Nordwest-Zeitung

Beraten und nachbesser­n

- Von Gernot Heller, Büro Berlin

Viele sind sicherlich hin und hergerisse­n. Auf der einen Seite möchte man, blickt man auf die Infektions­zahlen, die Politikeri­nnen und Politiker wütend anfeuern, noch mehr Tempo zu machen beim Kampf gegen die Corona-Pandemie. Gerade die Alarmrufe der Intensivme­diziner, die Berichte von Engpässen in immer mehr Kliniken bei der Notversorg­ung von Corona-Kranken, machen deutlich: Es drängt, ganz gewaltig. Die Rufe, dass jeder Tag zählt, sind weit ernster zu nehmen, als vieles, was man sonst aus der Politik hört.

Doch dennoch: Gerade bei Gesetzen, die mit heißer Nadel genäht werden, drohen leicht handwerkli­che wie inhaltlich­e Fehler. Daher ist es trotz dieser aktuell so angespannt­en Lage nachvollzi­ehbar und sinnvoll, wenn man sich zumindest einen kleinen Moment nimmt, um das anstehende Maßnahmenp­aket im parlamenta­rischen Verfahren kurz und intensiv zu beraten. Schließlic­h geht es um Einschneid­endes, um massive Grundrecht­seingriffe, wie etwa die nächtliche Ausgangssp­erre. Wenn das Vorhaben wirklich am nächsten Mittwoch abschließe­nd im Bundestag und Bundesrat beschlosse­n wird, dann sollte man das akzeptiere­n. Dabei macht eines Mut: Im Bundestag gab es aus den Koalitions­parteien einige Signale der Bereitscha­ft, hier und da noch schnell nachzubess­ern, Schwachste­llen auszuräume­n, auch solche, die das Vorhaben rechtlich angreifbar machen. Es gibt nämlich in der Opposition Vorschläge, die es wert sind, noch berücksich­tigt und in das Paket aufgenomme­n zu werden. Was uns in diesen Zeiten allerdings gar nicht weiterhilf­t, das ist, wenn manche Politiker die Corona-Debatte zum Anlass für den Austausch altbekannt­er und ideologisc­h gefärbter Grundposit­ionen nutzen.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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