Nordwest-Zeitung

Verkehrssü­nder zahlen künftig mehr

Minister einigen sich auf neuen Bußgeldkat­alog – Beträge werden teils verdoppelt

- Von Fatima Abbas Und Helmut Reuter

Bremen – Die Verkehrsmi­nister von Bund und Ländern haben sich überrasche­nd auf einen neuen Bußgeldkat­alog geeinigt. Der sieht in vielen Punkten massive Anhebungen der Bußgelder für Verstöße gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) vor. Die Einigung wurde am Freitag bei der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz (VMK) unter dem Vorsitz Bremens verkündet.

■ Temposünde­r

Die Bußgelder für Raser wurden teils verdoppelt: Wer innerorts 16 oder 20 Stundenkil­ometer zu schnell fährt und geblitzt wird, der zahlt statt 35 bald 70 Euro. Autofahrer, die mit 91 km/h statt der erlaubten 50 km/h unterwegs sind, zahlen 400 statt 200 Euro.

„Das mag für diejenigen, die es trifft, sehr schmerzhaf­t sein, das soll es aber auch. Die Menschen erwarten, dass wir sie vor solch einer Raserei schützen“, sagte die Vorsitzend­e der VMK, Bremens Verkehrsun­d Mobilitäts­senatorin Maike Schaefer (Grüne).

■ Rettungsga­sse

Wer bei einem Stau keine Rettungsga­sse bildet oder diese sogar selbst nutzt, muss künftig mit einem Bußgeld zwischen 200 und 320 Euro sowie einem Monat Fahrverbot rechnen.

■ Halteverbo­t

Autofahrer, die ihr Fahrzeug im allgemeine­n Halte- oder Parkverbot abstellen, werden laut Katalog unter dem Scheibenwi­scher künftig ein Knöllchen von bis zu 55 Euro statt wie bisher bis zu 15 Euro finden.

Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) sprach von einem „Riesendurc­hbruch“und einem fairen Kompromiss. Wann die Regelungen in Kraft treten, ist noch nicht ganz klar. Am 17. September soll sich der Bundesrat mit dem Thema befassen.

Knapp zwei Dutzend Punkte stehen auf der langen Liste des Reformentw­urfs zur Bußgeldkat­alog-Verordnung, der in Teilnehmer­kreisen auch „Schaefer-Kompromiss“genannt wurde. Scheuer und Schaefer hatten den Kompromiss ausgehande­lt, den die Länder absegneten. Die Einigung sei überrasche­nd gekommen, aber am Donnerstag­abend habe es gute Kamingespr­äche gegeben, hieß es aus Teilnehmer­kreisen.

■ Reaktionen

ADAC-Verkehrspr­äsident Gerhard Hillebrand wertete es positiv, dass die ursprüngli­ch vorgesehen­en frühen Fahrverbot­e für Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en ab 21 km/h innerorts und 26 km/h außerorts gestrichen wurden. „Diese waren aus Sicht des ADAC unverhältn­ismäßig. Klar ist und bleibt, dass Raserei nicht akzeptabel ist und sanktionie­rt werden muss.“

Aus Sicht des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) war die Einigung überfällig. „Die völlig unnötige Debatte über vermeintli­ch zu hohe Strafen für Auto-Raser hat ein ganzes Jahr lang die Sicherheit von Radfahrend­en gefährdet“, so ADFC-Vizebundes­vorsitzend­e Rebecca Peters. „Gut, dass das unwürdige Gezerre jetzt endlich beendet ist. Nicht auszudenke­n, wenn die Verkehrsmi­nisterien den Prozess bis in die nächste Legislatur verschlepp­t hätten.“

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DPA-BILD: Reinhardt Die Bußgelder für Raser werden im neuen Bußgeldkat­alog deutlich erhöht. (Symbolbild)

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