Nordwest-Zeitung

„Krisenmana­gement kleinteili­g“

Kommunen kritisiere­n Teststrate­gie für die Kitas

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Herr Schwind, auch in Kindergärt­en sollen Mitarbeite­r auf das Corona-Virus getestet werden. In Schulen wird bereits getestet. Was stört Sie daran? Schwind: Trotz der großen Krise, in der wir stecken, handelt das Land kleinteili­g. Ein Beispiel: Für Schüler und Lehrkräfte beschafft das Land die Tests zentral, nicht aber für die Beschäftig­ten an den Schulen. Denn Schulhausm­eister und Sekretärin­nen werden von den Kommunen bezahlt. Wir meinen, das Land muss für die gesamte Schulgemei­nschaft Tests kaufen und bezahlen.

Und bei den rund 6000 Kitas in Niedersach­sen? Schwind: Es gibt bis jetzt keine zugelassen­en und geeigneten Corona-Schnelltes­ts für Kinder unter sechs Jahren. Daher ist es besonders wichtig, dass das Personal getestet wird. Hier kritisiere­n wir, dass das Land sich nur mit 50 Prozent an den Kosten beteiligt. Den Rest zahlen die Träger, darunter die Kirchen und Kommunen. Das ist kleinkarie­rt, denn andere Bundesländ­er übernehmen die Kosten komplett. Es gibt einen großen gesellscha­ftlichen Konsens, Kitas und Schulen so lange wie möglich offen zu halten. Dazu gehört ein gutes Testregime.

Das Land beklagt die hohen Kosten für die Testungen. Schwind: Mit dieser Kleinteili­gkeit im Krisenmana­gement kommen wir – angesichts der Gesamtkost­en der Pandemie – nicht weiter. Vielmehr führt das Klein-Klein zu weiterer Bürokratie. Denn die Träger und das Land müssen ja Personal für die Abrechnung­en der Testkits beschäftig­en. Es wäre klüger, wenn das Land Beschaffun­g und Finanzieru­ng übernimmt. Die Kommunen verteilen dezentral.

Welche Kosten erwarten Sie? Schwind: Das lässt sich noch nicht beziffern. Wir bekommen aber eine neue Situation, weil die Arbeitssch­utzverordn­ung des Bundes mit Schnelltes­tangeboten für alle Arbeitgebe­r gilt – auch für die kommunalen. Uns ärgert auch, dass beispielsw­eise das Land ohne Absprache mit den Spitzenver­bänden nun die Kosten für die teuren PoC-Fremdtests der Kita-Mitarbeite­r nicht mehr übernimmt.

Hat das Kultusmini­sterium den Überblick verloren? Schwind: Vieles ist gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Ein Beispiel: In der neuen Corona-Verordnung ist die Testpflich­t an Schulen viel zu weitgehend formuliert. Nun muss klargestel­lt werden, dass nur diejenigen getestet werden müssen, die auch Kontakt zur Schulgemei­nschaft haben. Derzeit müssten nach dem Wortlaut auch Handwerker oder andere Personen auf dem Schulgelän­de ohne Kontakt zur Schulgemei­nschaft getestet werden. Das hat diese Woche für viel Verärgerun­g vor Ort gesorgt.

Wie geht es nun weiter? Schwind: Wir hoffen sehr, dass die neue Corona-Verordnung des Landes eine entspreche­nde Änderung enthält. Zu dem Entwurf gibt es eine vom Kultusmini­sterium auf unseren Druck vorgelegte Neufassung für Paragraf 13. Die mühsam von uns erkämpfte Klarstellu­ng hilft, dass die wichtigen Bauarbeite­n in den Schulen, insbesonde­re zur Digitalisi­erung, nun hoffentlic­h weiter störungsfr­ei ablaufen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany