Strippenzieher hinter dem Machtkampf
Wer im Rennen von Laschet und Söder um die Kanzlerkandidatur eine besondere Rolle einnimmt
Berlin – Angela Merkel (CDU) mischt sich nicht ein. „Ich wollte, will und werde mich da heraushalten“, befand die Kanzlerin Anfang der Woche. Wen sie gern als ihren Nachfolger sehen würde, CDU-Chef Armin Laschet oder den CSUVorsitzenden Markus Söder, bleibt das Geheimnis der Regierungschefin. Im brachialen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur müssen sich die beiden Unions-Matadore auf andere verlassen. Der Wahlkampf naht. Wem kommt jetzt im Schwesternzoff eine besondere Rolle zu? Der Freitag als „Tag der Tage“in der K-Frage war von beiden Seiten angedeutet worden, doch eine Entscheidung gibt es noch nicht.
■ Volker Bouffier
Der hessische Ministerpräsident ist der Elder Statesman der CDU. Zwar sind seine Monologe in den Gremien gefürchtet, aber aufgrund seiner Autorität gilt er im Moment als Strippenzieher hinter den Kulissen. Wenn jemand für die CDU-Granden Laschet beibringen muss, dass sein Kampf doch verloren ist, dann Bouffier. Und wenn jemand Söder erklären soll, dass die CDU-Führung nicht gedenkt, von Laschets Seite zu weichen, dann der 69-Jährige. Bouffier ist eine der Schlüsselfiguren zur Lösung des Konflikts.
■ Markus Blume
Der CSU-Generalsekretär ist in Berlin immer an der Seite Söders. Blume sekundiert seinem Chef bis zur Selbstaufgabe. Neulich wurde er in einer Talkshow regelrecht verlacht, als er behauptete, bei den Grünen rede keiner von „irgendwelchen Brutalitäten“. Wohl wissend, dass deren Kandidatensuche viel gesitteter abläuft.
Auch wenn Söder nur sich selbst vertraut, Blume ist sein verlängerter Arm in die Partei hinein, zur Basis, von der er sich voll unterstützt sieht. Der 46-Jährige müsste für einen Kanzlerkandidaten Söder den Wahlkampf managen – über Bayern hinaus.
■ Paul Ziemiak
Armin Laschets Generalsekretär gilt als sehr gut vernetzt, er hat den programmatischen Erneuerungskurs der Union eingeleitet. Nach Annegret Kramp-Karrenbauer dient er auch dem neuen Vorsitzenden loyal. Mit Ziemiak beriet sich Laschet direkt nach der für ihn gruseligen Sitzung der Unionsfraktion am Dienstag. Die Stimmung pro Söder dort hat auch der Generalsekretär offenbar unterschätzt. Obwohl er selbst Bundestagsabgeordneter ist. Sollte Laschet Kanzlerkandidat
der Union werden, wird der 35-Jährige sein wichtigster Wahlkampfmanager.
■ Alexander Dobrindt
Als bester Freund Söders gilt der CSU-Landesgruppenchef
nicht. Aber Dobrindt vertritt das Söder-Prinzip: Mit harter Hand lenkt er die Landesgruppe, die geschlossen hinter ihrem Ministerpräsidenten zu stehen hat. Auch dort geht die Angst um, mit einem Kanzlerkandidaten Laschet bei der Bundestagswahl noch schlechter abzuschneiden als 2017. Dobrindt hat kein Problem, die Realitäten für seinen Vorsitzenden zu biegen. Am Dienstag sprach er von einem „einwandfreien Stil“bei der Kandidatenfindung.
■ Nathanael Liminski
Liminski ist der wichtigste Ratgeber Laschets. Er ist Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei. Als offensiv, eloquent und vor allem wertkonservativ wird der 35-Jährige beschrieben. Bei Laschets bundespolitischen Ambitionen soll er die treibende Kraft sein.