Real-Standortes kommen. Vertiefte Analysen wurden zudem für das sogenannte Kerngebiet erstellt, aus welchem zwei Drittel der Kunden eines Marktes stammen.
Dabei berücksichtigt das Amt neben SB-Warenhäusern, und Supermärkten auch Bio-Supermärkte, nicht aber Fachgeschäfte wie Bäckereien oder Drogerien. Als kritische Marke in einem regionalen Absatzmarkt gilt für die Wettbewerbshüter ein gemeinsamer Marktanteil der Edeka-Gruppe (zu der etwa auch der Discounter Netto gehört) inklusive der Real-Standorte von 35 bis 40 Prozent. Dann wird eine genauere Prüfung vorgenommen.
Was wurde bei Real in Kreyenbrück analysiert
Mit Blick auf den Real-Markt am Alten Postweg beschränkt sich der Marktraum nicht nur auf die Stadt Oldenburg, sondern verläuft etwa auch durch die Gemeinden Wardenburg, Großenkneten und Hatten. Insgesamt wurden laut Kartellamt rund 90 Standorte in die Berechnungen einbezogen, wobei auf die ersten 30 ein Marktanteil von rund 70 Prozent entfällt. Real betreibe dabei den umsatzstärksten Standort im Einzugsgebiet.
Zu welchem Ergebnis kommt das Kartellamt
Laut Kartellamt ist Edeka mit einem Anteil von 45 bis 50 Prozent jetzt schon klarer Marktführer im Marktraum rund um Real Kreyenbrück – und liegt auch über der kritischen Schwelle. Durch die Real-Übernahme würde der Marktanteil gar auf 50 bis 55 Prozent anwachsen. Mit deutlichem Abstand im Einzugsgebiet folgen Aldi, die SchwarzGruppe (u.a. Lidl) und Bünting (Combi, Famila) mit Anteilen von je 10 bis 15 Prozent. Auch im Kerngebiet komme Edeka aktuell schon auf einen Marktanteil von 35 bis 40 Prozent und würde inklusive Real auf 45 bis 50 Prozent anwachsen.
Fazit des Amts: Durch die Übernahme des Real-Marktes durch Edeka würden „erhebliche unilaterale Effekte“auftreten, „die eine erhebliche Behinderung wirksamen Wettbewerbs bewirken und darüber hinaus eine marktbeherrschende Stellung begründen bzw. verstärken würden“.