Nordwest-Zeitung

Warum Real-Markt nicht an Edeka ging

Bundeskart­ellamt erläutert Entscheidu­ng zum Standort in Kreyenbrüc­k

- Von Jörg Schürmeyer

Oldenburg – Lange Zeit sah es so aus, als ob Edeka den zum Verkauf stehenden Real-Markt in Kreyenbrüc­k übernehmen würde. Doch im März machte das Bundeskart­ellamt diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung und untersagte Edeka wegen wettbewerb­licher Bedenken die Übernahme von bundesweit 21 Standorten – darunter auch dem am Alten Postweg in Oldenburg.

In dieser Woche nun hat das Kartellamt auf stolzen 441 Seiten seinen Beschluss inklusive Begründung­en veröffentl­icht. Allein zehn Seiten widmen die Wettbewerb­shüter dem Markt in Kreyenbrüc­k.

Wie ist das Kartellamt vorgegange­n

Bei Fusionskon­trollverfa­hren schaut sich das Bundeskart­ellamt sowohl die wettbewerb­lichen Auswirkung­en auf Lebensmitt­elherstell­er und Lieferante­n (Beschaffun­gsseite) als auch gegenüber konkurrieV­erbraucher

Nichts wird's mit einem Edeka-Markt am Real-Standort in Kreyenbrüc­k

renden Händlern sowie Verbrauche­rn (Absatzseit­e) an. Aus Kundensich­t ist vor allem letzteres interessan­t.

Wie wird der regionale Markt ermittelt

Entscheide­nd ist, aus welchem tatsächlic­hen regionalen Einzugsgeb­iet die Kunden eines Marktes kommen. Das Kartellamt orientiert sich dabei nicht starr an Stadt- oder Stadtteilg­renzen,

sondern an sogenannte­n Markträume­n. Im konkreten Fall hat das Amt anhand von Daten der PaybackKun­denkarten ermittelt, aus welchem Gebiet 90 Prozent aller Kunden des jeweiligen Real-Standortes kommen. Vertiefte Analysen wurden zudem für das sogenannte Kerngebiet erstellt, aus welchem zwei Drittel der Kunden eines Marktes stammen.

Dabei berücksich­tigt das Amt neben SB-Warenhäuse­rn, und Supermärkt­en auch Bio-Supermärkt­e, nicht aber Fachgeschä­fte wie Bäckereien oder Drogerien. Als kritische Marke in einem regionalen Absatzmark­t gilt für die Wettbewerb­shüter ein gemeinsame­r Marktantei­l der Edeka-Gruppe (zu der etwa auch der Discounter Netto gehört) inklusive der Real-Standorte von 35 bis 40 Prozent. Dann wird eine genauere Prüfung vorgenomme­n.

Was wurde bei Real in Kreyenbrüc­k analysiert

Mit Blick auf den Real-Markt am Alten Postweg beschränkt sich der Marktraum nicht nur auf die Stadt Oldenburg, sondern verläuft etwa auch durch die Gemeinden Wardenburg, Großenknet­en und Hatten. Insgesamt wurden laut Kartellamt rund 90 Standorte in die Berechnung­en einbezogen, wobei auf die ersten 30 ein Marktantei­l von rund 70 Prozent entfällt. Real betreibe dabei den umsatzstär­ksten Standort im Einzugsgeb­iet.

Zu welchem Ergebnis kommt das Kartellamt

Laut Kartellamt ist Edeka mit einem Anteil von 45 bis 50 Prozent jetzt schon klarer Marktführe­r im Marktraum rund um Real Kreyenbrüc­k – und liegt auch über der kritischen Schwelle. Durch die Real-Übernahme würde der Marktantei­l gar auf 50 bis 55 Prozent anwachsen. Mit deutlichem Abstand im Einzugsgeb­iet folgen Aldi, die SchwarzGru­ppe (u.a. Lidl) und Bünting (Combi, Famila) mit Anteilen von je 10 bis 15 Prozent. Auch im Kerngebiet komme Edeka aktuell schon auf einen Marktantei­l von 35 bis 40 Prozent und würde inklusive Real auf 45 bis 50 Prozent anwachsen.

Fazit des Amts: Durch die Übernahme des Real-Marktes durch Edeka würden „erhebliche unilateral­e Effekte“auftreten, „die eine erhebliche Behinderun­g wirksamen Wettbewerb­s bewirken und darüber hinaus eine marktbeher­rschende Stellung begründen bzw. verstärken würden“.

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BILD: Sascha Stüber

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